„Oma aus dem Eis“ und Anti-Zeman-Show

'Bába z ledu' (Foto: Archiv des Tschechischen Fernsehens)

Immer Anfang März verleiht die Tschechische Film- und Fernseh-Akademie ihre Preise, die sogenannten „Böhmischen Löwen“. Der 25. Jahrgang hatte einen klaren Sieger. Zugleich wurde die Übergabe der Auszeichnungen zu einem Abend politischer Statements.

'Bába z ledu'  (Foto: Archiv des Tschechischen Fernsehens)
Bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und auch die besten Leistungen in weiblicher und männlicher Hauptrolle sowie in der weiblichen Nebenrolle. Insgesamt sechs „Löwen“ hat „Bába z ledu“ (auf Deutsch etwa „Oma aus dem Eis“) am Samstag abgeräumt. Im Mittelpunkt des Kinodramas stehen die verwitwete Hana und der Eisschwimmer Broňa. Sie gewinnt durch die Bekanntschaft mit ihm langsam ihre Lebenslust zurück und emanzipiert sich von ihrer Familie mit den erwachsenen Söhnen.

Den Film hat Erfolgsregisseur Bohdan Sláma gedreht. Nach der Preisverleihung sagte er:

„Ich habe mir vorgestellt, wie es ist, im Alter erwachsene Kinder zu haben, die nichts taugen. An der Story hat mich dann interessiert, wie man dabei leidet und welche Chancen man sich da im Leben ausrechnet.“

Die „Oma aus dem Eis“ wird gespielt von der slowakischen Schauspielerin Zuzana Kronerová, und der Eisschwimmer Broňa vom Tschechen Pavel Nový.

Bohdan Sláma  (Foto: ČTK)
Die Preisverleihung wurde live im Tschechischen Fernsehen übertragen. Noch vor wenigen Tagen hatte Staatspräsident Miloš Zeman gegen den öffentlich-rechtlichen Sender gewettert. Bei seiner Amtseinführung warf Zeman dem Fernsehen unter anderem Parteilichkeit vor und sorgte damit für einen Eklat. Die Filmschaffenden brachen in ihren Dankesreden während der Verleihung der „Böhmischen Löwen“ jedoch eine Lanze für den Sender. Gleich zu Anfang der Übertragung tat dies Regisseurin Olga Sommerová, als sie den Preis für den besten Dokumentarfilm entgegennahm:

„Für den Fall, dass die Machthaber die Vorrangstellung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens brechen wollen, rufe ich meine Kollegen vom Film und alle Bürger, alle Freunde der Demokratie auf. Lasst uns gemeinsam dagegen kämpfen und das freie Tschechische Fernsehen verteidigen.“

Sommerová wurde übrigens für ihre Doku über die Operndiva Soňa Červená geehrt. Diese war im Januar 1962 vor den Kommunisten nach Westberlin geflohen, wo sie dann auch viele Jahre an der Deutschen Oper engagiert war, und lebt heute wieder in ihrer Heimatstadt Prag.

Jan Svěrák  (Foto: ČTK)
Zweiterfolgreichster Film mit drei Preisen wurde „Po strništi bos“, auf Deutsch etwa „Barfuß übers Stoppelfeld“. Der Streifen von Jan Svěrák erhielt unter anderem die Auszeichnung für die beste Kamera. Die leitete Vladimír Smutný:

„Schwer war, die richtige Kleinstadt für den Film auszuwählen. Bevor wir Slavonice fanden, mussten wir viele weitere Orte abfahren.“

Der Preis für das Lebenswerk wurde einer Persönlichkeit zuteil, deren Arbeit normalerweise im Verborgenen bleibt – und zwar dem Cutter Alois Fišárek.

Autor: Till Janzer
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