Wellbeing und besseres Lernen: Aktionswoche thematisiert psychisches Wohlbefinden in der Schule
„Týden pro wellbeing ve škole“, also die Woche des Wohlbefindens in der Schule – so heißt eine Aktion, die seit Dienstag in den Bildungseinrichtungen Tschechiens stattfindet. Thematisiert wird dabei, wie wichtig die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Lehrenden ist und was dafür alles getan werden kann.
An der Sekundarschule für Bauwesen und Handelsakademie in Kladno geht gerade eine weitere Unterrichtsstunde los. Lehrerin Šarka Eisová stimmt die Klasse ein:
„Ich werfe einen Schlüssel in die Luft, und die Schüler klatschen, wenn er sich am höchsten Punkt befindet. Damit stellt sich die Gruppe darauf ein, dass wir nun anfangen zu arbeiten. Dafür sind wir gemeinsam hier.“
Diesmal tragen die Jugendlichen Kurzreferate zum Thema psychische Störungen vor. Dass Petr sein Papier zu Hause vergessen hat, nimmt die Lehrerin mit Verständnis auf. Das Thema könne schließlich nicht weglaufen, scherzt Eisová, denn es habe ja keine Füße.
In Kladno wie auch in zahlreichen weiteren Schulen in Tschechien hat am Dienstag die Aktionswoche zum Thema Wohlbefinden begonnen. „Týden pro wellbeing“ heißt sie, denn auch im Tschechischen wird das englische Wort wellbeing mittlerweile ganz normal genutzt. Es meint die Ausgeglichenheit, also die psychische und physische Gesundheit eines Menschen. Nach Angaben des Nationalen Instituts für seelische Gesundheit (NÚDZ) leidet das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Tschechien immer mehr. Bei einer Studie vom Juni vergangenen Jahres wurden Symptome einer Depression bei etwa 40 Prozent aller Neuntklässler registriert.
Darum gibt es nun die Themenwoche, an der sich mehr als 60 Organisationen mit Seminaren und Workshops beteiligen. Eine dieser NGOs ist die Society for All (SOFA), und Lenka Felcmanová ist die Vorsitzende:
„Die verschiedenen Veranstaltungen sollen Mitarbeiter im Schulwesen und Schüler, aber auch die Eltern darüber informieren, was konkret dafür getan werden kann, damit sich die Kinder in der Schule besser fühlen und auch besser lernen können. Dabei geht es viel um Beziehungen, um ein Gefühl von Sicherheit und um Anerkennung.“
Um den Lernalltag zu erleichtern, sind in der Bau- und Handelsschule in Kladno zum Beispiel mehrere Entspannungszonen eingerichtet. Sie würden von den Jugendlichen gern genutzt, sagt Matěj aus der elften Klasse:
„Hier können wir uns hinsetzten oder auf die Sitzsäcke legen. Selbst wenn wir einschlafen, stört sich kein Lehrer daran.“
Die Schüler halten ihren Pädagogen außerdem zugute, dass sie Kleidung oder Make-Up der Jugendlichen nicht von oben herab kommentieren würden. Vielmehr versuchten die Lehrenden, sprachlich mit ihren Schützlingen mitzuhalten, berichtet die Zehntklässlerin Daniela:
„Unter uns benutzen wir oft Abkürzungen wie WTF, by the way, ILY oder OMG. Unsere Lehrerin hat erst komisch geguckt, aber mittlerweile weiß sie, was sie bedeuten. Und manchmal versucht sie auch selbst, die Abkürzungen zu benutzen, was mir echt super vorkommt.“
Die Aktionswoche wird am Dienstag kommender Woche mit einer Fachkonferenz in der Prager Galerie DOX abgeschlossen. Das Thema Wohlbefinden soll in den Schulen Tschechiens aber auch danach präsent bleiben. Darum ist es Teil einer Unterrichtsreform, deren Umsetzung ab September 2027 geplant ist. Sie sieht vor, dass die Kinder bereits in den Grundschulen lernen sollen, mit Emotionen umzugehen, Stress zu bewältigen oder professionelle Hilfe einzufordern.