„Die Unbeugsamen und Geopferten“ – Prager Gedenkmuseum des 20. Jahrhunderts veranstaltet Filmfestival
Filme über den Widerstand gegen totalitäre Regime in verschiedenen Ländern Europas – diese stehen im Fokus eines Festivals, das am Dienstag in Prag eröffnet wird. Veranstaltet wird es vom Prager Gedenkmuseum des 20. Jahrhunderts.
Das Filmfestival heißt „Nezlomní a obětovaní“ – zu Deutsch in etwa „Die Unbeugsamen und Geopferten“. Das Hauptthema der vierten Auflage des Festivals sei der Widerstand des einzelnen Menschen gegen das totalitäre Regime, sagt Jan Kalous. Er leitet das Gedenkmuseum des 20. Jahrhunderts.
„Das Hauptmotiv dieses Jahrgangs ist der 70. Jahrestag der Flucht der Brüder Mašín über Ostdeutschland nach Westberlin. Wir interessieren uns für die Interpretation dieses Falls. Denn während der kommunistischen Zeit wurde er propagandistisch missbraucht und sehr voreingenommen geschildert. Nicht einmal nach 1990 wurde das Bild der spektakulären Flucht vollständig korrigiert. Es sind Dilemmata geblieben, die einzelne Taten betreffen, die aus dem Kontext gerissen worden sind. Wir wollen jedoch auch auf Aktivitäten von anderen Einzelpersonen und kleinerer Widerstandsgruppen gegen totalitäre Regime in verschiedenen Ländern aufmerksam machen.“
So wird beispielsweise der litauische Film „Kissing you, Juozas“ gezeigt. Er thematisiert den Kampf eines litauischen Oberbefehlshabers der Partisanen, die sich nach 1945 gegen das sowjetische Regime stellten. Auf dem Programm stehen auch polnische Filme mit ähnlicher Thematik, die sowohl vom Widerstandskampf gegen das NS-Regime, als auch gegen das kommunistische Regime erzählen. Jan Kalous zufolge wollen die Veranstalter zudem an einige wichtige historische Ereignisse und Bürgerinitiativen erinnern.
„Wir machen auf einige Jahrestage aufmerksam, auch wenn diese nicht rund sind – wie beispielweise auf den ungarischen Volksaufstand von 1956. Beim Festival gehen wir zudem auf die Charta 77 und das Komitee zum Unrecht Verfolgter (VONS, Anm. d. Red.) ein. Das waren sehr wichtige Dissidentenbewegungen und Initiativen, die in den 1970er und 1980er Jahren in der Tschechoslowakei aktiv waren.“
Die meisten Filme werden laut Kalous von einem Historiker eingeleitet, der die geschichtlichen Zusammenhänge schildert. Zudem werden Diskussionen mit den Regisseuren sowie Seminare veranstaltet. Das Museum arbeitet mit mehreren tschechischen und ausländischen Institutionen zusammen.
„Sehr gut ist die Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut und mit dem Goethe-Institut in Prag. Das Goethe-Institut hat uns den Film ,Nahschuss‘ von Regisseurin Franziska Stünkel geliehen. Dieser hat im Wettbewerb eines ähnlichen Festivals im polnischen Gdynia gesiegt. Der litauische Film wurde uns durch die Vermittlung der litauischen Botschaft geliehen. Auf dem Programm steht zudem ein ukrainischer Film, den uns unsere Partner zur Verfügung gestellt haben. Durch die Kooperation mit anderen Institutionen ist das Programm bunter.“
Das Dokumentarfilmfestival findet im Prager Kino Atlas statt, und zwar von Dienstag (31. Oktober) bis Freitag (3. November). Mehr erfahren Sie unter https://nezlomniaobetovani.cz/.