Röhrende Motoren und laute Musik: Prag 1 besteht trotz Protest von Magistrat auf Nachtfahrverbot
Um illegale Autorennen zu verhindern und die Nachtruhe der Anwohner zu wahren hatte der erste Prager Stadtbezirk vor kurzem ein Nachtfahrverbot für Kraftfahrzeuge beschlossen. Nach nur einer Nacht wurden die Verkehrsschilder jedoch vom Magistrat unkenntlich gemacht, die Maßnahme wurde gekippt. Die Politiker in Prag 1 wollen dennoch weiter für die Regelung kämpfen.
Es war eine Nacht-und-Nebel-Aktion: Vor rund drei Wochen hat die Führung des ersten Prager Stadtbezirks in einem Gebiet des Stadtteils ein Nachtfahrverbot eingeführt. Konkret bezog sich die Regelung auf ein Areal, das sich zwischen dem Dvořák-Ufer und den Straßen Pařížská und Revoluční erstreckt. In dieser Gegend gibt es zahlreiche Nachtclubs, die sich vor allem bei Touristen reger Beliebtheit erfreuen. Auslöser für das Verbot war, dass sich Vorfälle häuften, in denen junge Menschen zu später Stunde die Motoren ihrer Fahrzeuge aufheulen ließen, hupten oder laut Musik abspielten. Es handele sich im Grunde häufig um illegale Autorennen mit Sportwagen, so ein Sprecher des Stadtteils. Entsprechende Behauptungen belegen auch Videos im Internet. In einem etwa tritt nachts der Fahrer eines 500-PS-Schlittens an einem Zebrastreifen in der Straße Pařížská kräftig aufs Gaspedal.
Derartige Störungen der Nachtruhe sorgten für Beschwerden von den Anwohnern. Im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen sagte etwa eine Frau:
„Diese Rennen beginnen in der Nähe des Altstädter Rings, dann fahren die Autos in die Dlouhá. An der Kreuzung treten sie dann gegeneinander an. Und ich kann deswegen nicht schlafen.“
Angesichts derartiger Meldungen hat die Führung des ersten Prager Gemeindebezirks die Initiative ergriffen. Die Einfahrt in das Gebiet wurde von 22 Uhr bis 6 Uhr kurzerhand untersagt. Entsprechende Hinweisschilder wurden in der Nacht auf den 23. November angebracht. Ausgenommen von der Regelung waren etwa Anwohner, Taxis oder Krankenwagen. Kontrolliert werden sollte die Einhaltung des Verbots von der städtischen Polizei, die über die Maßnahme vorab informiert wurde.
Bei Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda (Bürgerdemokraten) stieß die Aktion allerdings nicht auf Begeisterung. Das Anbringen der Schilder sei nicht in Absprache mit dem Magistrat erfolgt, so seine Kritik. Und weiter:
„Das ist eine ernste Angelegenheit. Man kann so etwas nicht lokal entscheiden, denn das geht die ganze Stadt etwas an. Egal ob wir Anwohner von Prag 1, Prag 15 oder Prag 12 sind – wir haben alle dieselben Rechte.“
Svoboda ließ die Schilder direkt am folgenden Tag überkleben und damit ungültig machen. Offiziell wurde das Einfahrverbot dann Ende November vom Prager Magistrat gekippt. Begründet wurde der Schritt damit, dass die Argumente für das Verbot nicht hinreichend belegt worden seien.
In der Nacht zu Mittwoch haben die Stadtverordneten des ersten Prager Bezirks nun aber beschlossen, das Verbot erneut einzubringen. Vojtěch Ryvola sitzt für die Partei Ano im Stadtrat von Prag 1 und sagt:
„Der Verkehrsausschuss wird die Unterlagen vorbereiten und die Kommunikation mit dem entsprechenden Ausschuss beim Magistrat intensivieren. Wir müssen dringend in Kontakt treten und eine Einigung finden. Wenn der Magistrat Bedingungen stellt, werden wir die natürlich erfüllen.“
Dass die ursprüngliche Regelung auf so viel Gegenwind gestoßen sei, damit habe er nicht gerechnet, meint Ryvola. Gemeinsame Verhandlungen in der Sache forderte unterdessen auch Oberbürgermeister Svoboda.
Dass die ursprüngliche Kommunikation womöglich nicht ganz glücklich abgelaufen sein, räumte Ryvola in einem Facebook-Post von Ende November dann auch ein. Nun hoffe er, dass der Fall gut ausgehe und die Anwohner bald wieder in Ruhe schlafen könnten, so der Verkehrsstadtrat.