Warum schnellen die Lebensmittelpreise in Tschechien in die Höhe?

Die Lebensmittelpreise steigen weiter an. Das Kartellamt will nun die Ursachen dafür untersuchen. Und auch die Regierung will sich mit der Lage befassen.

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Die Lebensmittelpreise steigen in Tschechien noch schneller an als die Inflation, die im Januar bei 17,5 Prozent lag. Nach Angaben des tschechischen Statistikamtes kosten Zucker oder Eier jetzt doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Butter hat sich um die Hälfte verteuert, Brot um ein Drittel. Tomáš Chrámecký ist Sprecher des Statistikamtes:

„Die Preise für Lebensmittel sind in diesem Januar im Vergleich zum Januar des Vorjahres um fast 26 Prozent gestiegen. Die überwiegende Mehrheit der Lebensmittel, die wir im Einkaufswagen der Verbraucher erfassen, ist teurer als im letzten Jahr.“

Tomáš Prouza | Foto: ČT24

Laut dem Vorsitzenden des Verbandes für Handel und Tourismus, Tomáš Prouza, reagieren die Geschäfte auf die Preise, zu denen die Lieferanten ihre Waren verkaufen:

„In manchen Monaten stiegen die Preise für pflanzliche Erzeugnisse im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 50 Prozent . Bei der tierischen Produktion waren es etwa 25 Prozent.“

Nach Angaben der Agrarkammer und der Lebensmittelkammer waren die Landwirte und Lebensmittelhersteller gezwungen, ihre Preise zu erhöhen, vor allem in Folge der steigenden Energiepreise. Dana Večeřová ist Vorsitzende der Lebensmittelkammer:

„Egal ob es sich um Gas oder Strom handelt, es gibt zwar einen Preisdeckel, aber die Energiepreise sind immer noch viel höher als in anderen Ländern der Europäischen Union und vor allem viermal höher als im Jahr 2019.“

Petr Mlsna | Foto: ČT24

Das Kartellamt hat nun begonnen, die Ursachen für den Preisanstieg bei Lebensmitteln zu untersuchen. Wie Petr Mlsna, der Vorsitzende der Behörde, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk sagte, wolle das Kartellamt untersuchen, ob jemand die Preise für Grundnahrungsmittel künstlich in die Höhe treibe:

„Wir wollen überprüfen, wie groß die Macht einiger Unternehmen in der gesamten Kette ist. Ob es tatsächlich jemanden gibt, der dort eine marktbeherrschende Stellung hat, die theoretisch missbraucht werden kann.“

Das Amt will die Preise von drei Grundnahrungsmitteln überprüfen. Welche genau das sind, wollte Mlsna nicht sagen. Die Ergebnisse der Untersuchung könnten Ende April vorliegen.

Zdeněk Nekula | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

Am kommenden Montag wird sich auch Landwirtschaftsminister Zdeněk Nekula (Christdemokraten) mit Vertretern von Landwirten, Lebensmittelherstellern und Händlern treffen, um mit ihnen die Preise zu erörtern. Dabei will er sich vor allem auf Zucker konzentrieren.

Und die Aussichten? Laut der Wirtschaftswissenschaftlerin und ehemaligen tschechischen Vertreterin bei der Welternährungsbank Jana Matesová werden die Tschechen mindestens bis zum Frühjahr warten müssen, bis die Lebensmittel wieder billiger werden.

„Für saisonale Waren wie Obst und Gemüse werden wir hoffentlich weniger tief ins Portemonnaie greifen müssen. Auch für Zucker und Mehl könnte das zutreffen. Aber bei den meisten Waren werden wir wohl froh sein, wenn das derzeitige Preisniveau bestehen bleibt.“

Würfelzucker im Kurzfilm von Radio Prague International | Foto: Ondřej Tomšů,  Radio Prague International
Autoren: Markéta Kachlíková , Aneta Nevšímalová
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