Vor 75 Jahren starb Edvard Beneš
Am 3. September 1948 tat der zweite Präsident der Tschechoslowakei in seiner geliebten Villa im südböhmischen Sezimovo Ústí seinen letzten Atemzug. Wohl kein anderer tschechoslowakischer Politiker des 20. Jahrhunderts war so vielen Umstürzen ausgesetzt wie Edvard Beneš.
1918 war Beneš einer derjenigen, die die Gründung der Tschechoslowakischen Republik vorantrieben. Nach der Entstehung des Staates am 28. Oktober wurde er der erste Außenminister des noch jungen Landes.
Beneš entwickelte sich zu einem auch international angesehenen Politiker. Von 1919 bis 1935 war er mehrmals Abgeordneter der Nationalversammlung, wobei er 1921 und 1922 als Premier an der Spitze der Regierung stand.
Nachdem Tomáš Garrigue Masaryk aus Altersgründen aus dem Amt geschieden war, wurde Edvard Beneš am 18. Dezember 1935 zum tschechoslowakischen Staatspräsidenten gewählt. Sein Verhalten im Schicksalsjahr 1938, als sich die Tschechoslowakei dem Münchner Abkommen unterwarf und in der Folge ihr Grenzgebiet an Nazi-Deutschland abtreten musste, wird ihm bis heute von Historikern vorgeworfen.
Den Zweiten Weltkrieg erlebte Beneš im Londoner Exil. Nach Kriegsende wurde er 1946 erneut zum Präsidenten der Tschechoslowakei gewählt. In diesem Jahr erließ er die später nach ihm benannten Beneš-Dekrete, welche zur Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung führten und bis heute umstritten sind.
Unter starkem Druck und bereits schwer erkrankt vereidigte Beneš am 25. Februar 1948 die erste kommunistische Regierung der Tschechoslowakei und ermöglichte so den politischen Umsturz. Im Mai desselben Jahres verweigerte er jedoch die Unterschrift unter die neue kommunistische Verfassung. Im Juni 1948 trat er zurück.
Wenig später, am 3. September 1948, starb Edvard Beneš. Er liegt gemeinsam mit seiner Frau, Hana Benešová, im Park der gemeinsamen Villa begraben.