Vor 20 Jahren: Entscheidung über das Ende der Wehrpflicht in Tschechien

Nach dem Abgeordnetenhaus billigte am 4. November 2004 auch der tschechische Senat ein neues Gesetz, mit dem die Wehrpflicht in Friedenszeiten hierzulande ausgesetzt wurde. Seit Jahresbeginn 2005 hat Tschechien nur noch eine Berufsarmee.

Gerade zu kommunistischen Zeiten wurde der Wehrdienst von den meisten jungen Männern hierzulande als reine Schikane wahrgenommen. Diese Einstellung hielt sich auch nach der Samtenen Revolution von 1989, wie viele Umfragen aus der Zeit belegen. Und so weinte kaum jemand der Wehrpflicht nach, als diese zu Ende des Jahres 2004 aufgehoben wurde.

Die tschechoslowakische Armee in den 1930er Jahren | Foto: public domain

Tschechische Männer unterlagen erstmals zu Zeiten der k. u. k. Monarchie allgemein der Wehrpflicht. Sie wurde 1868 in Österreich-Ungarn eingeführt. Nach der Gründung des eigenständigen Staates galt sie dann auch ab 1920 in der damaligen Tschechoslowakei. Noch in der Ersten Republik wurde die Dauer des Dienstes von zunächst 14 Monaten schrittweise auf zwei Jahre erhöht. Diese lange Zeit der Einberufung hatte auch während des kommunistischen Regimes Bestand. Erst ab 1990 reduzierte man die Dauer wieder. Ab 1993 mussten nur noch zwölf Monate Grundwehrdienst geleistet werden, ehe die Pflicht dazu abgeschafft wurde.

Rückkehr zur Wehrpflicht?

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und allgemein die verschlechterte Sicherheitslage in Europa haben aber in vielen Länder die Debatte aufkommen lassen, ob man nicht auch in Friedenszeiten wieder zum Dienst an der Waffe zurückkehren sollte. Manche Staaten haben dies sogar bereits umgesetzt. So führten zum Beispiel Litauen schon 2015, Schweden dann 2018 sowie Georgien in diesem Jahr die Wehrpflicht wieder ein. In Deutschland drängt vor allem die CDU/CSU auf eine schrittweise Rückkehr zum Modell mit einem Wehrdienst.

Tschechischer Armee fehlen Freiwillige

In Tschechien wird die entsprechende Diskussion bisher nur sehr leise und zurückhaltend geführt. Während sich der Generalstabschef der Armee, Karel Řehka, mit der Empfehlung eines freiwilligen oder obligatorischen Wehrdienstes vorgewagt hat, sagte Verteidigungsministerin Jana Černochová (Bürgerdemokraten) unlängst, dies stehe nicht zur Debatte.

Die Armee versucht die Rekrutierung auf vielfältige Weise zu fördern. Diesen Sommer organisierte sie eine freiwillige Militärübung für Oberstufenschüler | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Allerdings fehlen den tschechischen Streitkräften genügend Freiwillige, um auf die angestrebte Stärke zu kommen. So peilt man eigentlich 30.000 Berufssoldaten und 10.000 Soldaten in der aktiven Reserve an. Trotz Anwerbekampagnen lagen die Zahlen im September dieses Jahres aber nur bei knapp 28.000 Berufssoldaten und nicht ganz 4300 Reservisten. Bei einer Erhebung durch die Meinungsforschungsplattform Výzkumník der Medienfirma Seznam im Februar dieses Jahres sprach sich immerhin schon wieder die Hälfte der befragten Tschechen für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht aus. Zehn Jahre zuvor hatten dem nur 37 Prozent der Menschen zugestimmt. Es gibt also auch hierzulande einen leichten Meinungsumschwung.

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