Öko-Aktivisten sprechen sich gegen Prager Verkehrslösungen aus

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Die tschechische Hauptstadt Prag hat ein großes Problem. Und ein dauerhaftes dazu - nämlich den innerstädtischen Verkehr! Tag für Tag wälzen sich die Blechlawinen Stoßstange an Stoßstange durch die Moldaumetropole und sorgen für Chaos und schlechte Luft. Die Lösung des Problems: Die Stadtväter wollen sie durch den Bau eines innerstädtischen Verkehrsrings herbeiführen, Öko-Aktivisten und verkehrsbewusste Politiker sind dagegen. Weshalb, dazu mehr von Lothar Martin.

Prag und sein Verkehr, ein Endlos-Thema. Da sich hier die bequem gewordenen Autofahrer und die Betonbau-Lobby auf der einen sowie Umweltschützer und um ihre Sicherheit und die ihrer Kinder besorgte Mütter und Väter auf der anderen Seite meist unversöhnlich gegenüberstehen, werden Verkehrslösungen oft einseitig herbeigeführt. Zugunsten des Profits, zu Lasten der Sicherheit. Das wollen sich verkehrsbewusste Prager nicht länger bieten lassen, weshalb Öko-Aktivisten im Verbund mit mehreren Senatoren unlängst ein Seminar im Prager Senat abhielten zu dem Thema "Verkehrsalternativen für Prag". Der innere Stadtring, der nur noch mehr Fahrzeuge anziehen und die stattliche Bausumme von rund 20 Milliarden Kronen (ca. 600 Millionen Euro) verschlingen würde, wurde kategorisch abgelehnt. Was die Moldaustadt dagegen ihrer Meinung brauchen würde, das erklärte mir Stepán Bohác vom Centrum SOS Prag:

"Eine Sache, die wir selbstverständlich brauchen, ist eine äußere Verkehrsumgehung von Prag, damit der LKW-Transitverkehr, der nichts in der Stadt zu suchen hat, von ihr ferngehalten wird. Aber das Hauptproblem in Prag sind nicht die Lastkraftwagen, die von Deutschland nach Österreich verkehren, sondern der PKW-Verkehr durch die Stadt. Hier geht es im Wesentlichen darum, die Leute dazu zu bewegen, dass sie die öffentlichen Massenverkehrsmittel wie die Metro, die Straßenbahn und den Bus benutzen. Oder aber die Eisenbahn, die in Prag noch zu stark vernachlässigt wird. Oder man sollte auf nicht motorisierte Transportmittel wie das Fahrrad umsteigen. Gerade für den Fahrradverkehr wurden in Prag noch überhaupt keine Bedingungen geschaffen. Dabei würden viele Leute das Auto liebend gern zu Hause lassen und mit dem Rad zur Arbeit fahren, wenn die städtischen Verhältnisse das ermöglichen würden."

Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. In Prag aber müssen auch schnelle Lösungen her, um nicht im totalen Chaos zu versinken. Einige davon hat auch Stepán Bohác parat:

"Wir müssen den Verkehr im Zentrum regulieren, und zwar schrittweise. Es reicht nicht, nur denkmalgeschützte Zonen vom Verkehr zu befreien, sondern dies muss auch außerhalb davon geschehen. Je näher man dem Zentrum kommt, desto restriktiver muss die Regulierung sein. Das betrifft gleich mehrere Dinge. Zum Beispiel ist die Geschwindigkeitsbegrenzung eine ganz wichtige Sache, besonders hinsichtlich der Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer. Der Unterschied zwischen 60 km/h und 30 km/h ist oft auch der Unterschied zwischen Leben und Tod. Wichtig ist auch eine Gebührenpflicht beim Parken. Hier müssen die Gebühren ebenso ansteigen, je näher man dem Zentrum kommt. Die Fahrzeugführer müssen ganz einfach dazu motiviert werden, ihre Wagen schon am Stadtrand abzustellen, um von dort ihre Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortzusetzen. Wir denken, dass eine Maut nach Londoner Vorbild hierbei sehr nützlich wäre."