Tag der Steuerfreiheit: Tschechien liegt im Mittelfeld der OECD-Länder
Am Dienstag ist in Tschechien der Tag der Steuerfreiheit begangen worden, in Deutschland wird er auch Steuerzahlergedenktag genannt. Ab diesem Tag müssen die Arbeitnehmer eines Landes rein rechnerisch nicht mehr für die Abgaben an den Staat arbeiten, sondern verdienen für den eigenen Geldbeutel.
In diesem Jahr haben die tschechischen Steuerzahler bildlich gesprochen insgesamt 163 Tage für den Staat gearbeitet. Deswegen konnte am Dienstag, also am 13. Juni, der „Tag der Steuerfreiheit“ begangen haben. Hierzulande berechnet das Liberale Institut (Liberální institut) diesen Termin, der auch Steuergedenktag heißt. Martin Pánek leitet das Liberale Institut und erläuterte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks die Berechnungsmethode:
„Wir nehmen die Ausgaben aller staatlichen Institutionen und ziehen sie vom Bruttoinlandsprodukt ab. Laienhaft gesagt rechnen wir zusammen, wie viel von dem, was wir verdienen, der Staat, die Kreise und die Gemeinden im Laufe des Jahres verteilen. In unserer Vorstellung geben sie diese Summe für andere Zwecke aus, als das die Arbeitnehmer machen würden, wenn sie das Geld selbst hätten.“
Die Rechnung zeigt auch, dass der Betrieb des Staates hierzulande derzeit 45 Prozent des Bruttoinlandsproduktes kostet. Dabei liegt der Tag der Steuerfreiheit vier Tage früher als noch im vergangenen Jahr. Pánek nennt die Gründe:
„Zum einen hat der tschechische Staat seine Ausgaben in Relation zur Wirtschaftsleistung verringert, zum anderen hilft das Wirtschaftswachstum. Wir verdienen also mehr, als der Staat davon wieder abknapst, um es vereinfacht auszudrücken.“
Das Liberale Institut entstand 1990 in Prag auf Grundlage der spontan ins Leben gerufenen Friedrich-von-Hayek-Gesellschaft. Die wirtschaftspolitische Orientierung ist also neoliberal. Doch Pánek betont, aus Sicht seines Instituts gehe es nicht darum, den Tag der Steuerfreiheit unter allen Umständen schon möglichst früh im Jahr feiern zu können…
„Während der Corona-Pandemie haben wir zum Beispiel in unseren Berichten angeführt, dass dies eine Phase sei, in denen wir den Staat für legitimiert halten, die Ausgaben zu erhöhen. Die Frage ist dabei jedoch, ob die Gelder auch effektiv eingesetzt werden. Einige Ausgaben des Staates sind vernünftig, diese zweifeln wir auch nicht an. Wir denken aber, dass es etwas spät ist, wenn der Tag der Steuerfreiheit in pandemiefreien Zeiten erst im Juni liegt“, so Martin Pánek.
Tatsächlich konnte hierzulande 2018 dieser Tag schon am 22. Mai begangen werden. Das war das früheste Datum in diesem Jahrhundert. Am anderen Ende der Skala liegt das Corona-Jahr 2021, als die tschechischen Steuerzahler erst am 25. Juni begannen, für den eigenen Geldbeutel zu verdienen.
Innerhalb der Länder der OECD, also der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bewegt sich Tschechien im Mittelfeld:
„Im Vergleich mit unseren Nachbarländern sind wir am frühesten dran mit dem Tag der Steuerfreiheit. In der Slowakei wird er am 16. Juni gefeiert, wobei unsere östlichen Nachbarn früher meist einige Wochen vor uns dran waren. In Polen ist es der 18. Juni. Aber in Deutschland und Österreich wird der Tag erst im Juli begangen. Es gibt Staaten, in denen dies aber auch deutlich früher geschieht, wie in der Schweiz und in Israel, und solche, in denen der Termin erst auf Ende Juli fällt – wie Frankreich, Belgien und Finnland. Natürlich lässt sich nicht sagen, dass etwa Deutschland oder Österreich keine erfolgreichen Staaten wären. Aber es gilt, dass die Menschen etwa in der Schweiz oder in Israel in größerem Umfang selbst über ihr Geld entscheiden und nicht der Staat dieses für sie verteilt.“
Das Liberale Institut ist übrigens nicht die einzige Institution in Tschechien, die den Tag der Steuerfreiheit berechnet. Auch die Unternehmensberater von Deloitte bestimmen jedes Jahr diesen Zeitpunkt. Ihrer etwas anderen Methodik nach fällt der Tag dieses Mal auf den 17. Juni – einen Tag früher als im vergangenen Jahr.
Am wenigsten Tage haben in diesem Jahr innerhalb der EU die Steuerzahler in Rumänien für den Staat arbeiten müssen, nämlich 115. Am meisten werden es in Dänemark sein, konkret 206. Die Daten für Luxemburg fehlen.
Quelle: Deloitte