Wen fragen zu Risiken oder Nebenwirkungen? In Tschechien gehen die Apotheken auf dem Land ein
2022 gab es in Tschechien 2500 Apotheken. Gerade auf dem Land haben die Menschen aber immer weniger Orte, an denen sie pharmazeutische Beratung und ihre Medikamente bekommen können.
Das 2500-Seelen-Städtchen Mladá Vožice / Jung Woschitz in Südböhmen hat sie noch – seine Apotheke. In der Schlange steht dort öfters auch Karel Slabý. Dass er nicht weit für seine Medikamente fahren muss, begrüßt er, wie er in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagt:
„Das ist wirklich toll. Wir müssten sonst wegen der Tabletten bis nach Tábor fahren“, so Slabý. Sein Rezept löst er heute bei Helena Pokojová ein. „Ich arbeite hier wirklich gern, vor allem wegen der Stammkunden“, so die Frau.
Die Apotheke in Mladá Vožice deckt einen Umkreis von 20 Kilometern ab, aus dem die Kunden kommen. Noch vor Kurzem drohte aber, dass es in der Gegend gar keinen direkten Medikamentenverkauf mehr gibt. Denn die bisherige Apotheke schloss.
Mladá Vožice ist damit kein Einzelfall. Denn in immer mehr Dörfern und Kleinstädten schließen die Arzneiausgaben ihre Türen. So befand sich der tschechischen Apothekerkammer (ČLnK) zufolge der Großteil der über 50 Geschäfte, die seit 2015 hierzulande geschlossen haben, in kleineren Gemeinden. In den größeren Städten des Landes gibt es hingegen immer mehr Apotheken. Bei Aleš Krebs, dem Präsidenten der Apothekerkammer, sorgt diese Entwicklung für Besorgnis – wenngleich die blanken Zahlen zunächst nicht sonderlich bedrohlich erscheinen mögen:
„Die Pharmazeuten geben nicht nur Medikamente aus. Sie sind auch Teil des Gesundheitssystems. Bei kleineren gesundheitlichen Problemen sind sie oft die erste Anlaufstelle der Patienten. Dies zeigen auch die Daten aus verschiedenen Studien.“
Die großen Ketten haben in Tschechien jedoch kein Interesse, Filialen auf dem Land zu eröffnen. Um die Apotheken dort aber dennoch zu retten, könne man sich Krebs zufolge das Beispiel aus Mladá Vožice zum Vorbild nehmen. Dort wird die Apotheke nun nämlich erfolgreich von einer Niederlassung der Krankenhausapotheke in Tábor betrieben. Und laut dem Pharmaexperten besteht noch eine weitere Möglichkeit:
„Die örtlichen Gemeindeverwaltungen können für den Betrieb einer Apotheke ihre eigenen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Dadurch fallen für die Unternehmen etwa die Mietkosten weg.“
Krebs betont aber zugleich, dass sich auch systematisch etwas verändern müsse…
„Auf dem Land gibt es oft nur Allgemeinmediziner. Die Einnahmen der Apotheken hängen aber zumeist vom Preis der verkauften Medikamente ab. Deshalb bestehen häufig gehörige Unterschiede zur Lage in den Städten, in denen auch Polikliniken und Krankenhäuser angesiedelt sind.“
Um dies zu ändern, müssten die Apotheker in Zukunft eine fixe Beratungspauschale erhalten, die preisunabhängig sei, fordert Aleš Krebs.