Böhmerwald und Bayerischer Wald im Fokus: Festival „Šumava Litera“ feierlich beendet
Am Samstag ist in der Böhmerwaldstadt Vimperk / Winterberg das Festival „Šumava Litera“ zu Ende gegangen.
Die Band Hot Club de la Forêt aus Zwiesel hat die feierliche Preisverleihung musikalisch begleitet. Mit dem Galaabend im vollen Saal des Kulturzentrums in Vimperk erreichte die zehnte Auflage des Festivals „Šumava Litera“ ihren Höhepunkt. Eine Woche lang hatten zahlreiche Vorträge, Treffen mit Schriftstellern, Ausstellungen und nicht zuletzt auch eine Buchmesse stattgefunden.
Um eine Auszeichnung bewarben sich insgesamt 61 tschechische und 33 deutsche Bücher, die im vergangenen Jahr erschienen sind. Die Johann-Steinbrener-Preise wurden gleich in vier Kategorien verliehen. Unter den deutschsprachigen Büchern über den Böhmerwald sowie den Bayerischen Wald siegte der zweite Band von „Auswanderer aus Böhmen und Bayern“ von Manfred Rimpler, in Koproduktion mit Marita und Reinhard Haller. Wo fand er Inspiration für das Buch? Manfred Rimpler:
„Mein Bruder ist 1966 zunächst nach Australien ausgewandert, dann aber in Neukaledonien geblieben. Er ist Ananas-Farmer geworden. Es hat mich beeindruckt, wie jemand, der mit nur einem Koffer auswandert, plötzlich zu Wohlstand kommt. Dann habe ich mich damit befasst und fand es unvorstellbar, wie ganze Familien auf eine lange Seereise gegangen sind. Im 19. Jahrhundert dauerte die Reise bis Brasilien drei Monate. Viele Leute sind gestorben, viele sind angelogen worden. Man hat ihnen etwas versprochen, was gar nicht eingehalten wurde. Vielen Auswanderern aus Böhmen wurden nur ein Stück Urwald, eine Säge und vielleicht noch Bohnen zum Anbauen gegeben. Das war alles. Ich habe beispielsweise in Archiven in Česká Lípa / Böhmisch Leipa, Doupov / Duppau und in Litoměřice / Leimeritz recherchiert. Im städtischen Archiv in Česká Lípa habe ich einige Zeitschriften gefunden, die man bei uns kaum noch findet. Und da habe ich viele interessante Aufsätze gelesen.“
Das tschechischsprachige Buch „Karel Klostermann a zrod Šumavy“ (Karel Klostermann und die Geburt des Böhmerwaldes) von Veronika Faktorová und Michal Hořejší wurde mit dem Preis in der Kategorie der populärwissenschaftlichen Bücher geehrt. Veronika Faktorová sagte nach der Preisverleihung gegenüber Radio Prag International:
„Unser Projekt wurde damit feierlich abgeschlossen. Denn im Prinzip haben wir es in Vimperk angefangen. Vor einem Jahr zeigten wir hier eine Ausstellung über Klostermann und hielten Vorträge. Auch das Buch haben wir präsentiert. Und jetzt haben wir das Projekt zu Ende geführt, indem wir den Preis erhalten haben.“
Und Michal Hořejší fügte hinzu:
„Ich wurde gefragt, was der Preis für mich bedeutet. Es freut mich, dass unser Narrativ über Klostermann, das wir ursprünglich für ein wenig kontrovers hielten, zum Bestandteil des Mainstreams geworden ist. Das finde ich wichtig.“
Der Band über Karel Klostermann wird bald auch ins Deutsche übersetzt.
„Šumava za císaře pána“ (Der Böhmerwald in Zeiten des kaiserlichen Herrschers) heißt der Bildband von Pavel Scheufler, der unter den Kunstbüchern prämiiert wurde. Für den erkrankten Autor nahm die Redakteurin des Verlags Slovart, Aneta Křížková, den Preis entgegen. Auf dem Podium sagte sie:
„In dem Buch finden sich Fotos aus der großen Familiensammlung von Pavel Scheufler. Sie wurden im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und bis in die 1920er Jahre gemacht. Es gibt schöne Aufnahmen der Kapelle von Stožec oder vom Schwarzen See. Die Bilder zeigen auch die Anfänge des Tourismus im Böhmerwald. Ich denke, dass dort vertretene Fotografen wie Jindřich Eckert oder František Krátký ein großes Verdienst haben. Mit großen und schweren Geräten besuchten sie Orte, die lange kaum zugänglich waren. Sie vermitteln uns den Blick auf eine Landschaft, die wir nicht mehr sehen können.“
Mit dem „Šumava-Litera-Preis“ wurde zudem der ehemalige politische Gefangene Jaroslav Javorský ausgezeichnet. Sein Buch heißt „Most špionů aneb má cesta z pekla ke svobodě“ (Die Spionenbrücke oder mein Weg aus der Hölle in die Freiheit).
In die Ruhmeshalle des Festivals wurde außerdem Rudolf Hartauer aufgenommen. Der Redakteur der Monatszeitschrift „Der Böhmerwald“ merkte an:
„Es ist schon eine besondere Auszeichnung und Ehre. Ich freue mich sehr, dass das Gremiumgerade auf mich gekommen ist. Ich glaube, wir sind die einzige Zeitschrift, die so grenzüberschreitend berichtet. Ich habe am Anfang schon Angst gehabt, ob ich dafür Mitarbeiter finde. Als ich dann nach Tschechien fuhr, bin ich aber mit offenen Armen empfangen worden und habe keine einzige Absage erhalten. Die Partner habe ich seit 2018 alle noch, es ist niemand abgesprungen. Alle arbeiten an unserer Zeitschrift mit.“
Viele der Festivalbesucher waren nicht zum ersten Mal mit dabei. Zu ihnen gehörte auch Bernhard Riepl. Der Österreicher lebt seit Jahren im südböhmischen Kaplice / Kaplitz. Vor drei Jahren sei er als Übersetzer eines damals für den Preis nominierten Buches zum Festival eingeladen worden, erzählte er:
„Das war der Beginn. Letztes Jahr war ich schon zwei Tage hier, und da haben wir mit Martin Sichinger (Programmdirektor des Festivals, Anm. d. Red.) angefangen, Kontakte Richtung Österreich zu knüpfen. Nach Bayern gibt es schon längere Zeit Kontakte, die wir in Österreich so nicht haben. Diese dritte Schiene Richtung Oberösterreich steht erst am Anfang. Da ist meine Rolle nicht ganz unwichtig, da ich verschiedene Leute in den drei Ländern kenne. Einige davon haben wir letztes Jahr mit Martin auch besucht.“
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