Kauflust gestiegen: Einzelhandel verbucht besseres Weihnachtsgeschäft als 2020
Für den Einzelhandel ist das Weihnachtsgeschäft die wichtigste Einnahmequelle des Jahres. Wie im Vorjahr wird es auch diesmal durch die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Epidemie beeinträchtigt. Im Gegensatz zu 2020 aber ist ein Aufwärtstrend erkennbar. Über diese Entwicklung, das Kaufverhalten der Kunden und anderes mehr informierte der Chef des Verbandes für Handel und Tourismus, Tomáš Prouza, am Dienstag im Tschechischen Fernsehen.
Am vierten Adventswochenende verzeichnete die Mehrzahl der Händler höhere Verkaufserlöse als in der Vorwoche, aber auch im Vergleich zum Vorjahr. Laut einer Umfrage der Agentur Ipsos, die vom Verband für Handel und Tourismus in Auftrag gegeben wurde, wollen 32 Prozent der Verbraucher für das bevorstehende Weihnachtsfest mehr ausgeben als 2020, weitere 50 Prozent in etwa die gleiche Summe. Verbandschef Prouza nennt einige der Gründe für die gestiegene Kauflust:
„Die Corona-Pandemie, die vor knapp zwei Jahren begann, hat die Menschen mittlerweile ermüdet. Während sie aber im Vorjahr gespart und sich gerade zu Weihnachten mit Einkäufen zurückgehalten haben, reagieren sie dieses Jahr anders. Viele sagen sich: ‚Wir wollen uns eine Pause und etwas Freude gönnen.‘ Vielleicht geschieht es auch vor dem Hintergrund, dass zum Jahreswechsel weitere Einschränkungen kommen dürften und man Silvester und Neujahr nicht gebührend feiern könnte. Deswegen wird mehr für das Weihnachtsfest ausgegeben.“
Und es würden auch häufiger höherwertige Produkte gekauft als nur die Utensilien und Kleinigkeiten mit geringer Haltbarkeitsdauer, ergänzt Prouza.
Aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen hat ebenso der Online-Handel stark zugenommen. Im Vorjahr gab es in Tschechien 1,3 Millionen Internet-Kunden mehr als 2019. Auch in diesem Jahr sei ihr Anteil groß, doch nicht bei allen Warensortimenten, sagt Prouza:
„Es kommt vor allem darauf an, was man kaufen will. Sind es beispielsweise Bekleidung und Schuhe, will man dies anprobieren und vielleicht auch die Reaktion von Freunden oder dem Verkaufspersonal hören. Die Kunden gehen also mittlerweile wieder in Bekleidungs- sowie in Buchgeschäfte. Anders verhält es sich bei Waren, bei denen ein Verkäufer nicht so wichtig ist. Ein typisches Beispiel ist Spielzeug wie etwa ein Lego-Baukasten. So etwas wird im Internet bestellt. Die Kunden kommen meist nur noch dann in die Geschäfte, wenn sie befürchten, dass der E-Shop die Ware nicht mehr rechtzeitig vor dem Fest ausliefert.“
Während des zurückliegenden Corona-Jahres habe sich zudem das Kaufverhalten der Menschen verändert, sagt Prouza. Ganz besonders deutlich sehe man dies in den Lebensmittelgeschäften:
„Wir beobachten in diesen Geschäften, dass die Einkäufe um fast ein Drittel zurückgegangen sind. Haben die Tschechen vor der Pandemie noch drei größere Einkäufe pro Woche getätigt, sind es jetzt noch höchstens zwei. Extra gekauft werden lediglich noch frische Backwaren und Obst. Zudem erledigen die Kunden ihre Einkäufe viel schneller als früher. Etwa 20 Prozent von ihnen kommen mit einem Einkaufzettel ins Geschäft und wollen diesen möglichst rasch ‚abarbeiten‘. Andere Kunden wiederum gehen zu solchen Zeiten einkaufen, an denen für gewöhnlich nicht so viele Menschen im Geschäft sind.“
Ein weiterer Grund für den momentanen Kaufrausch der Tschechen seien die Teuerungen, die mit dem Beginn des neuen Jahres anstehen, bemerkt Prouza:
„Es gilt nahezu als sicher, dass fast alles teurer wird – von Rohstoffen über Dienstleistungen bis hin zur menschlichen Arbeit als solcher. Im Januar werden für die meisten Kunden zudem die Energiepreise steigen. Das alles führt dazu, dass die Nervosität vor dem nächsten Jahr weitaus größer ist als sonst. Auch deshalb wollen die Leute jetzt ein wenig verschnaufen und sich zu Weihnachten etwas gönnen. Denn sie wissen, das relativ komplizierte Zeiten bevorstehen.“
Zu dieser Phase der relativen Gemütlichkeit und des Kraft-Auftankens passte indes weniger, dass hierzulande die Weihnachtsmärkte wegen Corona im Kern verboten wurden. Allerdings nicht zu klaren Regelungen, was neben Verwirrungen auch Wut und Enttäuschung in der Bevölkerung auslöste, kritisiert Prouza. So hätten es auf regionaler Ebene etliche Bürgermeister geschafft, das Verbot durch eigene Weisungen zu umgehen. Dies aber könnte, so Prouza, für die Zukunft neue Probleme mit sich bringen.