„Herz für die Prager Burg“ – Erinnerung an Havel und Warnung vor Populisten
Unter dem Motto „Srdce na Hrad“ – zu Deutsch etwa das „ein Herz für die Prager Burg“ – fand am Montagabend ein traditioneller Umzug statt, bei dem an Präsident Václav Havel erinnert wurde.
Auf dem Václav-Havel-Platz neben dem Prager Nationaltheater versammelte sich am Montagabend eine Gruppe von Menschen. Einige hatten tschechische Flaggen mit, andere trugen Ansteckbuttons mit dem Konterfei von Ex-Präsident Havel am Revers. Kurz nach 18 Uhr begaben sie sich auf den Weg. Das Ziel war die Prager Burg. Vorne wurde ein großes Herz aus Holz getragen, auf dem das Motto des Umzugs stand: „Srdce na Hrad“ – zu Deutsch etwa „ein Herz für die Prager Burg“. Die Idee dazu hatte 2015 der Musiker Jiří Bareš mit einigen Freunden. Seitdem haben sie immer am Todestag von Havel, der am 18.12. 2011 starb, symbolisch das Herz auf die Prager Burg gebracht, das dort ihrer Meinung nach fehlte. Sie wollten damit an Werte erinnern, die der damalige Präsident Miloš Zeman, wie sie betonten, vermissen lasse.
Auch am Montag ging es über den Kleinseitner Ring durch die Neruda-Gasse auf den Hradschiner Platz. Dort versammelten sich die Teilnehmer am Masaryk-Denkmal. Jiří Bareš brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass es nicht mehr notwendig sein werde, das Herz auf die Burg zu tragen. Denn Petr Pavel als neues tschechisches Staatsoberhaupt knüpfe an Havels Werte an, so der Bürgeraktivist. Zugleich warnte er:
„In heutiger Zeit haben es die Populisten sehr einfach. Man muss daher vernünftig bleiben und darf den Betrügern nicht glauben. Sieben Jahre lang haben wir das Herz auf die Prager Burg getragen. Der diesjährige Jahrgang ist der letzte. Wir möchten heute der Leiterin der Präsidialkanzlei ein Gedenkbuch übergeben, in dem alle Jahrgänge unseres Umzugs dokumentiert sind.“
Eugenie Číhalová war jedes Jahr dabei, als das Herz auf die Prager Burg getragen wurde. Im Regierungsrat für nationale Minderheiten vertritt sie die in Tschechien lebenden Russen. Der Vater von Eugenie Číhalová hatte in den Reihen der Weißen Armee gekämpft und ließ sich während der Ersten Tschechoslowakischen Republik auf Einladung der damaligen Regierung in Prag nieder. Číhalová erläuterte, der Umzug sei initiiert worden, um an Präsident Havel als ersten nachkommunistischen Präsidenten zu erinnern.
„Denn er brachte uns die Hoffnung und öffnete nach den vielen schrecklichen Jahren für uns wieder die Tür zur Welt. Wir denken, dass wir den Umzug zum letzten Mal organisieren. Aber wir müssen wachsam bleiben, denn alles kann passieren.“
In der Zwischenzeit war die Leiterin der Präsidialkanzlei, Jana Vohralíková, zum Masaryk-Denkmal gekommen. Jiří Bareš überreichte ihr das Gedenkbuch sowie ein großes Herz aus Holz. Vohralíková merkte an:
„Ich halte das für eine Ehre und werde beides dem Staatspräsidenten übergeben. Das Herz wird einen Ehrenplatz auf der Burg bekommen. Ich erinnere mich an die Hoffnung, die ich bei den Teilnehmern spürte, als ich bei den ersten Jahrgängen des Umzugs auf die Prager Burg mitgegangen bin. Um uns herum herrschte damals jedoch eine Hoffnungslosigkeit. Ich verspreche Ihnen, wir unternehmen alles dafür, um für eine Änderung zu sorgen.“
Unter denjenigen, die das Herz auf die Prager Burg trugen, war diesmal auch Martin Dzingel. Er ist Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik:
„Ich finde die Veranstaltung sehr wichtig. Denn sie ist ein Ausdruck der Demokratie, und die Demokratie müssen wir schützen. Wir haben schließlich die Erfahrung gemacht, dass sie fragil ist. Deswegen habe ich mir die Veranstaltung nicht entgehen lassen.“