Operette von Abraham, Dvořáks Armida und Verdi-Festival: Nationaltheater feiert Saisonauftakt

Per Boye Hansen

Auf der Prager Moldauinsel Střelecký ostrov / Schützeninsel wimmelte es am Donnerstag von Menschen. Das Nationaltheater hatte die Öffentlichkeit eingeladen, um gemeinsam mit ihr die Eröffnung der neuen Spielzeit zu feiern. Per Boye Hansen ist künstlerischer Leiter der Oper am Nationaltheater. Martina Schneibergová hat mit ihm während einer kurzen Pause zwischen den Opernsängerauftritten über die neue Saison gesprochen.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Herr Hansen, wir stehen gerade inmitten des Publikums auf der Schützeninsel, wo die neue Saison des Nationaltheaters eröffnet wird. Womit präsentierte sich hier das Opernensemble?

„Diesmal mit einer Operette. Die erste Premiere in dieser Spielzeit ist eine Operette von Paul Abraham – ,Ball im Savoy‘. In den 1920er und 1930er Jahren wurden bei uns auch Operetten aufgeführt. Diese Tradition möchten wir auffrischen.“

Ist das Stück hierzulande bekannt?

„In den letzten Jahren wurde es hierzulande nicht gespielt. Aber vor einigen Jahren gab es eine sehr erfolgreiche Premiere an der Komischen Oper in Berlin. Paul Abraham war ein Jude, der in Berlin gelebt hat. Vor vielen Jahren wurde ,Ball im Savoy‘ auch in Prag aufgeführt.“

Wir haben soeben einige Ausschnitte aus der Operette gehört, die großen Beifall ernten konnten. Wie finden die Opernsängerinnen und -sänger die Musik?

„Ich glaube, dass unsere Leute die Musik sehr gern haben. Es macht ihnen und auch den Musikern großen Spaß. Bei der Probe herrscht immer eine super Stimmung.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Paul Abrahams Operette ist in dieser Spielzeit das erste Stück, das im Rahmen der Reihe ,Musica non grata‘ aufgeführt wird…

„Ja, genau. Aber direkt danach folgt eine heitere Oper: Švanda dudák („Schwanda, der Dudelsackpfeifer“, Anm. d. Red.) von Jaromír Weinberger. Das Volksstück wurde Ende der 1920er Jahre im Prager Nationaltheater uraufgeführt. Kurz danach wurde es in ganz Europa gespielt. Das war Riesenhit. Sogar an der Metropolitan Opera gab es den Švanda dudák. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese schöne, spritzige Oper jedoch vergessen. Es ist eine große Freude, sie jetzt wiederzuentdecken.“

Man gesagt, dass es vermutlich die am häufigsten aufgeführte tschechische Oper im Ausland ist…

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Das kann wohl sein, vielleicht aber nach ,Prodaná nevěsta‘ („Die verkaufte Braut“, Anm. d. Red.). Anschließend wird Ende November eine Neuinszenierung des „Rosenkavalier“ von Richard Strauss gespielt. Im Februar steht wieder ein Stück auf dem Programm, das mit der Geschichte unseres Opernhauses verbunden ist, und zwar Zemlinsky Oper ,Kleider machen Leute‘. Dafür haben wir die wunderbare Regisseurin Jetske Mijnssen aus den Niederlanden verpflichtet. Sie hat vor kurzem große Erfolge in Zürich und in Berlin gefeiert. Und ich glaube, die ist die erste Frau, die bei uns eine Neuproduktion dirigieren wird. Das war höchste Zeit. Es ist schlimm, dass dies nicht früher schon passiert ist. Und wir freuen uns sehr, dass Giedré Šlekyté aus Litauen an der Neuproduktion mit Jetske Mijnssen zusammenarbeiten wird.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Haben Sie such die Neuproduktion einer tschechischen Oper im Programm?

„Ja, die erste Neuproduktion, die unser neue Opernchef Robert Jindra dirigieren wird, ist Antonín Dvořáks letzte Oper ,Armida‘. Regie hat der ehemalige Opernchef in Prag und jetzige Opernchef in Brno, Jiří Heřman. Danach wird der da-Ponte-Zyklus mit einer Neuproduktion von ,Le nozze di Figaro‘ abgeschlossen. Den Zyklus produzieren wir in Zusammenarbeit mit der Oper in Mannheim. Regie wird eine junge Tschechin – Barbora Horáková – haben, die bei uns schon Regie hatte. Dirigentin ist die Britin Julia Jones. Zum Abschluss der Saison hat dann der romantische Zweiakter ,Cavaleria rusticana‘ und ,Pagliacci‘ Premiere.“

Zurück zum Auftakt hier auf der Schützeninsel: Wie finden Sie die Atmosphäre?

„Es ist herrlich, so viele Leute zu sehen, darunter viele Familien mit kleinen Kindern. Alle Generationen sind hier vertreten. Es ist eine wunderbare Tradition. Mich freut, dass wir die Saisoneröffnung auch in diesem Jahr veranstalten konnten und das Wetter mitspielt.“

Im September gibt es die Möglichkeit, spezielle Gäste in der „Rusalka“ zu erleben, darunter den international renommierten Bass Günther Groissböck…

„Wir haben die Spielzeit schon vor dieser Feier auf der Moldauinsel eröffnet – mit Wiederaufnahmen von ‚Don Giovanni‘, ‚der Verkauften Braut‘ und auch von ‚Rusalka‘, deren Aufführung am Sonntag extrem erfolgreich war. Das war der Einstieg von Robert Jindra. Er hat eine ganz neue Besetzung zusammengestellt. Kateřina Kněžíková hat zum ersten Mal die Hauptpartie im Nationaltheater gesungen. Der slowakische Tenor Pavol Breslik hat den Prinzen gesungen und der großartige Bass Günther Groissböck den Wassermann.“

Haben Sie vor, auch weitere Spezialgäste einzuladen?

„In der Staatsoper haben wir viele Gäste in ‚La traviata‘, in der ‚Tosca‘ sowie in ‚Aida‘. Ende März veranstalten wir ein Verdi-Festival mit mehreren Aufführungen von ‚Rigoletto‘, ‚Macbeth‘, ‚La traviata‘ sowie ‚Aida‘ – und da werden auch mehrere Gäste singen.“

Prager Nationaltheater | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
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