Jahr der tschechischen Musik: Zauber der Polyphonie bei Jan Dismas Zelenka
Der Barockkomponist und Meister der Polyphonie, Jan Dismas Zelenka, hat etwa 250 Werke geschrieben. Lange Zeit war er in Vergessenheit geraten, in den vergangenen Jahrzehnten erleben seine Werke aber eine Art Wiedergeburt und viel Anerkennung.
Die Barockmusik war in jedem Land anders. In den böhmischen Ländern wurde, so wie auch in Deutschland, die Polyphonie besonders geschätzt. Das heißt, dass mehrere Stimmen parallel geführt werden, wobei jede ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Melodie und ihre musikalische Logik hat. Johann Sebastian Bach steht für den Gipfel des polyphonen Komponierens. Doch auch in Böhmen, genauer im mittelböhmischen Louňovice pod Blaníkem, wurde ein Meister der Barockpolyphonie geboren: Jan Dismas Zelenka.
Zelenkas Werke hätten Manches, das weder bei Bach, noch bei anderen Komponisten zu hören sei, sagt der Chefredakteur des Musiksenders D-Dur beim Tschechischen Rundfunk, Lukáš Hurník. Er hebt die Art hervor, wie Zelenka die Fuge komponierte, und zwar am Beispiel dessen Oratoriums „In exitu Israel“:
„Es klingt fast wie ein Werk der Zwölftonmusik, die auf einer Zahlenreihe beruht. Zelenka hat mit diesem Verfahren gearbeitet und daraus eine herrliche Fuge gemacht. Überaus faszinierend an Zelenkas Musik ist ihre Unberechenbarkeit. Wenn bei Bach ein Werk beginnt, dann geht es meist bis zum Ende immer in demselben Geist weiter. Das macht seine Musik so gewaltig. Bei Zelenka wiederum weiß man nie, was im nächsten Takt geschieht – selbst bei seiner geistlichen Musik nicht.“
Außergewöhnlich seien bei Zelenka auch manche Effekte: unterschiedliche Glissandi, Seufzer, Wechsel der Dynamik sowie farbige Klangkombinationen, die noch niemand zuvor verwendet hatte. Auch darin sei Zelenkas Musik originell, so Hurník.
Zelenka, der sein ganzes Leben lang am Hof in Dresden tätig war, komponierte zwischen 1725 und 1728 insgesamt 33 Vesperpsalmen in drei Zyklen und ein Magnificat. Sie entstanden für die katholische, der Heiligsten Dreifaltigkeit geweihte königliche Kapelle des Dresdner Hofes. Jeder Zyklus beginnt mit dem Psalm Dixit Dominus, es folgen mehrere Vesperteile, sodass seine Psalmvertonungen bei fast allen Vesper-Gottesdiensten des Liturgischen Jahres verwendet werden konnten.