Der Böhmerwald in Gedichten von Johann Peter und Fotos von Petr Moravec

Der Dichter Johann Peter (1858-1935) ist in Tschechien nur unter literarisch interessierten Böhmerwaldfans bekannt. Seine Gedichte sind nie auf Tschechisch erschienen. Der aus České Budějovice / Budweis stammende Fotograf Petr Moravec hat jedoch einen tschechisch-deutschen Bildband herausgegeben, in dem er seine Fotografien aus dem Böhmerwald zusammen mit Johann Peters Versen präsentiert. Gernot Peter ist ein Nachkomme des Dichters. Während des sogenannten Böhmerwaldseminars, das vor kurzem in Klatovy / Klattau stattfand, hat er nicht nur das zweisprachige Buch vorgestellt, sondern auch seine Forschungen zu Johann Peter.

Gernot Peter | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Herr Peter, Sie haben während des Böhmerwaldseminars in Klatovy einen zweisprachigen Bildband vorgestellt, in dem Gedichte Ihres Vorfahren Johann Peter zu lesen und Fotos von Petr Moravec zu sehen sind. Wie ist das Buch entstanden?

„Wir vom Böhmerwaldmuseum in Wien sind von Fotograf Petr Moravec und seinem Verleger Radek Gális angesprochen worden, ob es nicht möglich wäre, Material für dieses Buch zur Verfügung zu stellen. Die Gedichte von Johann Peter waren schon übersetzt, aber Hintergrundinformationen zum Dichter haben gefehlt. Ich wurde dabei gebeten, ein Vorwort zu schreiben. In einem Gespräch, das wir in Budweis über das Projekt geführt haben, stellte sich heraus, dass das Buch in Tschechisch geplant war. Mein Vorschlag lautete dann, es zweisprachig zu veröffentlichen. Das wurde aufgenommen, und so ist der Bildband entstanden. Es war eine Initiative der beiden Herren aus Budweis, und ich habe gern mitgearbeitet.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Sind Sie ein direkter Nachkomme des Schriftstellers Johann Peter?

„Nein, aber Johann Peters ältester Bruder war mein Ururgroßvater. Ich bin also sein Ururgroßneffe, habe mich aber bei der Familienforschung mit seinem Schicksal und dem Schicksal seiner Familie sehr beschäftigt.“

In Ihrem Vortrag haben Sie mehrere interessante Details über den Dichter erwähnt. Wie lange haben Ihre Nachforschungen gedauert?

„Ich habe in meiner frühen Jugend begonnen, die Bücher von Johann Peter zu lesen und war durchaus fasziniert von ihm.“

„Das sind sicher viele Jahre gewesen. Ich habe in meiner frühen Jugend begonnen, die Bücher von Johann Peter zu lesen und war durchaus fasziniert von ihm. Dann habe ich weitergeforscht, bin in die Archive gegangen und habe sehr viel mit Zeitzeugen und Verwandten gesprochen. So sind nach und nach diese Sammlungen an Daten, Fotos und Familienereignissen entstanden. Ich beschäftige mich damit etwa seit 30 Jahren.“

Mit wem würden Sie Johann Peter als Böhmerwaldschriftsteller vergleichen? Er hat allerdings nicht nur über den Böhmerwald geschrieben…

„Vergleichbar ist er mit dem steirischen Dichter Peter Rosegger, der ihn entdeckt und gefördert hat.“

„Er hat über den Böhmerwald, aber auch über seine Zeit in Niederösterreich als junger Lehrer und Schulleiter geschrieben. Prinzipiell ist der Böhmerwald sein Hauptgebiet gewesen. Johann Peter hat aber auch verschiedene Artikel über Ereignisse in ganz Böhmen und in Österreich verfasst. Zudem schrieb er über Orte und Schriftsteller. Vergleichbar ist er mit dem steirischen Dichter Peter Rosegger (1843-1918, Anm. d. Red.), der ihn entdeckt und gefördert hat. Mit den anderen Böhmerwaldschriftstellern würde ich ihn nicht im Vergleich sehen. Er schreibt in seinen Landschaftsbeschreibungen zwar nicht so ausführlich, aber ist doch ein bisschen von Stifter beeinflusst. Sonst haben ihn vor allem seine Lehrer geprägt wie unter anderem Dr. Franz Herold. Schriftsteller, die ihn wirklich stark beeinflusst haben und die sich in seinem Stil wiederfinden, würde ich außer Stifter und Rosegger keine finden.“

In Tschechien ist von den Böhmerwaldschriftstellern fast nur Karel Klostermann bekannt. Mit ihm hatte Peter vermutlich nicht viel gemeinsam?

Zephyrin Zettl | Quelle: Tschechische Akademie der Wissenschaften

„Meines Wissens gab es da keine Bekanntschaft oder persönliche Beziehung. Er kannte andere Literaten, zum Beispiel stand er mit dem Dichter Zephyrin Zettl (1876-1935, Anm. d. Red.) in persönlichem Kontakt – aber auch mit weiteren Schriftstellern. Das ist auch in seiner Zeitschrift ,Der Böhmerwald‘ nachzulesen, die um die Jahrhundertwende erschienen ist. Da sind viele dieser Bekanntschaften dokumentiert, wobei ich denke, dass sich dies in erster Linie auf schriftlichen Kontakt bezogen hat.“

Johann Peter stammte aus Bučina / Buchwald. Dort steht heute nur noch ein Gebäude, das aber erst nach der Wende neu erbaut wurde. Und eine kleine Kapelle gibt es dort auch. Sind sie dorthin auf seinen Spuren gegangen?

