Oft wird Deutsch gewählt: Zweite Fremdsprache soll für Schüler in Tschechien Pflicht bleiben

Zuletzt sah es so aus, als werde die zweite Fremdsprache für die Schüler in Tschechien von einem Pflicht- auf ein Wahlfach reduziert. Das hätte vor allem einen Rückgang bei den Deutschkenntnissen hierzulande bedeutet. Aber nun kündigte Bildungsminister Bek an, die Pflicht für eine zweite Sprache beizubehalten.

Die tschechisch-deutsche Comunity geriet damals in einige Aufruhr: Vor gut zwei Jahren kündigte das tschechische Bildungsministerium an – damals noch unter Leitung von Petr Gazdík (Stan) –, die zweite Fremdsprache an den hiesigen Schulen zu einem Wahlfach zu machen. Das sollte bis dieses Jahr beschlossen werden und hätte nur noch Englisch als Pflichtsprache belassen.

Da als zweite Fremdsprache hierzulande immer noch häufig Deutsch gewählt wird, wurden angesichts dieser Pläne sogleich Bedenken laut, dass die nachbarschaftlichen Beziehungen leiden könnten. So sagte Tomáš Jelínek, einer der beiden Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, 2022 im Interview mit Radio Prag International:

Tomáš Jelínek | Foto: Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

„Wenn wir konkret über Deutsch reden, muss man bedenken, dass sich dieser Plan auch zuungunsten der Nachbarsprachen auswirkt. Dabei ist Deutsch zahlenmäßig die wichtigste.“

Zuletzt hatten Vertreter der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK), der Französisch-Tschechischen Handelskammer sowie von pädagogischen Fakultäten im Frühjahr dieses Jahres einen offenen Brief an den derzeitigen Bildungsminister, Mikuláš Bek (Stan), adressiert und die Pläne erneut kritisiert.

Doch nun kann sich die Anspannung legen. Bek hat am Montag über den Nachrichtendienst X mitgeteilt, er werde sich für eine Beibehaltung der zweiten Pflichtsprache einsetzen. Damit kommt die 2022 angeschobene Revision des Rahmenlehrplans für die Grundschulen langsam zum Abschluss. Konkret will der Minister die zweite Fremdsprache sogar schon in der sechsten anstatt wie bisher in der achten Klasse einführen. An allen Schulen sollen dabei mindestens Deutsch, Französisch oder Spanisch angeboten werden. Des Weiteren sehen die Pläne vor, dass mit dem Englischunterricht hierzulande spätestens ab der ersten Klasse, wenn nicht sogar im letzten Vorschuljahr begonnen werden soll. Bisher startet er in der dritten Klasse. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte Bek sein Vorhaben:

Mikuláš Bek | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Es geht natürlich um die Qualität des Unterrichts und nicht um die Anzahl der Stunden. Diese schreibt der Lehrplan auch gar nicht direkt vor. Vielmehr steht im Fokus, wann mit dem Fremdsprachenunterricht begonnen werden soll. Ich habe mir sehr genau angeschaut, wann dies in anderen europäischen Ländern der Fall ist. Tschechien gehört zu jenen Staaten, in denen diese Fächer eher spät angeboten werden. Dabei ist die Chance auf Erfolg aber umso größer, desto früher mit dem Sprachunterricht angefangen wird.“

Die Vorschläge zum Englischunterricht werden vom Verband der Lehrkräfte (Asociace pedagogických pracovníků) begrüßt. Direktor Jaroslav Štercl verweist darauf, dass Konzepte wie diese schon in zahlreichen Schulen angewendet würden. Den Plan, die zweite Fremdsprache als Pflichtfach beizubehalten, wolle er allerdings noch weiter diskutieren, betont Štercl und kritisiert den bisherigen Schlingerkurs:

„Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt nicht, was ich davon halten soll. Denn dazu wechseln sich die Phasen des Ja und des Nein zu häufig ab. Unser Verband hat kein Problem damit, dass die zweite Fremdsprache in den höheren Klassenstufen angeboten wird. Man muss aber beachten, dass ein bestimmter Prozentsatz der Schüler immer ein Problem damit haben wird. Für sie sollte es eine Alternative geben, damit nicht alle zu jedem Preis eine zweite Sprache lernen müssen.“

Der Minister will auch das geforderte Niveau im Fremdsprachenunterricht anheben. Schüler der neunten Klasse sollen demnach in Englisch nicht mehr nur A2, sondern B1 erreichen. Und für Abiturienten soll sich das Level von B1 auf B2 erhöhen. Wichtig sei außerdem, das Sprachenangebot an den Schulen zu vereinheitlichen, fordert Bek:

„Im Moment herrscht ein riesiges Chaos. Jemand beginnt an der Grundschule etwa mit Deutsch oder Französisch und lernt das zwei Jahre lang. Wenn er dann an die weiterführende Schule kommt, kann es aber sein, dass diese Sprache gar nicht angeboten wird.“

Dies werde dann Gegenstand der Revision des Rahmenprogramms für die weiterführenden Schulen sein, schrieb Bek am Montag auf X. Den erneuerten Rahmenlehrplan für die Grundschulen will der Bildungsminister nun bis Ende dieses Jahres fertigstellen.

Autoren: Daniela Honigmann , Kryštof Šimek | Quelle: Český rozhlas
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