Die böhmischen Kronjuwelen: Krone, Apfel, Zepter

Böhmischen Kronjuwelen

Anlässlich des 30. Jahrestages der Gründung der Tschechischen Republik werden die böhmischen Kronjuwelen auf der Prager Burg ausgestellt. Was gehört zu den Insignien des Königsreichs Böhmen? Wer und wann ließ sie anfertigen? Und wie oft kann die Öffentlichkeit sie besichtigen?

Böhmischen Kronjuwelen: Krone,  Apfel,  Zepter | Foto: Ondřej Mikulášek,  České korunovační klenoty na dosah

Die böhmischen Kronjuwelen dienten als Insignien der Herrschaft und Macht der böhmischen Könige und gehören heute zum Domschatz des Veitsdoms auf der Prager Burg. Das Set enthält die sogenannte Wenzelskrone, das königliche Zepter, den königlichen Apfel und weiter noch Lederetuis für Krone, Zepter und Apfel, das Kissen unter der Krone, einen Krönungsmantel mit Hermelinbesatz, eine Stola, einen Gürtel und den sogenannten Manipel, also ein liturgisches Gewandstück.

Die Wenzelskrone ist der älteste Teil der böhmischen Kronjuwelen. Karl IV. ließ sie für seine Krönung zum König von Böhmen anfertigen, die am 2. September 1347 stattfand. Der Leiter die Abteilung für Denkmalschutz in der Präsidialkanzlei, Petr Kroupa, weiß mehr:

„Die Krone besteht aus einem Stirnband, das sich aus vier Teilen zusammensetzt. In der Mitte jedes Teils ist eine große Lilie abgebildet, die jeweils mit großen Edelsteinen besetzt ist.“

Böhmischen Kronjuwelen: Wenzelskrone und Apfel | Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk

Die einzelnen Teile des Stirnbands sind oben durch zwei schmalere Bänder miteinander verbunden, beschreibt Kroupa weiter:

„Sie stammen offensichtlich von einem Gürtel. Der Annahme nach soll es sich um einen Damengürtel handeln, der Karls erster Frau Bianca von Valois gehörte. Oben ist ein goldenes Kreuz, in das ein Saphir eingesetzt ist. In den Edelstein ist die Kreuzigungsszene eingraviert.“

Krone ist Eigentum des Hl. Wenzel

Böhmischen Kronjuwelen: Krone,  Apfel und Zepter | Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk

Die St.-Wenzels-Krone war nie Eigentum der böhmischen Monarchen oder des böhmischen Staates, denn nach dem Willen Karls IV. und der Bulle von Papst Clemens VI. gehört sie dem Heiligen Wenzel. Mehr dazu von Vladimír Kelnar. Er ist Kanzler des Domkapitels von Sankt Veit.

„Der Herrscher darf die Krone nur ausleihen. Er kann sie sich für Krönungen oder große königliche Feste borgen, aber unter der Voraussetzung, dass er sie vor Sonnenuntergang wieder an ihren Aufbewahrungsort zurückbringt. Wenn er das nicht tut, wird er exkommuniziert.“

Der Legende nach liegt auf der Krone des Heiligen Wenzel ein Fluch für jenen, der sie sich unberechtigt auf den Kopf setzt. Dieser soll innerhalb eines Jahres sterben. Angeblich tat dies auch der amtierende Reichsprotektor Reinhard Heydrich nach seinem Amtsantritt in Prag. Er starb im Mai 1942 an den Folgen der Verletzungen durch ein Attentat auf ihn.

Böhmischen Kronjuwelen: Apfel | Foto: Ondřej Mikulášek,  České korunovační klenoty na dosah

Das Zepter und der Apfel sind weitere Teile der Kronjuwelen. Die Insignien, die heute im Veitsdom aufbewahrt werden, stammen eigentlich nicht aus Böhmen. Das ursprüngliche böhmische Zepter und der Apfel waren aus vergoldetem Silber und wurden wahrscheinlich im 14. Jahrhundert, also in gotischer Zeit, hergestellt. Mit diesen Insignien wurden die böhmischen Könige noch bis Anfang des 17. Jahrhunderts gekrönt. Heute befinden sie sich in der Schatzkammer in Wien.

Der Apfel und das Zepter, die heute als die böhmischen Kronjuwelen gelten, ließ Kaiser Ferdinand I. 1533 als Insignien des Römischen Reiches anfertigen. Petr Kroupa:

„Es sind wunderschöne Stücke aus der Renaissance, sehr wertvoll. Aber sie hatten ursprünglich nichts mit den Böhmischen Ländern zu tun, sie gehörten den Habsburgern.“

Krone aus Böhmen, Apfel und Zepter aus dem Röhmischen Reich

1627 wurden die Habsburger erbliche Könige von Böhmen und gleichzeitig Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Später wurden die böhmischen und die kaiserlichen Kronjuwelen kombiniert, und zwar erstmals von Karl VI.:

„Es scheint, dass er einfach das Beste aus seinem Schrank nahm. Das heißt den Reichsapfel, das Reichszepter und dazu die Wenzelskrone.“

