Auf dem Weg zur Mondlandung: Tschechien will umstrittene „Artemis Accords“ unterschreiben
Artemis – so nennt sich das bemannte Raumfahrtprogramm der Nasa. Auch die Europäische Weltraumagentur Esa arbeitet an dem Projekt mit. Tschechien ist bereits Mitglied der Esa. Nun hat die Regierung in Prag entschieden, zusätzlich die Absichtserklärung zum Artemis-Programm zu unterzeichnen. Diese sogenannten Artemis Accords sind jedoch umstritten.
Im Dezember 1972 waren zum letzten Mal Menschen auf dem Mond – und zwar im Rahmen der Mission Apollo 17. Mittlerweile arbeitet die Nasa an einem neuen bemannten Raumfahrtprojekt mit Ziel Erdtrabant. Es heißt Artemis und könnte 2026 starten. Tschechien ist über die European Space Agency, also die Esa, in die Vorbereitungen miteingebunden. Ondřej Rohlík vom Verkehrsministerium in Prag vertritt das Land bei der Europäischen Weltraumagentur. Im Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks betonte er, dass die Esa die Hälfte des Raumschiffs Orion entwerfe, das die Astronauten von der Weltraumstation auf den Mond bringen soll. Konkret nennt sich dieser Teil „europäisches Servicemodul“, es enthält die Antriebs- und Versorgungseinheit. Doch Tschechien sei in weiterer Weise in das Artemis-Programm eingebunden, betont Rohlík:
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„Das Raumschiff Orion wird bei Lockheed Martin in den USA zusammengebaut, gemeinsam mit vielen Partnern. Die Prager Firma Advacam liefert dazu Detektoren, die im Inneren des Schiffs die Strahlung messen. Das ist wichtig für die Sicherheit der Astronauten. Hinzu kommen noch weitere Elemente. Um den Mond soll die Weltraumstation Lunar Gateway kreisen, und auch für sie werden hierzulande unterschiedliche Ausstattungsteile entwickelt. Zum Beispiel stattet die Firma BD Sensors aus Buchlovice eines der Module mit Drucksensoren für das Innere der Station aus.“
Tschechische Unternehmen arbeiten also bereits am Artemis-Programm mit. Zusätzlich dazu plant die Regierung, eine Absichtserklärung zu unterschreiben, die die Nasa ihren Partnern vorgelegt hat. Dies hat das Kabinett von Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) am Mittwoch beschlossen. Ondřej Rohlík sagt, was es damit auf sich hat:
„Dieses Dokument beschreibt die Prinzipien und das Vorgehen bei der Zusammenarbeit zur Forschung und Nutzung des Mondes und weiterer Himmelskörper. Es wurde von der Nasa und dem amerikanischen Außenministerium in Zusammenhang mit dem Artemis-Programm entworfen, mit dem erstmals wieder Menschen auf dem Mond landen sollen.“
Diese sogenannten Artemis Accords halten Fachleute allerdings für gar nicht so harmlos, wie man vielleicht auf den ersten Blick meinen könnte. So sagte etwa der Direktor des Instituts für Luftrecht, Weltraumrecht und Cyberrecht an der Universität zu Köln, Stephan Hobe, dem Fachportal Spektrum:
„Die Artemis Accords sind der Versuch der Amerikaner, sich auf leisen Sohlen die Legitimation einzuholen, um vom Weltraumvertrag abweichen zu können.“
Die Kritiker werfen den USA vor, sich so Vorrechte zu sichern. Die Erklärung, die allerdings keine bindende Wirkung hat, wurde bisher von 24 Staaten unterschrieben, darunter auch Frankreich, Großbritannien und Italien. Aber Deutschland hat sich dazu noch nicht durchringen können.
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Insgesamt dürfte die Beteiligung an der Mond-Mission einen wirtschaftlichen Vorteil bedeuten…
„Tschechien ist beteiligt, damit die Firmen hierzulande an Knowhow und Fähigkeiten hinzugewinnen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, auf neue Märkte zu gelangen und weitere Aufträge an Land zu ziehen. Dabei kann es schon reichen, dass sie die eigene Beteiligung an Weltraumprojekten fürs Marketing nutzen. Oder sie profitieren technologisch von der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern in diesem Bereich, sodass sie konkurrenzfähiger werden“, so Ondřej Rohlík.
Und mit der Unterzeichnung der Artemis Accords könnte sich der Kreis ausländischer Partner erweitern, inklusive der Möglichkeit, Ressourcen vom Mond oder anderen Himmelskörpern zu nutzen.