Stille Helden der NS-Zeit und des Kampfs gegen das kommunistische Regime: Dauerausstellung in Brünn

Das stille Heldentum

Lebensgeschichten von Menschen, die sich gegen die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten und der Kommunisten stellten, stehen im Fokus einer neuen Dauerausstellung in Brno / Brünn. Sie wurde am Montag im Institut von „Paměť národa“ (Memory of Nation) feierlich eröffnet.

Direktor von Post Bellum Mikuláš Kroupa,  Premier Petr Fiala und  Vorsitzender des Verfasssungsgerichts Pavel Rychetský | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Die neue Ausstellung trägt den Titel „Das stille Heldentum“. In ihr werden viel Ton- und Bildmaterial sowie interaktive Bildschirme verwendet. Mikuláš Kroupa leitet die Organisation Post Bellum, die das Zeitzeugenprojekt „Memory of Nation“ betreut. Während der Vernissage sagte er:

„Wir erleben gerade, dass uns jene Generationen von Menschen verlassen, die ihr Leben an den Fronten des Zweiten Weltkriegs eingesetzt haben und die Opfer der kommunistischen Repressionen in den 1950er Jahren geworden sind. Unsere Aufgabe ist es, ihre Lebensgeschichten mit den technischen und finanziellen Mitteln aufzuzeichnen, die uns zur Verfügung stehen. So können wir diese Zeitzeugenaussagen der heutigen  und den nächsten Generationen übergeben.“

Die Lebensgeschichten von vier weniger bekannten Helden aus dem Zweiten Weltkrieg und aus den 1950er Jahren beschreibt nun die neue Ausstellung.

Petr Fiala,  Mikuláš Kroupa und Sven Behrend | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

An der Eröffnung nahm unter anderem Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) teil. Er betonte, es sei notwendig, alles dafür zu unternehmen, dass weitere Generationen nicht dasselbe erleben, was ihre Vorfahren während der totalitären Regimes durchmachen mussten.

„Um dies zu gewährleisten, müssen wir die Vergangenheit kennen. Wir müssen wissen, was unsere Vorfahren erlebten und welche Ereignisse dazu geführt haben. Es ist darum sehr wichtig, dass Tausende von Zeitzeugenaussagen aufgezeichnet werden. Die Mitarbeiter von ,Paměť národa‘ suchen zudem nach Möglichkeiten, diese Lebensgeschichten an die Öffentlichkeit weiterzugeben, vor allem an junge Menschen. Diese Bemühungen freuen mich sehr.“

Viktor Portel | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Der Kurator Viktor Portel wählte für die Brünner Ausstellung die Lebensgeschichten von vier Persönlichkeiten aus. Er sagte gegenüber Radio Prag International:

„Wir haben immer eine Frau und einen Mann aus jeder der beiden Epochen ausgesucht – aus dem Zweiten Weltkrieg und aus den 1950er Jahren. Bei letzterer Epoche wollten wir uns auf Brünn beziehungsweise Südmähren konzentrieren. Wir erzählen über den Pfadfinder Leopold Färber, der aus dem südmährischen Boskovice stammte, und über Milena Blatná, die seit den 1960er Jahren in Brünn lebt. Der Titel der Ausstellung lautet ,Das stille Heldentum‘. Wir  haben dafür vor allem kaum bekannte Lebensgeschichten ausgewählt, die auf eine  bewegende Weise dem Titel entsprechen. Es handelte sich um ein Heldentum, über das diese Menschen vielleicht am Anfang nicht viel nachgedacht haben, sie verhielten sich aber dennoch überaus mutig.“

Milena Blatná | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Milena Blatná arbeitete in der Buchhaltung der Urangruben in Jáchymov / Joachimsthal. Dort half sie den politischen Gefangenen, Kontakte zu ihren Familien aufzunehmen. Leopold Färber nahm als junger Mann am Widerstandskampf gegen die Nationalsozialisten teil und kämpfte nach 1948 gegen das kommunistische Regime. Eine weitere vorgestellte Persönlichkeit ist Jaryna Mlchová. Sie nahm während des Zweiten Weltkriegs am Widerstandskampf teil. Es gelang ihr, viele Menschen vor dem Transport ins KZ zu retten. Tomáš Sedláček ist der vierte der „stillen Helden“: Er kämpfte an der West- und an der Ostfront gegen Nazi-Deutschland. In den 1950er Jahren verbrachte er als politischer Gefangener neun Jahre lang im kommunistischen Gefängnis.

Sven Behrend | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

An der Vernissage nahm auch der Geschäftsführer des Stasimuseums in Berlin, Sven Behrend, teil. Nach der Führung durch die Ausstellung sagte er:

„Ich war sehr beeindruckt davon. Es ist technisch etwas Besonderes. Der Ansatz, die Idee, ist mutig. Hier wird all das, was an technischen Möglichkeiten da ist, genutzt.“

Das Zeitzeugenprojekt „Paměť národa“ hat Mikuláš Kroupa mit einigen Kollegen vor 23 Jahren ins Leben gerufen. Derzeit handelt es sich in Europa um die größte Sammlung von Zeitzeugenberichten, weltweit steht das Archiv an dritter Stelle. Insgesamt wurden die Schicksale von fast 15.000 Menschen festgehalten.

Mikuláš Kroupa,  Petr Fiala,  Viktor Portel und Pavel Rychetský | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Mehr über die Ausstellung erfahren Sie unter: https://institut.pametnaroda.cz/brno/

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