Spielend lernen: Jugendliche werden bei Uni-Projekt auf Umgang mit Finanzen vorbereitet
Wie geht man verantwortungsvoll mit Geld um? Dies ist das Thema eines Erlebnisspiels, das an der Baťa-Universität in Zlín entwickelt wurde. Es richtet sich an die jugendlichen Bewohner von Kinderheimen.
„Es ist mein Traum, in Zukunft eine feste Basis zu haben. Ich will viel arbeiten und gut verdienen, um vielleicht auch eine eigene Wohnung kaufen zu können.“
Diese 16-Jährige, nennen wir sie Anna, lebt seit sechs Jahren in einem Kinderheim im Prager Stadtteil Klánovice. Sie macht bereits eine Ausbildung als Friseurin, geht aber auch nebenbei noch jobben und legt das zusätzliche Geld auf einem Sparkonto an.
Nicht alle Altersgenossen, die wie Anna in betreuten Wohneinrichtungen leben, können bereits so verantwortungsvoll mit ihren Finanzen umgehen. Genau deswegen sei in der Management- und Wirtschaftsfakultät der Tomáš-Baťa-Universität in Zlín ein Erlebnisspiel entwickelt worden, sagt Bohumila Svitáková. Die Pädagogin ist Co-Autorin von „Finanční pevnost“, was im Tschechischen die Doppelbedeutung von „Finanzielle Festung“ und „Finanzielle Festigkeit“ hat. Svitáková erläuterte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks den Spielablauf:
„Die Gruppen aus den Kinderheimen kommen zu uns in die Universität. Jeder Teilnehmer erhält eine Geldkarte, auf der verschiedene Einkommen eingehen. Dafür gibt es die Spielstationen ‚Festanstellung‘, ‚Ferienjob‘ oder ‚Sozialhilfe‘.“
Die anderen fünf der insgesamt acht Stationen laden dann zum Ausgeben des Geldes ein. Zwecke wie Essen und Wohnkosten spiegeln die üblichen Kostenpunkte wider, die die Jugendlichen wenige Jahre später dann im realen Leben erwarten. Zudem wird aber auch auf ungeplante Ausgaben hingewiesen, wie etwa den Ersatz für eine kaputtgegangene Waschmaschine.
Der 16-jährige Dan war einer der ersten, die das Spiel ausprobieren durften. Seine Einschätzung:
„Es hat mir auf jeden Fall etwas gebracht. Dadurch habe ich angefangen, auf meinen Umgang mit Geld zu achten. Das Spiel fasst gut zusammen, wie es im normalen Leben läuft.“
Ähnlich äußerte sich Eva Ledvinová. Sie leitet das Kreiskinderheim im Zlíner Stadtteil Lazy:
„Projekte zur Finanzsituation hatten wir schon mehrere. Dazu gehörten etwa Wochenendkurse mit Lektoren, bei denen nicht nur der Umgang mit Geld thematisiert wurde, sondern auch ein Besuch beim Bürgeramt und ähnliche Erledigungen. Dennoch stand das Verhältnis zu den Finanzen immer an erster Stelle. Es sind eben vor allem finanzielle Probleme, mit denen die Bewohner von Kinderheimen zu tun haben. Darum tun wir alles dafür, dass sie an solchen Kursen teilnehmen. Und dieser ist besonders gut gelungen.“
Der neu entwickelte Parcours „Finanční pevnost“, der im Übrigen für Jugendliche ab 15 Jahre gedacht ist, wird mit einer Bewertung beendet. Dabei werden noch weitere Tipps gegeben. Das Ziel des Spiels ist laut Bohumila Svitáková für alle das gleiche: Die Teilnehmenden sollen jeweils so viel Geld sparen, dass es für ein Auto reicht. Dan ist das offenbar bestens gelungen:
„Ich würde sagen, ich habe sehr gut abgeschnitten. Mein Auto war ein Tesla. Der angegebene Preis lag bei 2,3 Millionen Kronen.“
Das sind umgerechnet 92.000 Euro.
Sollte das Angebot der Baťa-Universität im Kreis Zlín gut ankommen, könne das Konzept auch in anderen Regionen Tschechiens vorgestellt werden, so die Hoffnung der Organisatoren. Im Gespräch ist außerdem die Variante eines Brettspiels.