Stadt Mnichovo Hradiště erneuert früheren jüdischen Friedhof

Nur noch ein kleiner Gedenkstein erinnert an den früheren jüdischen Friedhof in Mnichovo Hradiště.

Im mittelböhmischen Mnichovo Hradiště soll der frühere jüdische Friedhof erneuert werden. Die meisten Bewohner jüdischen Glaubens wurden von den Deutschen im Holocaust ermordet, die Begräbnisstätte ließ dann Mitte der 1980er Jahre das kommunistische Regime plattwalzen.

Nur noch ein kleiner Gedenkstein erinnert an den früheren jüdischen Friedhof in Mnichovo Hradiště. Die Stadt rund 50 Kilometer nordnordöstlich von Prag will aber nun das Areal erneuern und mit Würde an die ehemaligen jüdischen Bewohner erinnern.

„Alles ist jetzt von unschönen Pflanzenarten überwuchert. Wir werden das Gelände revitalisieren. Dabei entsteht zu einem Teil eine Rasenfläche, und zum anderen Teil pflanzen wir neue Bäume sowie Blumen und weitere blühende Pflanzen“, so beschreibt Petr Potocký die Arbeiten, die zunächst anstehen. Er vertritt die Firma, die mit der Erneuerung des Areals beauftragt wurde.

Am Gedenkstein lehnt derzeit ein Grabstein, er erinnert an einen Emanuel Deutsch, der vom 1. Mai 1874 bis zum 14. Oktober 1929 gelebt hat. Einige weitere, teils zerbrochene Reste von Grabmälern liegen herum. Dazu der stellvertretende Bürgermeister der Stadt, Ondřej Lochman (Bürgermeisterpartei Stan):

„Das war hier die Hauptallee des Friedhofs, die Gräber befanden sich rechts und links von ihr. Und rechterhand auf der Anhöhe stand das Leichenhaus. Unter uns liegen weiterhin die Begrabenen. Es sind Bürger von Mnichovo Hradiště, deren Nachkommen in den Vernichtungslagern umgebracht wurden, und wir wollen die ehemalige Begräbnisstätte wieder würdevoll gestalten.“

Das letzte Begräbnis fand hier 1941 statt. Dann wurden die Juden von Mnichovo Hradiště von den Nationalsozialisten zusammengetrieben und in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Die meisten von ihnen wurden ermordet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel der Friedhof jedes Jahr ein Stück mehr. Mitte der 1980er Jahre wurde er dann auf Anweisung der kommunistischen Stadtverwaltung eingeebnet – und das sogar gegen die Einwände des damaligen Kulturministeriums.

Die jüdische Gemeinde der Stadt war nicht sehr groß, vor dem Ersten Weltkrieg zählte sie keine hundert Mitglieder mehr. Die genaue Zahl der Gräber am Ort des früheren Friedhofs ist nicht bekannt…

„Es sind mehrere Hundert. Wenn man von hier auf die Anhöhe in Richtung des Flusses Jizera schaut, dann könnte das der Bereich sein, in dem heute die dazugehörigen Grabsteine liegen. Es gab aber auch Berichte, diese seien in den Fluten der Jizera versenkt worden. Die Taucher, die wir bereits vor fünf Jahren losgeschickt haben, fanden jedoch nichts außer Bruchstücken eines Grabsteines“, sagt Lochman.

Die Erneuerung des Friedhofs soll im November dieses Jahres abgeschlossen sein. Bis dahin kosten die Arbeiten insgesamt fünf Millionen Kronen (211.000 Euro). Ein Großteil davon stammt aus dem Fonds des Autoherstellers Škoda im nahegelegenen Mladá Boleslav. Ein neuer Gedenkstein ist in dieser Summe allerdings noch nicht enthalten. Er solle getrennt realisiert werden, sagte ein Sprecher des Rathauses gegenüber der Presseagentur ČTK. Auf dem bestehenden Stein steht ganz simpel: „Hier war der jüdische Friedhof, 1800 bis 1982.“

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Autoren: Till Janzer , Radek Duchoň
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