Tschechische Diplomaten erwarten auch unter Trump anhaltend gute Beziehungen mit USA
Der Botschafter und der Regierungsberater für Sicherheitsfragen – dies sind die offiziellen Vertreter Tschechiens, die am Montag in Washington an der Amtseinführung von Donald Trump als neuem US-Präsidenten teilnehmen.
Über Washington zieht gerade eine Kaltfront hinweg. Wegen Schnee und Glatteis findet die Amtseinführung von Donald Trump als nächstem US-Präsidenten am Montag dann auch nicht vor, sondern im Kapitol statt. Wenn Trump gegenüber dem Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofes in den USA seinen Eid ablegt, wird Tschechien vertreten sein durch seinen Botschafter Miloslav Stašek sowie den hiesigen Regierungsberater für Sicherheitsfragen, Tomáš Pojar. Außenminister Jan Lipavský (parteilos) kommentierte den anstehenden Regierungswechsel am Sonntag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Ich erwarte, dass die Beziehungen sehr positiv bleiben werden und dass sie sich so gut weiterentwickeln, wie wir daran in den letzten Jahren gearbeitet haben. Es geht bei ihnen nicht nur um große Themen, wie etwa den Kauf der Kampfflugzeuge F-35 oder wichtige Investitionen tschechischer Unternehmen in den USA. Sondern es zeigt sich angesichts der heutigen turbulenten Sicherheitslage, dass Tschechien ein guter Partner ist und die Vereinigten Staaten dies wahrnehmen.“
Etwas nüchterner äußerte sich dazu hingegen Ondřej Houska, Redakteur bei der Tageszeitung „Hospodářské noviny“:
„Wir werden uns hier nicht vormachen, dass Tschechien für die USA ein superwichtiges Land wäre oder dass Donald Trump mit dem Gedanken an uns einschläft und auch wieder aufwacht. Er nimmt Tschechien als Teil Europas war und nicht als eigenständige Einheit.“
Donald Trump wird der 47. US-Präsident – und war auch schon der 45. Dank seiner ersten Amtszeit 2017 bis 2021 sei er für Tschechien in seinen langfristigen Absichten durchaus vorhersehbar, meint der stellvertretende Botschafter in den USA, Jan Havránek. Auf die kommenden vier Jahre sei man von tschechischer Seite also gut vorbereitet:
„Wir haben sehr genau erkundet, wer die wichtigsten Amtskollegen sein werden, und stehen mit ihnen in Kontakt. Etwas schwierig ist dabei allerdings, dass sie sich mit uns noch nicht auf offizieller Ebene treffen können, bevor Präsident Trump in sein Amt eingeführt wurde. Die informelle Kommunikation findet indes schon statt, so wie es bei jeder neuen Regierung ist.“
Aber auch die Opposition in Tschechien will den Anschluss nicht verpassen. Bei der Amtseinführung am Montag sind zwei EU-Abgeordnete der Partei Ano dabei, ebenso wie die Vorsitzenden der außerparlamentarischen rechtskonservativen Kräfte Přísaha (Der Eid) und der Autofahrerpartei Motoristé sobě. Dazu sagt der Amerika-Experte Jakub Lepš von der New York University Prague:
„Ich denke, Donald Trump und sein Team haben entschieden, Politiker einzuladen, die nicht unbedingt an der Macht sind. Sie versuchen damit, Leuten eine Freude zu machen, mit denen sie womöglich demnächst verhandeln müssen. Eine Reihe der traditionellen verbündeten Länder der USA kamen besser mit Obama oder Biden aus. Es wundert nun nicht, dass Trump Menschen einlädt, die zu seinen Fans gehören – oder bei denen er damit rechnen kann, dass ihm ihre Sympathie in Zukunft gelegen kommen wird.“
Kurios mag erscheinen, dass die Flaggen vor dem Kapitol in Washington derzeit auf Halbmast hängen. Dies hat aber nichts mit dem Amtsantritt Trumps zu tun, sondern verweist immer noch auf den Tod des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter Ende Dezember. Dass im Weißen Haus demnächst auch wieder die tschechische Fahne gehisst wird – etwa weil Staatspräsident Petr Pavel zu Besuch kommt –, ist laut Jan Havránek durchaus möglich:
„In den letzten 30 Jahren haben sich – mit Ausnahme der Beamtenregierungen – jeder tschechische Premier, aber auch Spitzenpolitiker und die Staatspräsidenten mit US-amerikanischen Politikern getroffen. Zu einem Empfang im Weißen Haus kommt es für uns etwa alle zwei bis drei Jahre, und natürlich möchten wir dies auch jetzt. Es muss aber gesagt werden, dass es gut wäre, wenn wir einen Besuch des amerikanischen Präsidenten und seiner Regierung auf höchster Ebene in Tschechien wiederholen könnten.“
Zuletzt war 2009 mit Barak Obama ein amtierender US-Präsident auf Staatsbesuch in Prag.