„Es war sehr spannend, als ich das erste Mal in Bučina war und mir sein Enkel, der in Vilshofen bei Passau lebt, die Grundmauern des Geburtshauses gezeigt hat. Da sind ein paar Steine zu sehen, ein Brunnentrog ist dort, einige Blumen waren zu erkennen von dem von ihm zitierten und geschilderten Blumengarten seine Mutter. Sonst ist das Haus dem Erdboden gleichgemacht wie auch die anderen Häuser in diesem Ort. Man sieht noch Fundamente und Reste von Kellergewölben. Ich fand es sehr spannend, das alles zu entdecken und zu erforschen. Umso schöner war es für mich, als vor einigen Jahren an dem Platz, an dem sein Geburtshaus stand, eine Gedenktafel im Andenken an seinen 150. Geburtstag angebracht wurde.“

Johann Peter | Quelle:  Wikimedia Commons,  public domain

Johann Peter hat auch an der „Knabenvolksschule“ in Prachatice / Prachatitz gearbeitet. Gibt es dort im Museum oder im Archiv Spuren von ihm, die an seine Tätigkeit in der Stadt erinnern?

„Das wäre ein Feld, das man noch im Archiv in Prachatice erforschen müsste. Was er in Prachatice geleistet hat, hat er in seinen Büchern beschrieben und in der Zeitschrift, die ich erwähnt habe. Die Zeitschrift wurde um die Jahrhundertwende von Prachatitz aus veröffentlicht worden. Es war eigentlich eines seiner Hauptwerke, die nicht nur seine eigene Geschichte beinhaltete, sondern auch eine Menge vom damaligen Kulturleben dokumentiert hat. Ob es im Archiv von Prachatice noch Unterlagen gibt, ist mir nicht bekannt. Wir wissen, in welchem Haus er dort gewohnt hat. Aber wie er sich dort im Kulturleben verewigen konnte, das müsste man erforschen.“

Haben Sie selbst die Gedichte ausgewählt, die in dem neuen Bildband veröffentlicht wurden?

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Die Gedichte hat der Fotograf Petr Moravec ausgewählt, sie sind schon von Jan Mareš übersetzt gewesen. Jan Mareš würde ich als eine lebende Legende der Südböhmischen Bibliothek bezeichnen. Er hat vor Jahren eine Auswahl von Peters Gedichten übersetzt. Uns war klar, dass wir nur jene Gedichte in den Band aufnehmen wollen, die bereits ins Tschechische übersetzt wurden. So erhält auch der tschechische Leser einen Eindruck von Johann Peters Poesie. Erwähnenswert ist, dass Jan Mareš die Gedichte nicht wörtlich übersetzt hat, sondern so, dass sich die Verse einerseits reimen, und andererseits sehr gefühlvoll das zum Ausdruck bringen, was der Dichter ausdrücken wollte.“

Hat Petr Moravec die Fotos speziell zu den Gedichten gemacht, oder gab es sie bereits vorher?

Foto:  © Petr Moravec

„Petr Moravec hatte die Fotos schon vorher aufgenommen. Es ist zeitaufwendig, diese wunderschönen Naturaufnahmen je nach Wetterlage, nach Tageszeit so hinzubringen, wie er das gemacht hat. Zu den Gedichten sagte er selbst, als er sie zum ersten Mal las, sie würden genau die Stimmung seiner Fotos ausdrücken. Darum wollte er die Bilder mit den Gedichten kombinieren. Er hat dann selbst die Auswahl getroffen, sodass zu den jeweiligen Gedichten auch die entsprechenden Fotos hinzugefügt wurden, die für ihn die Stimmung am besten ausdrücken.“

Kennen Sie alle Orte, die auf den Fotos zu sehen sind?

Foto:  © Petr Moravec

„Die meisten schon. Zumindest jene, die lokalisierbar sind, sind mir gut bekannt. Die Landschaft im Nationalpark Böhmerwald ist wunderschön.“

Das Buch wurde in Budweis vorgestellt, aber dann begann die Corona-Zeit. Wie waren bisher die Reaktionen auf den Bildband?

Gedenkstein für Johann Peter in Bučina | Foto: Mojmír Churavý,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

„Die Reaktionen waren durchweg positiv, weil das Buch hochqualitativ produziert wurde. Die Veranstaltung damals im Spätherbst 2019 in Budweis war gut besucht und hatte auch in der Presse ein sehr positives Echo. Das Buch ist – wie wir in Österreich sagen – weggegangen wie ,warme Semmeln‘. Alle Exemplare, die ich für das Böhmerwaldmuseum in Wien gekauft hatte, waren binnen kürzester Zeit vergriffen. Der erste Verkaufserfolg war durchaus gegeben. Man müsste jetzt mit Petr Moravec über die weitere Entwicklung sprechen. Aber das Buch ist nach wie vor im Handel erhältlich.“

Der Bildband heißt „Der Böhmerwald, seine Poesie und Magie“ und kann beim Böhmerwaldmuseum bestellt werden: [email protected]. Mehr über das Buch erfahren Sie auch unter https://petr-moravec.cz/buch/.

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