Österreichischer Architekt: „Tschechische Passivhäuser erreichen äußerste Perfektion“
Den höchsten Punkt der Tschechischen Republik krönt ein architektonisches Vorzeigeobjekt. Denn die neue Schutzhütte auf der Schneekoppe ist auch ein ökologisches Meisterwerk. Doch wie sieht es hier sonst mit nachhaltigem Bauen aus? Dieser Frage widmet sich die aktuelle Prager Ausstellung „Grüne Architektur“. Im Rahmen der internationalen Ausstellung hielt der Wiener Architekt Martin Treberspurg am Montag einen Vortrag über Solar- und Niedrigenergiehäuser in Österreich. Treberspurg gilt als einer der Vorreiter nachhaltigen Bauens in Österreich, hat aber auch schon ein Projekt in Prag realisiert.
Herr Treberspurg, was bedeutet "grüne Architektur"?
„Grüne Architektur versucht, in die Zukunft zu schauen und Gebäude zu bauen, die langfristig ökologisch und wirtschaftlich sind.“
Würden Sie an einem konkreten Beispiel erklären, was das heißen kann?
„Das schönste Beispiel, das mir hier einfällt, ist die Solar City in Linz-Pichling. Die Solar City ist eine ökologische Stadterweiterung. Wir haben dort die ersten Passivhäuser errichtet. Die Passivhausbauweise benötigt eine Energiekennzahl von zehn Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Das ist ungefähr ein Achtel bis ein Zehntel eines herkömmlichen Neubaus und ein Zwanzigstel bis ein Dreißigstel eines alten Gebäudes. Diese Bautechnik zeigt uns einen Weg in eine ökologische Architektur für die Zukunft.
Österreich ist ja führend in dieser Technologie, gerade im Bereich der Solartechnologie, aber auch bei den Passivhäusern. Wie sieht das in Tschechien aus?
„Es hat sich in letzter Zeit auch in der tschechischen Republik etwas verbessert, aber ich glaube, es muss noch vieles in Bezug auf die Investorenseite gemacht werden.“
Was sind ihrer Meinung nach denn die Hauptaufgaben hier im Land?
„Ich glaube, dass man an vorderster Stelle von der Politik her umdenken müsste und dass es wirklich erforderlich ist, die Gesetze zu ändern. In Prag ist zum Beispiel der Denkmalschutz perfekt. Die Tschechische Republik hat sicher sehr viel aufzuholen gehabt. Das ist jetzt schon 20 Jahre her. Es ist ganz toll, was in Prag entstanden ist. Es ist eine tolle Stadt geworden mit frisch restaurierten Gebäuden, mit einer sehr gut funktionierenden U-Bahn. Die nächste Aufgabe ist der Umweltschutz.“
Können Sie uns abschließend ein paar positive Beispiele nennen, die in Tschechien schon realisiert wurden?
„Das sind zwei sehr schöne Beispiele von Alexander Mandič, den ich durch eine jahrelange Zusammenarbeit sehr gut kenne. Das eine ist auch ein Passivhaus, das andere ist ein SOS-Kinderdorf in Brünn. Man sieht bei dem Passivhaus-Einfamilienhaus eine sehr konsequente, einfache Innenraumgestaltung, die perfekt ist. Er schließt eigentlich unmittelbar an die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe in Brünn an und erreicht auch diese Perfektion im Detail.“