Festival „Smetanas Litomyšl“ kehrt auf das Schloss zurück – Kartenvorverkauf startet
Fast 50 Veranstaltungen stehen auf dem Programm des internationalen Musikfestivals „Smetanas Litomyšl“. Bei den Festspielen im Geburtsort des tschechischen Komponisten Bedřich Smetana treten renommierte Orchester und Ensembles wie die Tschechische Philharmonie, die Dresdner Philharmonie und Camerata Baltica auf. Zudem kommen mehrere international anerkannte Musiker, Sänger sowie Tänzer in die ostböhmische Unesco-Stadt. Die Festivalveranstalter haben das Programm vorige Woche in Prag vorgestellt. Martina Schneibergová war für Radio Prag International dabei und hat mit dem Festivaldirektor Michal Medek gesprochen.
Herr Medek, kehrt das Festival endgültig wieder in das Unesco-Schloss in Litomyšl zurück, wo es früher stattgefunden hat? Denn die Arbeiten an der Restaurierung der Residenz sind ja zu Ende gegangen…
„Ja, wir haben das Festival wieder für das Schloss vorgeplant, weil der zweite Schlosshof bereits restauriert geworden ist. Wir kommen mit einer neuen Lösung für den Schlosshof: Für das Festival wird dort ein mobiler Konzertsaal eingerichtet. Das Projekt wurde vom Architekten Josef Pleskot entworfen. Der Saal wird mehr Möglichkeiten für Konzerte und vor allem für Opernvorstellungen bieten.“
Als das Projekt mit dem mobilen Saal vor einigen Monaten vorgestellt wurde, boten Sie den Interessenten die Möglichkeit an, dort einen Sitzplatz zu „adoptieren“, also finanziell zu unterstützen. War das Angebot erfolgreich?
„Das Angebot läuft weiter, die Initiative ist sehr erfolgreich. Wir zielen auf 85 Millionen Kronen (rund 3,5 Millionen Euro, Anm. d. Red.). Bisher wurden 50 Millionen Kronen zusammengetragen. Bis zur Festivaleröffnung bleiben noch fünf Monate. Wir hoffen, dass wir das schaffen.“
Neben der Tschechischen Philharmonie gibt es weitere zwei Residenzensembles. Wie ist die Idee entstanden?
„Wir wollen langfristig mit den besten tschechischen Ensembles zusammenarbeiten. Deswegen haben wir außer der Tschechischen Philharmonie noch das Ensemble 1704 angesprochen und auch das Pavel-Haas-Quartett für eine langfristige Zusammenarbeit gewonnen. Wir freuen uns sehr darüber. Mit den drei Residenzensembles haben wir Pläne für fünf Jahre gemacht. Das muss schon jetzt feststehen, damit wir kreativ sein können und genügend Zeit haben, alles gut vorzuplanen.“
Auch in diesem Jahr wird es wieder eine Opern-Gala geben. Bei dieser wird Corinne Winters zusammen mit dem tschechischen Tenor Pavel Černoch singen. Wie ist die Zusammenarbeit mit der aus den USA stammenden Sängerin, die ein großer Janáček-Fan ist, entstanden?
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„Corinne Winters kommt aus den USA, lebt in Paris und hat eine sehr gute Beziehung zur tschechischen Kultur und Sprache. Sie hat vor etwa einem Jahr angefangen, Tschechisch zu lernen. Sie mailt und spricht mit uns schon Tschechisch. Sie ist wirklich hochbegabt. Für die tschechische Oper ist es eine Gabe, denn sie singt viele tschechische Opern und macht es hervorragend.“
Früher erklangen bei den Opern-Galas meist berühmte Arien von Verdi und Puccini. Ich denke, dass es diesmal etwas anders sein wird…
„Corinne Winter und der hervorragende tschechische Tenor Pavel Černoch werden ein slawisches Repertoire vorstellen. Es erklingen Arien nicht nur aus tschechischen, sondern auch aus polnischen und russischen Opern.“
Welche Opernvorstellungen gibt es bei diesem Festivaljahrgang?
„Wir haben ,Die Hochzeit des Figaro‘ im Programm, zusammen mit dem Ensemble 1704 und seinem Leiter Václav Luks. Darauf freuen wir uns sehr, weil bei der Inszenierung historische Musikinstrumente erklingen, und das passt sehr gut zum Renaissanceschloss. Das Nationaltheater Brünn führt Puccinis ,Manon Lescaut‘ auf. Und das Prager Nationaltheater wird mit einer Produktion von Fibichs ,Šárka‘ beim Festival gastieren. Thematisch folgt dies sehr passend auf die Inszenierung von Smetanas ,Libuše‘ im vergangenen Jahr.“
Diesmal wird es sogar eine Ballett-Gala geben. Bei der Gala treten gleich mehrere Ballettstars aus den Theatern in London, Paris, Stuttgart und München auf. Wie konnten Sie diese Tanzpersönlichkeiten für das Festival gewinnen?
„Es war das Ziel des neuen künstlerischen Leiters des Festivals, Marek Schulz, der selbst eine Vorliebe für Ballett hat, eine neue Zielgruppe anzusprechen. Wir finden das attraktiv. Schulz setzte sich mit den besten tschechischen Tänzerinnen, Darja Klimentová und Nikola Márová, in Kontakt. Sie haben haben das Tanzprojekt gemeinsam zusammengestellt. Und dafür haben sie hervorragende Ballettpaare aus London, Paris, Stuttgart und München angesprochen.“
Neben der Gala, die zweimal auf dem Programm steht, gibt es noch ein spezielles Projekt mit dem Titel „My country“. Was ist damit gemeint?
„Das ist ein Projekt der Tschechischen Philharmonie und der Tanzgruppe Dekkadancers. Als Smetana den Zyklus sinfonischer Dichtungen ,Mein Vaterland‘ schrieb, hat er schriftliche Bemerkungen zum Werk hinterlassen. Anhand dieser Notizen wollen wir ,Mein Vaterland‘ inszenieren.“
Hat das Festival ein Motto?
„Ja, es lautet ,Leidenschaft‘. Es geht dabei um die Leidenschaft unterschiedlicher Art – Leidenschaft für die Kunst sowie die Leidenschaft im geistlichen Sinne.“
Die 67. Auflage des Festivals „Smetanas Litomyšl“ findet vom 14. Juni bis 6. Juli statt. Der Kartenverkauf startet am Mittwoch dieser Woche (5. März) um 10 Uhr. Mehr über das Programm erfahren Sie unter https://smetanovalitomysl.cz/en.
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