Lebensmittelpreise in Tschechien werden im neuen Jahr wieder ansteigen
Für die Verbraucher ist es eine schlechte Nachricht: Mit Beginn kommenden Jahres sollen die Lebensmittelpreise in Tschechien wieder ansteigen. Dies eröffneten Vertreter des Einzelhandels am Montag bei einem Treffen mit Landwirtschaftsminister Marek Výborný (Christdemokraten).
Die Ankündigung erwischte auch den Minister auf dem falschen Fuß. Denn zum Jahreswechsel senkt der Staat den Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel von 15 auf 12 Prozent ab…
„Bisher hatten mir die Vertreter des Einzelhandels versichert, dass sich diese Mehrwertsteuersenkung auch in niedrigeren Preisen niederschlagen werde. Deswegen muss ich sagen, dass ich heute enttäuscht bin. Dass die Lebensmittelpreise ab Januar ansteigen, ist schlecht“, so Výborný.
Auch der Vorsitzende des Verbandes für Handel und Fremdenverkehr, Tomáš Prouza, hatte noch im September behauptet, natürlich würden die Preise sinken. Nun aber sagt er, dass die Händler auf die steigenden Preise der Lebensmittelhersteller reagieren müssten:
„Die Zulieferer haben bereits angekündigt, dass sie ab Januar die Preise um fünf bis zehn Prozent anheben werden. Gleich mehrere Gründe bestehen für die Anhebungen: der Anstieg der Energiepreise, steigende Transportpreise wegen der teureren Mautgebühren und mehr Kosten für Löhne, weil die Regierung die Regeln für Vertragsarbeiter verändert.“
Landwirtschaftsminister Výborný betonte am Montag, er wolle weiter mit dem Einzelhandel im Gespräch bleiben und versuchen, indirekten Druck aufzubauen. Denn direkten Einfluss auf die Preisgestaltung könne er leider nicht nehmen, so der Ressortchef. Unter anderem würde das Kartellamt mögliche Preisabsprachen prüfen, kündigte Výborný an. Dabei wies er auf Missstände hin:
„Für nicht akzeptabel halte ich es, wenn ein Lebensmittelhersteller bekannt gibt, dass er verteuern müsse, obwohl seine Gewinne seit Jahren steigen. Und ebenso wenig akzeptabel ist es, wenn ein Händler zum Beispiel ein Kilogramm Karotten für neun Kronen einkauft und für 27,90 Kronen verkauft.“
Der Minister beklagte nach dem Treffen mit dem Einzelhandel zudem, dass deren Vertreter ihm nicht erläutern könnten, warum bestimmte Lebensmittel deutlich teurer sind als in Deutschland oder Polen.
Doch den Wirtschaftswissenschaftler Tomáš Majer von der Agraruniversität in Prag erstaunt dies nicht sonderlich. Er verweist zum einen auf den insgesamt deutlich kleineren Markt in Tschechien mit seinen zehn Millionen Einwohnern. Aber vor allem vermisse er die Konkurrenz unter den Lebensmittelherstellern, so Majer…
„Die Preise werden immer so hoch sein, wie dies der Markt erlaubt. Wäre die Konkurrenz höher, dann würden Hersteller und Händler gezwungen sein, die Preise zu senken. Leider drängen aber keine neuen Firmen auf unseren Markt – weder im Einzelhandel noch in der Lebensmittelproduktion. Im Gegenteil, besonders die Hersteller verlassen Tschechien und verlagern ihre Produktion in andere Länder“, sagt der Ökonom.
Laut Majer schreckt die Firmen unter anderem, dass es relativ lange dauert, in Tschechien eine Baugenehmigung zu bekommen. Im weltweiten Vergleich liege man da auf Platz 140 von rund 190 Ländern, so der Experte. Außerdem verweist er auf das seiner Aussage nach unzureichende Autobahnnetz im Land.
Doch einen Vorschlag für eine kurzfristige Verbesserung hat Tomáś Majer: Und zwar die Regeln für Rabattaktionen so zu ändern, dass die Händler wirklich gezwungen sind, das billigere Produkt durchgehend im Sortiment zu haben.