Weitere Hilfe und Unterstützung aus Tschechien für die Ukraine
Zehntausende Menschen haben am Sonntagnachmittag auf dem Prager Wenzelsplatz ihre Unterstützung für die Ukraine kundgetan.
Zehntausende Menschen haben am Sonntagnachmittag auf dem Prager Wenzelsplatz ihre Unterstützung für die Ukraine kundgetan. Martina Schneibergová war für Radio Prag International dabei.
Vom Denkmal des heiligen Wenzel bis zur Mitte des Platzes standen die Demonstranten. Viele trugen ukrainische Flaggen und Transparente, auf denen unter anderem stand: „Stoppt Putin“, „Nein zum Krieg“, „Ukraine, wir sind mit dir“. Weinende Menschen hielten Fotos von zerstörten Gebäuden hoch.
Die Demonstration war vom Verein „Milion chvilek pro demokracii“ (Eine Million Augenblicke für die Demokratie) einberufen worden. Unter den Rednern war auch der ukrainische Botschafter in Tschechien, Jewhen Perebyjnys. Er dankte allen, die gekommen waren:
„Der Blick auf den Wenzelsplatz ist einfach fantastisch. Nie in meinem Leben habe ich ein solches Gefühl wie heute gehabt: nämlich zu erleben, wie viele Freunde uns hierzulande unterstützen. Ich möchte nochmals der Tschechischen Republik für die unglaublich große Solidarität und die hervorragende humanitäre Hilfe danken, die der Ukraine zuteilwird. Der Regierung danke ich für die konkrete Hilfe in der Form von Militärmaterial. Tschechien war eines der ersten Länder, die uns Waffen liefern.“
Der Botschafter betonte, die Ukraine werde weiterhin kämpfen, um ein unabhängiges, demokratisches Land zu bleiben. Seine Ehefrau Olga forderte in ihrer emotionalen Rede unter anderem dazu auf, den Luftraum über der Ukraine zu schließen. Darauf reagierten die Demonstranten und riefen in Sprechchören auf Englisch „Close the sky“ (Schließt den Himmel):
Auch der tschechische Premier Petr Fiala dankte den Anwesenden für die Unterstützung, die sie gegenüber der Ukraine zeigten. Die tschechische Regierung setze sich für die strengsten Sanktionen gegen Russland ein, so der Premier:
„Ich bin froh, dass wirklich harte Sanktionen verhängt wurden, die der russischen Führung wehtun werden. Ich komme gerade von einer Sondersitzung des Kabinetts. Wir haben über weitere Waffenlieferungen für die Ukraine (im Wert von 16 Millionen Euro, Anm. d. Red.) entschieden. Anlass war mein Telefongespräch mit dem ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj. Solange es nötig ist, werden wir der Ukraine helfen. Wir stehen hier auf dem Wenzelsplatz, und hinter uns befindet sich das Nationalmuseum. Auf der Fassade sind bis heute Spuren des Beschusses durch sowjetische Truppen von 1968 zu sehen. Diese historische Erfahrung ist ein Memento für uns. Wir werden uns nie damit abfinden, dass Panzer die Sehnsucht eines Landes nach Freiheit und Demokratie vernichten.“
Gleich mehrere Hilfsorganisationen organisieren finanzielle sowie materielle Hilfe für die Ukraine. Dazu gehören die Caritas Tschechien, die NGO „Paměť národa“ (Gedächtnis der Nation) sowie die Hilfsorganisation „Člověk v tísni“ (Mensch in Not). Deren Leiter Šimon Pánek dankte auf dem Wenzelsplatz der tschechischen Öffentlichkeit:
„Die Menschen sind unglaublich solidarisch, leisten Spenden und wollen den Flüchtlingen helfen. Dank euch sind gerade zwei Lkw mit Hilfsgütern aus Tschechien in Richtung Ukraine auf dem Weg. Ich hoffe, dass es uns in den nächsten Tagen gelingt, Hunderte Tonnen von Lebensmitteln, hygienischen Hilfsmitteln, Medikamenten und medizinischem Material zu liefern, die die Ukraine braucht, um sich verteidigen zu können.“
Auch weitere Redner sprachen von einer großen Bereitwilligkeit, für die Ukraine zu spenden. Die Organisation „Paměť národa“ informierte beispielsweise darüber, dass auf ihrem Hilfskonto schon über 50 Millionen Kronen (zwei Millionen Euro) für die Ukraine zusammengetragen worden sind.
Für die Hilfe aus Tschechien dankten auch die zahlreichen Ukrainerinnen und Ukrainer, die auf dem Wenzelsplatz zusammenkamen. Unter ihnen war Oleksandr, Student der Technischen Universität in Prag. Er wünsche sich einen friedlichen Himmel über der Ukraine, erklärte er gegenüber Radio Prag International:
„Denn meine Familie lebt dort. Es tut mir weh, dass ich ihnen nicht vor Ort helfen und mich nicht an der Verteidigung beteiligen kann. Von Prag aus habe ich aber vielleicht mehr Möglichkeiten zu helfen. In meiner Stadt Dnipro ist es zwar gerade etwas ruhiger geworden, aber vorher fielen Raketen auf die Stadt. Ich wünsche mir, dass meinen Eltern nichts passiert. Ich danke allen Tschechen für die Unterstützung und auch dem Kabinett und dem Parlament für die Hilfe.“
Der engagierte tschechische Liedermacher Tomáš Klus hat einen Song für die Ukraine geschrieben und ihn auf der Demonstration vorgetragen.