Ohne Sicherheitsschleusen: Besucher können wieder frei über die Prager Burg schlendern
Sieben Jahre lang mussten Besucher der Prager Burg jedes Mal beim Eintritt in das Areal einen Sicherheitscheck wie am Flughafen über sich ergehen lassen. Seit Montag ist dies nun nicht mehr nötig. Der neue Staatspräsident Petr Pavel hat sein Versprechen umgesetzt und das wohl wichtigste Touristenziel in Tschechien wieder leichter zugänglich gemacht.
Die Armbanduhr störte zwar nicht, aber den Rucksack musste man schon öffnen. Jeder Besucher der Prager Burg wurde seit 2016 von Sicherheitsleuten kontrolliert. Diese Maßnahme war damals wegen der Terroranschläge in Europa eingeführt worden. Einfach so mal in den Veitsdom zu gehen war daher nicht mehr möglich – denn manchmal dauerte das Warten vor den Sicherheitsschleusen mehr als eine Stunde.
Seit Montagnachmittag gibt es die Warteschlangen nicht mehr. Staatspräsident Petr Pavel bei einer Pressekonferenz kurz vor dem Abbau der Schleusen:
„Die langen Schlangen haben wohl für die meiste Aufregung gesorgt. Denn die Menschen, die für einen Besuch auf die Burg kamen oder weil es ihre Beschäftigung war und eine Stunde warten mussten, waren darüber nicht gerade erfreut.“
Die Entscheidung für den Abbau der Sicherheitsschleusen konnte der tschechische Präsident allerdings nicht alleine treffen. Eingebunden waren ebenso Innenminister Vít Rakušan (Stan), die Polizei sowie die Sicherheitsexperten der Präsidialkanzlei…
„Dies ist keine politische Entscheidung. Damit ein solcher Schritt möglich wird, müssen auch immer die Sicherheitsorgane zustimmen. Im Januar vergangenen Jahres sah die Lage bereits gut dafür aus, doch dann kam der 24. Februar mit dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Und die Bewertung der Sicherheitslage durch die Organe änderte sich wieder komplett“, so Innenminister Rakušan am Montagvormittag.
Der neue Impuls sei aber dann von Präsident Pavel gekommen, sagte der Ressortchef.
Allerdings sind nun nicht alle Sicherheitsmaßnahmen verschwunden. Ihre neue Form beschrieb Polizeipräsident Martin Vondrášek:
„Alle Fahrzeuge, die in den inneren Bereich der Prager Burg wollen, werden weiterhin kontrolliert. Allerdings werden Fußgänger nur noch stichprobenartig überprüft, wozu wir das bestehende Kamerasystem effizienter nutzen. Außerdem unternehmen Polizei und Burgwacht gemeinsame Streifengänge über alle Burghöfe.“
Sichtbarstes Element der Maßnahmen bleiben daher die Panzersperren an den Einfahrten ins innere Burgareal. Ironischerweise werden diese Sperren im Volksmund auch Tschechenigel genannt. Doch Präsident Pavel kündigte an, dass sie in Zukunft gegen hydraulische Straßenpoller ersetzt werden sollen.
Für das tschechische Staatsoberhaupt gehören die Änderungen bei den Sicherheitsmaßnahmen im Übrigen zu seinem Konzept der Prager Burg. Schon bei der Amtsübernahme hatte er betont, diese solle ein offener Ort sein für alle Bürger des Landes und die Besucher der Stadt. Und am Montag knüpfte Petr Pavel daran an:
„Mit der Öffnung der Burg meine ich nicht nur den leichteren Zutritt zum Areal, sondern auch die Möglichkeit kultureller und weiterer Veranstaltungen. Vielleicht haben Sie gemerkt, dass hier zum Beispiel ein Treffen mit Kindern und ein weiteres mit Vertretern der Roma-Minderheit stattgefunden haben. Zum Internationalen Kindertag planen wir erneut etwas, und sowohl Kultur- und Bildungsveranstaltungen als auch gesellschaftliche Ereignisse werden folgen.“