Premiere vor 140 Jahren: Antonín Dvořáks historische Oper „Dimitrij“

„Dimitrij“ war die sechste Oper, die Antonín Dvořák geschrieben hat. Das ambitiöse Opus im Stil der französischen Grand Opéra wurde vor 140 Jahren in Prag uraufgeführt.

Oper „Dimitrij“ im Nationaltheater,  1948 | Foto: Josef Heinrich,  Archiv des Nationaltheaters in Prag

Ende der 1870er, Anfang der 1880er Jahre gelang es Antonín Dvořák, sich auch im Ausland mit seinen „Klängen aus Mähren“ und den „Slawischen Tänzen“ durchzusetzen. Verhandelt wurde auch über die Aufführung seiner komischen Oper „Der Bauer ein Schelm“. Der Komponist suchte damals zudem nach einem ernsten Thema für eine Oper. In diesem Zusammenhang wurde ihm das Libretto zu „Dimitrij“ angeboten, das den Musiker begeisterte. Es sei ein großes Stück Arbeit gewesen, aber nie habe er mit solcher Liebe und Begeisterung an einer Oper gearbeitet, soll Antonín Dvořák über „Dimitrij“ gesagt haben. Kaum eines seiner Werke hat eine ähnlich komplizierte Entstehungsgeschichte. Zwischen den ersten musikalischen Skizzen und den letzten Änderungen vergingen 13 Jahre.

Oper „Dimitrij“ im Nationaltheater,  1912 | Foto: Archiv des Nationaltheaters in Prag

Das Libretto stammt von Marie Červinková-Riegrová. Ursprünglich war es für den Komponisten Karel Šebor bestimmt. Die Autorin war jedoch unzufrieden mit der Zusammenarbeit, und Šebor musste ihr das Libretto zurückgeben. Die Handlung beruht auf einer Episode aus der russischen Geschichte aus dem 17. Jahrhundert. Damals wurde ein Mann, der bei einem polnischen Adeligen diente, für den letzten überlebenden Sohn von Zar Iwan dem Schrecklichen gehalten. Dieser Dimitrij wurde nach dem Tod von Boris Godunow zum Zaren gekrönt, herrschte jedoch nur ein Jahr lang. Die Librettistin ging vor allem vom Theaterstück Dimitr Iwanowitsch des tschechischen Dramatikers Ferdinand Břetislav Mikovec aus. Mikovec stützte sich wiederum auf das Dramenfragment Demetrius von Friedrich Schiller. Das Libretto ist typisch für eine „Grand Opéra“. So wechseln Massenauftritte mit intimeren Szenen, die Chöre erhalten viel Raum, und es kommt zu zahlreichen dramatischen Situationen. Ursprünglich sollte die Oper im neuen Nationaltheater in Prag uraufgeführt werden. Nach dem Brand des Theaters musste sich der Komponist mit der Premiere seiner historischen Oper im Neuen tschechischen Theater begnügen. Diese fand am 8. Oktober 1882 statt. „Dimitrij“ feierte Erfolge sowohl beim Publikum, als auch bei den Kritikern. Im Ausland wurde das Werk jedoch selten aufgeführt. Stattdessen wurde es – mit kürzeren Pausen – jahrzehntelang am Prager Nationaltheater gespielt. Nur zwischen 1950 und 1963 war die Aufführung auf Anordnung der damaligen kommunistischen Bildungsminister verboten. 2004 wurde das Stück anlässlich des 100. Todestags von Dvořák an der Prager Staatsoper einstudiert.

Oper „Dimitrij“ im Nationaltheater,  2004 | Foto: Archiv des Nationaltheaters in Prag

Antonín Dvořák: Dimitrij