Überteuerte Lebensmittel in Tschechien? Expertengruppe der Regierung kommt zu Beratungen zusammen

Die Lebensmittelpreise in Tschechien treiben die Inflation in die Höhe. Um die Gründe für Kostensteigerungen in den Supermärkten und im Einzelhandel zu untersuchen, kam am Dienstag erstmals eine neue Expertengruppe der Regierung zusammen. Eines der Ergebnisse: Das Kartellamt (ÚOHS) soll nun nach den Preisen für Zucker auch die für Eier unter die Lupe nehmen.

Zdeněk Nekula | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

Die steigenden Lebensmittelpreise in Tschechien sind ein Problem für die Verbraucher. Landwirtschaftsminister Zdeněk Nekula (Christdemokraten) hat unlängst mitgeteilt, Schuld an den Teuerungen könnten auch die Händler haben, die ihre Margen unnötig anheben:

„Die Händler, aber auch die anderen Beteiligten, erhöhen ihre Gewinnspannen in einigen Fällen unangemessen hoch. Die Steigerung bewegt sich teils bei 100 bis 200 Prozent – sei es nun bei Äpfeln, Kartoffeln oder Zwiebeln.“

Foto:  Barbora Navrátilová,  Radio Prague International
Petr Zahradník | Foto: Kateřina Cibulka,  Tschechischer Rundfunk

Zdeněk Nekula hat deswegen ein Expertenteam zusammengestellt, das sich mit den Teuerungen befasst. Am Dienstag kam die Gruppe zum ersten Mal zusammen. Das Gremium besteht aus Vertretern der Regierung, das heißt der Ministerien für Finanzen und für Industrie und Handel. Auch der Nationale Wirtschaftsrat der Regierung (NERV) ist vertreten. Petr Zahradník sitzt für diese Institution in dem Gremium. Im Vorfeld der Sitzung sagte er in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Ich denke, es ist gut, dass diese Gruppe zusammentrifft. Das verflixte Problem der hohen Lebensmittelpreise muss angegangen werden. Denn die hohen Kosten in diesem Bereich treiben die Inflation in die Höhe – viel mehr noch als die Energiepreise, die der Evergreen im vergangenen Jahr waren.“

Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International

Die Ergebnisse der ersten Sitzung wurden am Dienstagnachmittag vorgestellt. Das Landwirtschaftsministerium will erneut Beschwerde beim Kartellamt einreichen – nach den Preisen für Zucker sollen nun auch die für Eier untersucht werden, teilte Ressortchef Nekula mit.

Denn den Daten des Statistikamtes (ČSÚ) zufolge, die von der Expertengruppe am Dienstag ausgewertet wurden, kosteten Hühnereier im Februar fast das Doppelte wie ein Jahr zuvor. Und Nekulas Vermutung: Schuld daran könnten die Händler sein.

Laden Coop | Foto: Jitka Englová,  Tschechischer Rundfunk

„Im Falle der Landwirte haben wir einen relativ guten Überblick darüber, wie die Kosten für sie gestiegen sind, was sich dann auch in den höheren Preisen widerspiegelt. Bei den Händlern haben wir diesen Einblick in die Ausgaben nicht.“

Nekula zufolge sind die Preissteigerungen für die Erzeuger auf die gestiegenen Preise für Futtermittel und Energie zurückzuführen. Der Einzelhandel jedoch weist die Vorwürfe von Minister Nekula wie schon in der Vergangenheit von sich. Pavel Březina ist Vorstandsvorsitzender von Coop:

„Ich finde es gut, dass der Landwirtschaftsminister und das Kartellamt nun Daten angefordert haben und diese vergleichen wollen. Sollen sie das doch untersuchen! Bei Coop haben die einzelnen Konsumgenossenschaftler aktuell oftmals gar nicht alle Teuerungen an die Endverbraucher weitergegeben. Ihre Marge sinkt hingegen. Das heißt, die Waren wären noch teurer, wenn die Läden ihre übliche Gewinnspanne ansetzen würden.“

Viel diskutiert wurde in Tschechien im Vorfeld der Sitzung über die mögliche Einführung einer Preisobergrenze für Lebensmittel. Diese gibt es nämlich seit Montag in der Slowakei. Dort wurden in den acht größten Handelsketten die Preise für ausgewählte Nahrungsmittel begrenzt, für 400 Produkte gelten nun vorgeschriebene Obergrenzen. Laut Landwirtschaftsminister Nekula plant Tschechien jedoch keinen vergleichbaren Schritt:

„In der Slowakei wurde der Maximalpreis für ein normales Stück Butter mit 79 Kronen (3,32 Euro) festgelegt. In Tschechien hingegen gab es vergangene Woche bei einer Kette Butter im Angebot für 29,90 Kronen (1,26 Euro). Das zeigt, dass ein gesunder Wettbewerb zwischen den Händlern viel vorteilhafter ist.“

Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International

Statt eines Preisdeckels sollen deshalb laut Nekula die hiesigen Aufsichtsorgane, wie etwa die tschechische Handelsinspektion (ČOI), die Preise in der nächsten Zeit noch genauer unter die Lupe nehmen.

Autoren: Ferdinand Hauser , Jan Bílek
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