Steigende Corona-Zahlen in Tschechien: Diskussion um vierte Impfdosis
Die Corona-Zahlen in Tschechien steigen wieder. Am Mittwoch wurden den dritten Tag infolge etwa 2000 Neuinfektionen registriert. Darum soll hierzulande schneller als geplant mit der Verabreichung der vierten Impfdosis begonnen werden.
1984 positive Corona-Tests wurden für Mittwoch in Tschechien vermeldet. Dieses Niveau hält sich seit drei Tagen und wird Experten zufolge in den kommenden zwei Wochen noch weiter steigen. Für den Herbst wird dann ausdrücklich eine weitere Pandemiewelle erwartet, von der aber noch niemand sagen kann, wie stark sie ausfällt. Bei der letzten Welle in diesem Frühjahr wurden bis zu 50.000 Neuinfektionen täglich verzeichnet.
Wichtig ist in jedem Fall, dass die Zahl der Krankenhauspatienten die Kapazitäten der Kliniken nicht wieder überlastet. Derzeit werden landesweit knapp 400 Menschen mit Covid-19 stationär behandelt. Auf dem Höhepunkt der letzten Welle im April waren es noch rund 1000. Die Zahl der Patienten, die auf der Intensivstation liegen, beträgt aktuell 26.
Die derzeit zunehmende Virusbelastung in der Bevölkerung belegen auch die Abwasseranalysen in mehreren tschechischen Großstädten. Wöchentliche Proben entnehmen Wissenschaftler in Prag, Brünn, Kladno und Břeclav. Den Ergebnissen nach hat die Infektionsrate hierzulande inzwischen sogar schon wieder ein Niveau erreicht, das dem Beginn der Omikron-Welle im vergangenen Herbst entspricht. Hana Mlejnková vom Forschungsinstitut für Wasserwirtschaft T.G. Masaryk erklärt die Diskrepanz mit der niedrigen Zahl der durchgeführten Antigen- und PCR-Tests:
„Im Moment wird nicht in dem Umfang wie zuvor getestet. Aber aus dem Abwasser lässt sich die Belastung objektiv bestimmen. Denn hier hinterlässt jeder sozusagen seine Probe.“
Die steigende Virusbelastung beobachte man dabei schon seit Anfang Juni, so Mlejnková weiter.
Trotz dieser Indikatoren planen die tschechischen Gesundheitsämter noch keine verschärften Hygienemaßnahmen. Allerdings wird nun die Impfkampagne im Land beschleunigt. Der Beginn der Auffrischung mit der vierten Dosis war zunächst für Mitte August geplant. Nun soll sie schon in der kommenden Woche starten. Bis dahin will nämlich das Staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle (SÚKL) seine Stellungnahme zur Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) abgeben. Gesundheitsminister Vlastímil Válek (Top 09):
„Falls sich das SÚKL schon diesen Freitag für die vierte Impfdosis in Tschechien ausspricht, dann geben wir einen entsprechenden Beschluss heraus und das Impfen kann beginnen. Es gibt hierzulande mehr als 90 Impfzentren, für die keine Registrierung notwendig ist. Ohne Anmeldung können auch die Hausärzte impfen, also praktisch sofort.“
Dem Minister zufolge bleibe es aber dabei, dass die systematische Versorgung mit der vierten Impfdosis in den Senioren- und Pflegeheimen Tschechiens erst Mitte August beginnt. Die Empfehlung der EMA richtet sich an alle Senioren ab 60 Jahre. Daneben werde aber auch noch eine weitere Risikogruppe Vorrang haben, so Válek:
„Dies sind Patienten mit chronischen Krankheiten, zum Beispiel mit Diabetes. Studien zeigen, dass die Impfung äußerst wichtig ist für Menschen mit einer Immunstörung oder auch nach einer Transplantation.“
Gibt das SÚKL noch in dieser Woche sein OK, hat aber jede und jeder Interessierte in Tschechien theoretisch sofort Anspruch auf die vierte Dosis. Josef Pavlovic (Piraten), Staatssekretär im Gesundheitsministerium, rät allerdings, noch bis Herbst abzuwarten:
„Die flächendeckende Impfkampagne würden wir gern erst kurz vor der möglichen Herbstwelle starten. Dabei halten wir uns an die Erfahrungen des vergangenen Jahres. Damals verbreitete sich im Mai und Juni die Deltavariante in Tschechien zwar stark. Sie hatte aber zunächst wenig Einfluss auf die Zahl der Krankenhauspatienten. Dies änderte sich erst im November.“
Ob schon im Sommer oder erst im Herbst – für alle Interessenten der vierten Dosis wird gelten, dass mindestens vier Monate seit der dritten Impfung vergangen sein müssen.