Alois Nebel auf der Bühne in Liberec
„Alois Nebel“ heißt die Neuinszenierung, die vorige Woche im F. X. Šalda-Theater in Liberec / Reichenberg Premiere hatte. Das Stück hat die Graphic-Novel über den schweigsamen Fahrdienstleiter zur Grundlage, die 2011 auch verfilmt wurde.
Alois Nebel ist der Hauptheld der Graphic-Novel von Jaroslav Rudiš und Jaromír Švejdík. Nebel arbeitet als Fahrdienstleiter an einem kleinen Bahnhof im früheren Sudetenland. Sein Hobby ist das Sammeln alter Fahrpläne. Wenn sich der Nebel über den Bahnhof legt, sieht der Eisenbahner Züge mit Geistern aus der dunklen Vergangenheit.
Wie schon Regisseur Tomáš Luňák, der den Comic 2011 verfilmt hat, fanden auch die Theaterleute in Liberec die Geschichte über Alois Nebel inspirierend. Lenka Chválová ist die Dramaturgin des dortigen Theaters:
„Das Thema habe ich ausgewählt. Seit Jahren denke ich daran, etwas aus dem Werk von Jaroslav Rudiš in unserem Theater aufzuführen. Denn ich halte ihn für einen Autor unserer Region, auch wenn er inzwischen ein erfolgreicher europäischer Schriftsteller ist. Nur wenige erinnern sich daran, dass er einst in Liberec angefangen hat. Zudem haben wir Vašek Helšus in unserem Schauspielensemble, und er ist meiner Meinung nach der ideale Alois Nebel.“
Der angesprochene Hauptdarsteller sagt, ihm gefalle die Rolle:
„Nebel ist eine merkwürdige Person: Er ist ein erfahrener Fahrdienstleiter, der aber Zustände erlebt, in denen er Visionen hat. Das Comic-Buch hat mir sehr gut gefallen. Es enthält jedoch sehr viele Motive, und wir konnten nur einige davon aufgreifen.“
Das Theater sprach sich mit Autor Jaroslav Rudiš ab, bevor das Stück einstudiert wurde. Die Dramaturgin:
„Er sagte uns, wir könnten damit machen, was wir wollten. Das ist das Beste. Denn das Buch lebt inzwischen sein eigenes Leben. Ich finde es super, dass er selbstbewusst genug ist, um die Gestaltung des Theaterstücks in unsere Hände zu legen.“
Chválová lobt zudem den Komponisten, der die Musik für die Vorstellung schrieb:
„Jakub König steht dem Wetterphänomen des Nebels im Sudetenland wirklich nahe. Er hat ein besonderes Feingefühl dafür, wir mussten darüber gar nicht sprechen. König hat eine wirklich göttliche Musik verfasst.“
Die Regie des Stücks hat Adam Skala. Seinen Worten zufolge war es nicht ganz einfach, das inzwischen so berühmte Comic-Buch als Theaterstück zu gestalten:
„Die Geschichte ist absichtlich sehr kompliziert und verzweigt angelegt. Beim Lesen der Graphic-Novel kann man sich jedes Bild so lange ansehen, wie man will. Man kann auch ein paar Seiten zurückblättern und die Geschichte für sich zusammenflechten. Wir haben diese Möglichkeit aber nicht.“
Dem Regisseur zufolge gelang es trotzdem, auf der Bühne eine Atmosphäre zu schaffen, die der Buch-Vorlage entspricht.
Die nächste Aufführung von „Alois Nebel“ findet im Theater in Liberec am 26. Februar statt.