Zero Waste: Erste Schulküche in Tschechien ohne Müllproduktion

Die Kinder können entsprechend den Portionen auswählen, was sie essen

In Tanvald / Tannwald im Isergebirge gibt es die erste Schulküche Tschechiens, die keinerlei Müll mehr generiert. So lernen schon die Kinder, mit Nahrungsmitteln verantwortlich umzugehen.

Schulkantine in Tanvald | Foto: Johana Tománková,  Tschechischer Rundfunk

Auf den Teller kommt nur, worauf das Kind gerade Appetit hat. Dies ist ein Prinzip der Zero-Waste-Schulküche in Tanvald. Die Schüler können sich hier ihr Essen selbst auftun. Sie bekommen also nichts vorgesetzt und lernen gleichzeitig, die Größe der Portion besser einzuschätzen.

„Wenn die Schüler in die Kantine kommen, legen sie ihren Chip an der Kasse auf und die Köchin kontrolliert, ob sie ein Essen für den Tag bestellt haben. Dann nehmen sie sich ein Tablett, Besteck, Serviette und Geschirr und gehen zum Selbstbedienungspult.“

Teller und Schüsseln seien natürlich aus Keramik, ergänzt Miroslav Novotný, der Leiter der Schulküche. Auf dem Pult stehen zwei Musterportionen, um den Kindern und Jugendlichen die Auswahl leichter zu machen. Sie können sich zwischen Gerichten mit und ohne Fleisch entscheiden und haben auch freie Hand bei den Beilagen.

Wer will, nimmt noch eine Suppe dazu. Gerade sei Kartoffelsuppe im Angebot, informiert Novotný und fährt fort:

„Drei Sorten Gemüse, bunter Salat, Preiselbeeren und Dressing“, präsentiert er die Auswahl an der Selbstbedienungstheke. Der Hauptgedanke sei, dass die Schüler nicht zwingend essen müssten, was ihnen nicht schmeckt oder nicht behagt. So soll Verschwendung vermieden werden – und das sowohl als ökologische als auch pädagogische Maßnahme.

Nach dem Essen stellen die Kinder und Jugendlichen das Geschirr auf dem Band der Spülmaschine ab. Der Kantinenleiter erläutert:

Schulkantine in Tanvald | Foto: Johana Tománková,  Tschechischer Rundfunk

„An der Trennstation entsorgen sie die Papierservietten sowie den biologischen Abfall – also die Essensreste – und verteilen die einzelnen Geschirrkomponenten. Wenn man die Reste früher einfach nur auf dem Teller ließ, hat man wahrscheinlich gar nicht darüber nachgedacht, wieviel das eigentlich ist. Bei uns wird es aber abgegeben und gewogen.“

Auf einem Bildschirm wird angezeigt, wie viele Lebensmittelreste in letzter Zeit weggeworfen wurden. Am Vortag ergaben sie zum Beispiel ganze 23 von insgesamt 550 Portionen. Die Abfälle gehen in die Kompostanlage…

„Aus dem biologischen Abfall wird dann Humus, den wir im Verhältnis eins zu zehn mit Erde vermischen. Dann kann er zum Düngen verwendet werden.“

Foto: Johana Tománková,  Tschechischer Rundfunk

Damit sei die Kantine der Grundschule in der Sportovní-Straße hundertprozentig Zero Waste, konstatiert Novotný.

Lob dafür kommt vom Institut für Evaluation und Sozialanalysen. Mitarbeiterin Kateřina Rohanová sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Dies ist wirklich ein großer Erfolg. Vor allem in den Schulküchen ist es sehr schwer, eine solch radikale Veränderung zu erreichen. Dort herrscht in Tschechien meist noch eine konservative Haltung, die viele kennen und die es seit vielen Jahren gibt. Der Übergang zu Zero Waste muss wirklich sehr aufwendig gewesen sein.“

Schulkantine in Tanvald | Foto: Johana Tománková,  Tschechischer Rundfunk

Dass allein das Prinzip der Selbstbedienung zu mehr Nachhaltigkeit beiträgt, zeigt auch ein Beispiel aus dem Tanvalder Stadtteil Šumburk / Schumburg. In der dortigen Grundschule wird schon seit zwei Jahren die Portionierung den Kindern selbst überlassen. In dieser Zeit konnte der Essensabfall den Informationen zufolge um 90 Prozent reduziert werden.

Schulkantine in Tanvald | Foto: Johana Tománková,  Tschechischer Rundfunk

Doch Müllvermeidung ist nicht die einzige Agenda. Die Schulküchen der Stadt sollen demnächst auch mit erneuerbarer Energie versorgt werden, kündigt Bürgermeister Vladimír Vyhnálek (parteilos) an:

„Derzeit läuft eine umfangreiche Ausschreibung für die Grundschule in der Sportovní-Straße. Unter anderem wird dort eine große Photovoltaikanlage entstehen. Wenn alles gut geht, schließen wir anschließend unser E-Werk daran an und müssen keine großen Strommengen mehr aus dem landesweiten Netz beziehen. Dann produzieren wir selbst für unseren Verbrauch.“

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Autoren: Daniela Honigmann , Johana Tománková | Quelle: Český rozhlas
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