Tschechien auf dem Weg zum Pfand: Mit leeren PET-Flaschen und Dosen zurück ins Geschäft

Petr Hladík

In Tschechien soll 2026 ein Pfand auf PET-Flaschen und Getränkedosen eingeführt werden. Die entsprechende Novelle des Abfallgesetzes wurde Ende vergangener Woche von der Regierung gebilligt. Doch der Entwurf hat auch viele Kritiker.

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Nach Angaben des Umweltministeriums kommen in Tschechien jedes Jahr etwa 1,8 Milliarden PET-Flaschen und 800 Millionen Dosen auf den Markt. Ein erheblicher Teil dieser Verpackungen, genauer jede fünfte Flasche und drei von vier Dosen, landen außerhalb des sortierten Abfallstroms. Das will man nun ändern. Diese Getränkeverpackungen sollen Teil eines Pfandsystems sein, so wie es auch schon bei Glasflaschen der Fall ist. Laut Umweltminister Petr Hladík (Christdemokraten) ist Ziel des Systems, die Recyclingquoten zu erhöhen und die Abfallmenge zu verringern:

„Wir brauchen dringend diese Änderung, wenn wir damit Schluss machen wollen, dass Plastikflaschen und Dosen in Straßengräben landen. Wir brauchen sie, um die Zirkularität einzuführen, das heißt, dass aus einer alten Dose eine neue entsteht. Wir brauchen sie, um Energie zu sparen. Denn für eine recycelte Dose braucht man nur fünf Prozent Energie im Vergleich dazu, Aluminium abzubauen, zu verarbeiten, zu walzen und dann aus diesem Primärmaterial eine Dose herzustellen.“

Petr Hladík | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Das Pfand soll für Flaschen mit bis zu drei Litern sowie für Dosen mit bis zu einem Liter Inhalt gelten, ausgenommen sind Milchprodukte, Öle und Essig. Die Verpackungen werden mit dem Buchstaben Z gekennzeichnet. Für den Pfandbetrag schlägt die Regierung vier Kronen (16 Cent) vor.

Einzelhändler in Geschäften mit einer Fläche von mehr als 50 Quadratmetern sowie Tankstellen würden verpflichtet, Flaschen und Dosen anzunehmen, erläutert Minister Hladík weiter. Insgesamt sollen über 11.000 Sammelstellen entstehen, und zwar in Form von Automaten.

Hladík zufolge sind die Tschechen vorbildlich im Sortieren, bei der Verarbeitung sei die Lage weniger rosig, so der Minister. Nach Angaben der Recycling-Firma Eko-Kom wurden im vergangenen Jahr drei Viertel der hierzulande verkauften PET-Flaschen sortiert. Nur etwa die Hälfte davon wurde laut Schätzungen des Umweltministeriums aber recycelt. Eine EU-Richtlinie schreibt vor, dass bis 2029 mindestens 90 Prozent des Gewichts von Plastikgetränkeflaschen zurückgenommen werden müssen.

Foto: Tschechisches Fernsehen,  ČT24

Der jetzige Regierungsentwurf hat eine heftige Debatte unter den Interessengruppen ausgelöst. Über 700 Stellungnahmen gingen in der Vorbereitungsphase beim Ministerium ein. So äußerten beispielsweise das Industrieministerium und mehrere Gebietskörperschaften Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen auf Unternehmen und Gemeinden. Kritiker argumentieren, dass die Maßnahme die Kosten in die Höhe treiben und das bestehende Abfallsortiersystem komplizierter machen würde.

Wenn die Menschen zwei parallel funktionierende Systeme nutzen müssen, würden sie weniger sorgfältig auf die Sortierung achten, kommentierte zum Beispiel Šárka Havelková Seifertová den Entwurf. Sie ist Bürgermeisterin von Loštice in der Gegend von Šumperk / Schönberg.

Rudolf Špoták | Foto: Ivana Schweitzerová Kolaříková,  Tschechischer Rundfunk

Der Kreishauptmann von Pilsen / Plzeň, Rudolf Špoták (Piraten), stimmt dem Pfandsystem prinzipiell zu. Zugleich befürchtet er Schwierigkeiten vor allem für kleinere Gemeinden:

„Große Handelsketten haben bereits Erfahrung damit, wie Pfand-Verpackungen liquidiert werden. Aber die Läden in kleinen Gemeinden, die der Kreis zum Teil fördert, werden sicherlich Probleme mit der Logistik haben.“

Bei der Abstimmung im Kabinett wurde der Gesetzentwurf von zwölf Mitgliedern unterstützt, zwei enthielten sich ihrer Stimme. Einer dieser beiden war Industrie- und Handelsminister Lukáš Vlček (Stan). Seinen Aussagen nach liegen die Probleme in der Abfallwirtschaft woanders als bei der Rückgabe von PET-Flaschen:

„Problem ist, dass diese Verpackungen in solchem Umfang produziert werden und selbst biologisch abbaubare Verpackungen oft auf den Mülldeponien landen.“

Der Entwurf kommt als Nächstes ins tschechische Parlament. Dort wird eine heftige Debatte erwartet.

Autoren: Markéta Kachlíková , Eva Soukeníková
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