Notstand in Kraft – zahlreiche Versammlungsbeschränkungen
Seit Montag gilt in Tschechien wieder der Notstand. Zugleich sind zahlreiche Beschränkungen in Kraft getreten. Diese sollen vorerst für 14 Tage gelten. Allerdings droht Gesundheitsminister Prymula mit noch schärferen Maßnahmen.
Vor einigen Wochen begann die Zahl der Corona-Neuansteckungen in Tschechien nach oben zu schießen. Am vergangenen Donnerstag wurde mit 3493 Fällen ein neuer Rekord-Tageswert erreicht. Eine erneute Maskenpflicht und eine Sperrstunde für Restaurants, Kneipen und Bars sind bereits in Kraft. So konnte der sogenannte Reproduktionswert bereits gesenkt werden. Dieser Wert gibt an, wie viele andere Menschen von einem Corona-Infizierten im Schnitt angesteckt werden. Zugleich betonte Innenminister Jan Hamáček (Sozialdemokraten) bereits in der vergangenen Woche:
„In der gegebenen Lage nichts zu machen, wäre ein unglaubliches Spiel mit dem Feuer. Die Experten sagen ganz klar, dass wir noch Weiteres unternehmen müssen, um den Reproduktionswert von derzeit 1,24 auf unter eins zu drücken.“
Deswegen ist seit Montag vor allem das Versammlungsrecht eingeschränkt. In geschlossenen Räumen dürfen sich nicht mehr als zehn Menschen treffen und an der frischen Luft nicht mehr als 20. Diese Regelungen beziehen sich bisher vor allem auf Freizeitaktivitäten. Gesundheitsminister Roman Prymula (parteilos):
„Es besteht eine ganze Reihe von Ausnahmen. Diese gelten für Angehörige eines gemeinsamen Haushalts, für unternehmerische Aktivitäten, allgemein für die Ausübung von Berufen und auch etwa für die Zusammenkunft von politischen Vertretungen oder Verfassungsorganen.“
Ebenfalls dürfen Kinos und Theater weiterspielen. Anders ist jedoch die Regelung bei Gesangsdarbietungen…
„Jegliches kollektives Singen wie in der Oper oder im Musical sind für 14 Tage verboten. Der Grund ist offensichtlich: Eine ganze Reihe von Chören hat sich mit dem Virus angesteckt. Der Gesang ist eine der risikoreichsten Aktivitäten, dadurch kommt es zur Ausbreitung von Corona“, so Prymula.
Seit am 1. September das neue Schuljahr begonnen hat, sind auch die Schulen zu Infektionsherden geworden. Deswegen sind alle weiterführenden Schulen und Hochschulen für 14 Tage zum Fernunterricht übergegangen. Immerhin scheint, dass man im Bildungswesen darauf nun besser vorbereitet ist als noch im Frühjahr. So etwa auch am Luděk-Pik-Gymnasium im westböhmischen Plzeň / Pilsen. Aleš Janoušek ist dort Rektor:
„Wir sind technisch vorbereitet. In der letzten Augustwoche ist das ganze Lehrerkollegium einschließlich meiner selbst darin geschult worden, eine Plattform für den Online-Unterricht zu bedienen. Und wir haben für den entsprechenden Unterricht einige Tablets und ein paar Laptops an diejenigen Schüler und Lehrer verliehen, die diese gebraucht haben.“
In den noch geöffneten Schulen wird zudem im Musikunterricht auf den Gesang verzichtet – und teilweise auch auf den Sport.
Eine weitere Einschränkung betrifft Restaurants, Kneipen und Bars. Vor zehn Tagen wurde bereits eine Sperrstunde eingeführt, seitdem müssen Gastbetriebe schon um 22 Uhr schließen. Seit Montag sind jetzt nur noch maximal sechs Menschen an einem Tisch erlaubt. Es ist auch eine Reaktion auf die anscheinend lasche Einhaltung der Maskenpflicht hierzulande, wie Gesundheitsminister Prymula mit einem Vergleich erläuterte:
„Ich habe von einigen Menschen Bilder aus Restaurants auf der polnischen Seite des Riesengebirges und auf der tschechischen Seite zugeschickt bekommen. Auf diesen ist die Bedienung im polnischen Restaurant mit Mund-Nasen-Schutz zu sehen, und jeder Tisch wird desinfiziert. Auf unserer Seite der Grenze hingegen war die Hälfte der Bedienungen ohne Maske zu sehen, und niemand kümmerte sich darum, die Tische zu desinfizieren.“
Ganz allgemein hält der Minister seinen Landsleuten vor, noch nicht so richtig den Ernst der Lage erkannt zu haben. Am Montag trat Roman Prymula nach der Sitzung des Regierungskabinetts vor die Presse. Sollten sich 30 bis 40 Prozent der Menschen in Tschechien nicht an die Maßnahmen halten, müssten diese verschärft werden, drohte der Ressortchef. Dies könnte bereits am übernächsten Freitag geschehen, ließ Prymula wissen. Die noch nicht ganz so scharfen Maßnahmen von diesem Montag sollen vorerst bis 18. Oktober in Kraft bleiben.