Für Schulpsychologen gibt es Arbeit, aber kein Geld
In Tschechien gehen die Kinder und Jugendlichen nun wieder zur Schule. Der Distanzunterricht, der wegen der Corona-Pandemie fast ein Jahr lang durchgeführt wurde, hat allerdings seine Spuren hinterlassen. Es gibt viel Arbeit für die Schulpsychologen. Aber nicht jede Einrichtung hat einen solchen zur Verfügung.
„In der Schule können sich die Kinder auch zwanglos treffen, in den Pausen etwa oder nach dem Unterricht. Sie können sich darüber austauschen, was sie im Fernsehen gesehen haben oder ob das Schulessen heute geschmeckt hat.“
So beschreibt Jan Mareš die Vorteile des Präsenzunterrichts, die die Schüler Tschechiens seit wenigen Wochen wieder genießen können. Der Vorsitzende des Verbandes der Schulpsychologen resümiert, dass die Kinder und Jugendlichen ein ganzes Jahr lang hauptsächlich vor dem Computer verbracht haben. Dies hätte bei vielen zur Verschlechterung der kommunikativen Fähigkeiten geführt:
„Im gewöhnlichen Leben geht es zum Beispiel nicht, dass man einfach den Lautsprecher ausschaltet, wenn der Gesprächspartner etwas sagt, was einem nicht gefällt.“
Nachdem die Schulen im Land nun wieder geöffnet haben, beobachten die Lehrer häufig, dass die Kinder müde sind, weil sie das frühe Aufstehen verlernt haben. Zudem haben die Schüler Schwierigkeiten, sich im Unterricht zu konzentrieren. Dabei könnte ein Schulpsychologe helfen. Die Schulleiter stoßen aber auf finanzielle Hürden. Etwa Vratislav Sedlák, Direktor der Grundschule in Kunštát / Kunstadt:
„Wir müssen uns in schablonenhafte Vorgaben einpassen, um Geld zu bekommen. Wenn dies klappt, ist es zwar gut und schön. Aber jedes Projekt endet irgendwann, und dann wissen wir nicht, wie wir die Stelle weiter bezahlen sollen.“
Die kurze Laufzeit dieser Projekte hält auch Schuldirektor František Vrána für einen Schwachpunkt. Er ist einer Grundschule in Moravský Krumlov / Mährisch Kromau:
„Ein Psychologe ist gut, aber er muss für längere Zeit an der Schule bleiben. Nicht nur für ein oder zwei Jahre, wie es die Projekte vorsehen.“
Oftmals können Schulen auch nur eine halbe Stelle mit einem solchen Mitarbeiter besetzen. Die Sprecherin des Bildungsministeriums, Aneta Lednová, verweist derweil auf andere Hilfsangebote:
„Neben den Schulpsychologen und Präventionsmethoden bieten das Bildungsministerium und das Nationale Pädagogische Institut weitere Instrumente an. Die Schulen können Online-Programme und Internet-Aktivitäten anfordern, die einem Risikoverhalten vorbeugen sollen. Außerdem gibt es methodische Unterstützung für schulische Beratungseinrichtungen.“
Im Ministerium plant man nun eine Änderung bei der Finanzierung von Schulpsychologen. In Zukunft sollen die Schulen nicht mehr selbst einzelne Projekte beantragen müssen. In Aussicht steht eine systematische Geldvergabe nach einheitlichen Regeln.
Im südmährischen Kyjov / Gaya will man darauf aber nicht warten. Die Stadt zahlt die Psychologen für die von ihr verwalteten Schulen kurzerhand aus dem öffentlichen Haushalt. Weil diese Problematik landesweit von den Bildungseinrichtungen ganz unterschiedlich gehandhabt wird, gibt es große regionale Unterschiede bei der Anzahl der zur Verfügung stehenden Schulpsychologen. Im Kreis Südmähren sind statistischen Angaben zufolge fast 130 solcher Stellen besetzt, im Kreis Karlovy Vary / Karlsbad hingegen nur neun.