Böhmischen Kronjuwelen: Zepter | Foto: Ondřej Mikulášek,  České korunovační klenoty na dosah

Die ursprünglichen böhmischen Insignien, Apfel und Zepter, dienten hingegen dann bei der Krönung der Erzherzoge von Österreich:

„Seit dem 17. Jahrhundert haben die österreichischen Erzherzöge den ehemaligen böhmischen Apfel und das Zepter verwendet, und die böhmischen Könige aus dem Geschlecht der Habsburger die ursprünglichen Insignien des Reiches.“

Die Kronjuwelen werden in der Kronjuwelenkammer im Veitsdom auf der Prager Burg aufbewahrt. Dieses ist wohl der am strengsten bewachte Ort hierzulande. Die Tür zu dem Raum kann nur mit sieben Schlüsseln aufgeschlossen werden, die von den führenden politischen und kirchlichen Vertretern des tschechischen Staates gehalten werden. Der Domkapitelkanzler Vladimír Kelnar:

„Die Kronjuwelenkammer befindet sich über dem Goldenen Tor, einem der Eingänge in den Dom. Von außen sieht man zwei kleine Fenster, die in diesen Raum führen, vor dem Hintergrund des berühmten Mosaiks des Jüngsten Gerichts.“

Sieben Schlüssel zum Kronjuwelenkammer

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Den Schlüssel zur Kammer haben der Staatspräsident, der Premierminister, die Vorsitzenden des Senats und der Abgeordnetenkammer, der Bürgermeister von Prag, der Erzbischof von Prag und der Dekan des Domkapitels. Erst wenn diese zusammenkommen, kann der Tresor mit den Prachtstücken geöffnet werden.

Die Kronjuwelen galten seit jeher als Symbol für die Unabhängigkeit der Tschechen. Die Wenzelskrone, die die Habsburger nach der Schlacht auf dem Weißen Berg nach Wien brachten, wurde 1791 von Kaiser Leopold II. an Prag zurückgegeben. 1866, als die Preußen im Anmarsch waren, wurde sie wieder in Wien versteckt und ein Jahr später schließlich nach Prag zurückgeholt. Damals konnte die Öffentlichkeit das erste Mal die Kronjuwelen besichtigen:

„Für die Menschen war es ein Symbol für die Existenz der tschechischen Nation. Als der Zug in Prag ankam, wartete eine goldene Kutsche auf die Juwelen.“

Ausstellungen der Insignien in der Vergangenheit

Soweit Petr Kroupa. Danach blieben die Krone und weitere Insignien mehrere Jahrzehnte lang im Veitsdom verschlossen. Die Menschen konnten sie erst 1929 wieder sehen:

„Es gab einen besonderen Anlass: Man glaubte – zumindest wurde es vom Chronisten Kosmas so geschrieben –, dass der heilige Wenzel im Jahr 929 starb. 1929 war also der 1000. Jahrestag dieses Märtyrertodes.“

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Doch die Krone, das Zepter und der Apfel waren für die politischen Führer der jungen Tschechoslowakischen Republik allzu stark mit der Habsburger Monarchie verknüpft. Präsident Tomáš Garrigue Masaryk kam daher nicht, um sie sich offiziell anzuschauen.

1945, nach der Befreiung der Tschechoslowakei, wurden die Kronjuwelen erneut ausgestellt, mit der Botschaft, dass die Republik wieder ein unabhängiger Staat sei.

Während des Prager Frühlings von 1968 wurde eine große Feier zum 50. Jahrestag der Gründung der Republik vorbereitet. Dazu sollte auch eine Ausstellung der Kronjuwelen gehören. Doch es kam der 21. August, und die Tschechoslowakei verlor erneut ihre Unabhängigkeit:

„Die Ausstellung fand dennoch statt, und zwar auf seltsame Weise. In der Säulenhalle, von der aus 1937 der Trauerzug für Präsident Masaryk startete, wurden die Kronjuwelen nun auf schwarzem Samt gezeigt. Alles wurde als Trauerfeier gestaltet. Es kam eine große Anzahl von Menschen, die Ausstellung galt als eine Demonstration des Trotzes gegen die sowjetische Besatzung.“

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Nach der Samtenen Revolution ließ Václav Havel die Kronjuwelen erstmals im Januar 1993 ausstellen. Seitdem kann die Öffentlichkeit sie in Jahren besichtigen, die mit der Zahl 8 oder 3 enden – das heißt zum Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei 1918 und der Tschechischen Republik 1993.

Foto: Eva Kézrová,  Tschechischer Rundfunk

Die böhmischen Kronjuwelen sind im Querschiff des Veitsdoms auf der Prager Burg zu sehen. Die Ausstellung läuft nur von Dienstag (17. Januar) bis Samstag (21. Januar) und ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Zugang erfolgt von der U-Bahn Station Malostranská über die alte Burgtreppe und die südlichen Gärten der Prager Burg. Der Eintritt ist frei.

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