Fußball: Sparta Prag bezwingt die Rangers mit 10.000 Kindern im Rücken
Am Donnerstag wurde der zweite Spieltag in den Gruppen zweier europäischer Fußballwettbewerbe ausgetragen. Die drei tschechischen Teams glänzten diesmal weniger als zum Auftakt, denn nur Sparta Prag konnte gewinnen – und zwar mit 1:0 gegen die Glasgow Rangers in der Europa League. Slavia Prag und Jablonec nad Nisou / Gablonz mussten dagegen in der Conference League jeweils Auswärtsniederlagen einstecken.
Die Begegnung zwischen Sparta Prag und den Glasgow Rangers stand unter besonderen Vorzeichen. Wegen einer Strafe der Uefa, die rassistische Äußerungen von Sparta-Fans in einer vorherigen Partie ahndete, mussten die Tschechen ihr Heimspiel ohne zahlende Zuschauer austragen. Dennoch verfolgten rund 10.000 Menschen die Begegnung live, und zwar Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren mitsamt ihren Betreuern. Sie wurden auf Basis einer Ausnahmegenehmigung kostenlos ins Stadion gelassen und waren dann auch zu hören.
Ganz besonders laut wurden die Minderjährigen in der 29. Spielminute, als Spartas Außenverteidiger Dávid Hancko zum 1:0 für die Gastgeber einköpfte. Dieser Treffer war letztlich das Siegtor für die Prager, doch nicht nur deshalb wird dem slowakischen Torschützen das Match noch lange in Erinnerung bleiben:
„Es war, ich weiß nicht warum, sehr herzergreifend, als wir auf das Feld vor so vielen kleinen Zuschauern einliefen. Das habe ich so in meinem Leben noch nicht erlebt, die Stimmung schon beim Aufwärmen und während des gesamten Spiels war ausgezeichnet. Mit unserer Leistung und dem Sieg haben wir ihnen die tolle Unterstützung zurückgezahlt. Es war ein unvergesslicher Abend.“
Hanckos Mannschaftskollege Ondřej Čelůstka sah es nicht anders:
„Wir sind hocherfreut, dass es heute hier nicht leise war, so viele Kinder ins Stadion kamen und für eine großartige Stimmung gesorgt haben. Ihre Anfeuerungen haben uns sehr geholfen.“
Mit dem Sieg hat sich der tschechische Vizemeister auf Platz zwei hinter Tabellenführer Olympique Lyon geschoben. In drei Wochen empfängt Sparta die Franzosen bei sich zum Spitzenspiel, dann wieder mit vornehmlich erwachsenen Zuschauern. Dass man jedoch auf einige von ihnen getrost auch verzichten könnte, belegen die Aussagen einiger der aufgeweckten Kinder. Denn auf die Frage eines Rundfunkreporters, was für sie an diesem Abend besonders speziell gewesen sei, sagten sie unisono:
„Es sind keine Feuerwerkskörper gezündet worden.“
Keine beziehungsweise keine ausreichende Antwort auf die Führungstreffer ihrer niederländischen Gegner hatten Tschechiens Landesmeister Slavia Prag und der FK Jablonec nad Nisou. Die Gründe für die Misserfolge in Rotterdam und Alkmaar waren jedoch unterschiedlich. So sah Petr Rada, der Trainer von Jablonec, in der mangelnden Produktivität die Hauptursache für die 0:1-Niederlage gegen den AZ Alkmaar:
„Ich bin enttäuscht, denn hier wäre mindestens ein Punkt drin gewesen. Meiner Meinung nach waren wir über weite Phasen des Spiels die bessere Mannschaft. Besonders gefallen hat mir die erste Hälfte, als wir auch gute Chancen hatten. Doch was uns leider schon seit Monaten auf den Fuß fällt, ist die schlechte Chancenverwertung. Wir nutzen unsere Tormöglichkeiten einfach nicht und sind nicht konsequent genug.“
Slavia Prag erzielte bei der 1:2-Pleite gegen Feyenoord im berühmten Kuip zwar ein Tor, doch erst, als man schon 0:2 zurücklag. Wie es aber zu dem Rückstand gekommen war, das machte Coach Jindřich Trpišovský ungewohnt wütend:
„In der ersten Halbzeit haben wir eine katastrophale Leistung geboten. Wir waren lediglich ein Sparringpartner unseres Gegners, es war einfach zum Verzweifeln. Ich schäme mich für das, was wir in der ersten Halbzeit alles haben vermissen lassen. Ich nehme die Verantwortung auf mich, denn unser System hat einfach nicht funktioniert.“
Der selten so aufgebrachte Trpišovský nannte aber noch einen weiteren Grund für die blamable Vorstellung seines Teams vor dem Seitenwechsel: die knapp 40.000 Zuschauer, die den Kuip in einen Hexenkessel verwandelten:
„Ich war schon während der ersten Halbzeit sehr unzufrieden und wollte meinen Spielern das auch kundtun. Im Stadionrund war aber ein solches Geschrei, dass man höchstens auf zehn bis 15 Metern etwas hören konnte.“