Olympia-Kletterpremiere: Ondra verpasst die erhoffte Medaille
Er galt eigentlich als sicherer Medaillenkandidat und für manche sogar als größter Aspirant auf Olympia-Gold in seinem Metier: der Kletterer Adam Ondra. Doch der Spinnenmann aus Brno / Brünn, wie ihn tschechische Journalisten gerne bezeichnen, wurde letztlich nur Sechster bei der Premiere seiner Sportart in Tokio. Der Olympiawettkampf bestand aus drei Disziplinen: dem Speed, dem Bouldern und dem Schwierigkeitsklettern.
42 plus, das sei die vorläufige Führung. Adam Ondra habe genau das gebraucht. So der Originalton des tschechischen Fernsehkommentators bei der letzten Disziplin des Olympia-Finales im Sportklettern. Im sogenannten Lead, dem Schwierigkeitsklettern, siegt derjenige, der auf einer gesteckten Route am höchsten kommt oder bei gleicher Höhe am schnellsten war. Die genannte Zahl gibt den höchsten erreichten Griffpunkt des jeweiligen Kletterers an.
Beim Bouldern zuvor hatte Ondra am Donnerstag geschwächelt. Das schien er dann mit einem hohen Griff beim Lead wettgemacht zu haben. Der tschechische Star der Szene war da zumindest auf Bronze-Kurs. Aber drei Konkurrenten gingen bei dieser letzten Disziplin nach Ondra noch an die Wand – und die durften nicht höher greifen als er. Dann kam als Letzter aber der Österreicher Jakob Schubert und schaffte es bis ganz nach oben. Damit fiel Adam Ondra im Schlussklassement auf den sechsten Rang zurück.
„Das ist für mich eine große Enttäuschung. Ich habe zwei Jahre lang gezielt auf Olympia hintrainiert und dafür viel geopfert. Wenn ich es wenigstens zu einem Ergebnis gebracht hätte, mit dem ich zufrieden sein könnte…“, so der Seufzer von Adam Ondra unmittelbar nach dem olympischen Finale im Sportklettern.
Gold holte relativ überraschend der Spanier Alberto Gines Lopez – und das mit nur 18 Jahren.
Mit Ondra wurde dabei derjenige geschlagen, der in einer Höhle in Norwegen die bisher schwerste jemals durchkletterte Route gemeistert hat. Sie wird mit 9c bewertet. Und im olympischen Finale schienen alle Weichen zunächst für ihn gestellt zu sein. Denn Speedklettern zum Auftakt, das liegt dem 28-Jährigen eigentlich gar nicht. Doch sein erster Gegner konnte wegen einer Verletzung nicht im Finale antreten, und damit war Ondra kampflos schon einmal nicht schlechter als auf Platz vier von sieben verbliebenen Finalteilnehmern. Letztlich wurde aber das Bouldern zum Knackpunkt. Da mussten die Medaillenaspiranten nacheinander drei Strecken mit unterschiedlichen Herausforderungen durchklettern. Adam Ondra:
„Das Bouldern war sicher eine große Enttäuschung. Auf der anderen Seite waren es nur drei Boulder. Im Weltcup oder bei den Weltmeisterschaften sind es im Finale meist vier Stück, sodass die Vielseitigkeit stärker gefordert ist. Heute waren die Strecken schlecht angelegt. Das sage ich nicht nur, weil ich beim Bouldern Probleme hatte. Sondern die erste und die dritte Strecke haben nicht die Spreu vom Weizen getrennt. Die erste haben alle durchklettert, die letzte niemand.“
So wurde der zweite Boulder zum entscheidenden Faktor. Und da kämpfte Adam Ondra vergeblich mit dem Anfangssprung, mit dem man die ersten Griffpunkte überwinden musste. Das bedeutete für ihn der vorletzte Platz. Und nur noch ein Sieg im Lead hätte ihm eine Medaille gesichert. Da das nicht gelang, blickte der Tscheche direkt nach der Olympiapremiere des Sportkletterns bereits auf die Spiele 2024:
„Schon vor Tokio und auch jetzt freut mich die Aussicht darauf, dass ich wahrscheinlich in meinem Leben noch mindestens eine Chance haben werde, an Olympia teilzunehmen. Das ist sogar schon in drei Jahren. Und außerdem wird das Speedklettern dort nicht mehr Teil des Wettbewerbs sein.“
Für das Speedklettern soll es bei Olympia in Paris eigene Medaillen geben, sodass in der sogenannten Kombination nur noch Bouldern und Schwierigkeitsklettern bleiben. Auf ein Neues also 2024…