„Ihr seid nicht allein!“ Prager demonstrierten Unterstützung für Ukrainer

Prager demonstrierten Unterstützung für Ukrainer

Im Stadtzentrum von Prag sind am Dienstagabend einige Tausend Menschen zusammengekommen, um ihre Unterstützung für die Ukraine zu demonstrieren.

„Putin,  Hände weg von der Ukraine“ | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Mit dem Song „Say No to the Devil” wurde die Demonstration auf dem Prager Wenzelsplatz eröffnet. Vom Wenzelsdenkmal fast bis zur Mitte des Platzes standen Menschen, mehrere von ihnen hatten Flaggen der EU und der Ukraine mitgebracht. Viele hielten Transparente hoch, auf denen beispielsweise stand: „Putin, Hände weg von der Ukraine“ oder mit der Anspielung auf das Jahr 1938 „Appeasement-Politik ist nicht am Platz – damit haben wir Erfahrung gemacht“. Initiiert wurde die Demonstration vom Verein „Eine Million Augenblicke für die Demokratie“ und von einigen weiteren Bürgerinitiativen. Die Sprecherin des Vereins, Hana Strašáková, verurteilte das aggressive Vorgehen Russlands:

Hana Strašáková | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Das Machtspiel, in das ukrainische Bürger gegen ihren Willen einbezogen sind, gefährdet unmittelbar ihr Leben. Dies alles geschieht wegen der Sehnsucht nach Macht. Demokratische Regierungen und Staatengemeinschaften dürfen dies nicht tolerieren. Die Verantwortung für eventuelle Verluste am Leben und für Schäden, von denen sich die Ukraine lange erholen müsste, trägt allein Putin.“

Jakub Janda | Foto:  Tschechischer Rundfunk

„Schande, Schande!“ reagierten die Demonstranten auf die Worte der Bürgeraktivistin. Jakub Janda vom Denkinstitut „Europäische Werte“ erklärte, die tschechische Regierung müsse möglichst harte Sanktionen gegen diejenigen unterstützen, die mit Putins Regime verbunden sind. Zudem wies er darauf hin, dass dem Kreml nahestehende Menschen in Tschechien Geldwäsche betreiben würden:

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Zur Geldwäsche kommt es in Karlsbad wie auch bei Immobiliengeschäften der Russen in Prag. Oligarchen und hohe russische Staatsbeamte, die ihr Eigentum in Tschechien verstecken, sollten nach Hause geschickt werden. Ihr Eigentum sollte beschlagnahmt werden. Tschechien darf nicht von Russen als Ort der Geldwäsche genutzt werden.“

Jewhen Perebyjnis | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Großen Beifall erntete der ukrainische Botschafter in Tschechien, Jewhen Perebyjnys. Die derzeitige Lage verglich der Diplomat mit der Situation von 1938 und dem Münchner Abkommen. Er würdigte die tschechische Unterstützung für sein Land:

„Für uns Ukrainer ist es wichtig, zu spüren, dass wir nicht allein sind. Mit unserer Unabhängigkeit und unserer Freiheit darf niemand Geschäfte machen. Wir haben das Recht, selbst über uns zu entscheiden. Wir wollen Bestandteil des demokratischen Europa sein.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Ihr seid nicht allein“, riefen die Demonstranten während der Rede des Botschafters. Gegenüber Radio Prag International würdigte er erneut die Unterstützung, die seinem Land gewährt wird.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Die Atmosphäre hier war unglaublich. Uns bedeutet es sehr viel, dass wir nicht alleine geblieben sind. Jede Hilfe ist willkommen.“

Unter den Demonstranten war auch die tschechische Künstlerin Magda:

„Wir Tschechen haben eigene Erfahrungen mit der Macht der Sowjetunion aus den Jahren 1948 bis 1989. Wir können sehr gut mitfühlen, was in der Ukraine los ist. Es ist eine reine russische Aggression. Diese muss gestoppt werden.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Auf den Wenzelsplatz kamen zudem zahlreiche Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Tschechien arbeiten oder studieren. Maria ist als Doktorandin an der Prager Karlsuniversität beschäftigt. Von der Demonstration habe sie im Internet erfahren, erzählte sie. Und weiter:

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Ich danke den Tschechen sehr. Jeden Tag erlebe ich die Unterstützung von meinen Kollegen an der Uni.“

Marias Worte über die Dankbarkeit den Tschechen gegenüber bestätigte Bohdan und fügte hinzu:

„Wir hoffen, dass die Mehrheit der Bewohner der EU-Länder mit uns solidarisch ist. Und wir hoffen, dass es gelingt, Putin zu stoppen – damit keine Menschen sterben müssen und der Frieden bewahrt wird.“