Originelle Unterkunft für Prager Obdachlose

Foto: Europäische Kommission

Die Zahl der Obdachlosen in Tschechien hat das Ministerium für Arbeit und Soziales vor einiger Zeit auf 35.000 eingeschätzt. Eine genaue Zahl ist jedoch nicht bekannt. Auch in der tschechischen Hauptstadt wird nur mit einer ungefähren Zahl gerechnet. Fest steht, dass es landesweit an Unterkunftseinrichtungen für die Obdachlosen mangelt, insbesondere in Prag, wo der Zustrom dieser Menschen groß ist. Der Prager Magistrat hat dieser Tage ein originelles Projekt gebilligt, das mit einem Schiff als künftigem Wohnheim für etwa 250 Personen ohne Obdach rechnet. Jitka Mladkova berichtet:

Foto: Europäische Kommission
Diese Idee sei nicht neu, mit der Möglichkeit, Übernachtungen für Obdachlose auf einem für diese Zwecke umgebauten Schiff zu gewährleisten, habe sich der Prager Magistrat bereits vor einem Jahr befasst. Dies sagte uns der Sprecher der obersten Prager Stadtbehörde, Jiri Wolf. Ihm zufolge wollte man ursprünglich ein passendes Gebäude finden. Das aber gelang nicht. Auf die Frage, ob es in Prag an leer stehenden Häusern mangele oder aber es eher am Desinteresse der Einwohner der Stadt liege, Obdachlose in ihrer Nachbarschaft zu haben, reagiert Jiri Wolf folgendermaßen:

"Die letztere Variante ist richtig. Es ist in der Tat ein Problem, über welches wir uns schon seit Jahren den Kopf zerbrechen. Dabei sind wir sowohl auf negative Reaktionen der Stadtbewohner gestoßen als auch dass wir keine Unterstützung von den Stadträten in den einzelnen Stadtteilen bekommen haben."

Der Magistrat könne in dieser Richtung nichts anordnen, sondern nur immer wieder versuchen, eine Übereinkunft zu erzielen. Da diese aber bis jetzt nicht möglich war, wollen sich die Stadtväter nach einem ausgedienten Frachtschiff umsehen, das zu einer Übernachtungseinrichtung umgebaut würde. Ein konkretes Schiff hat man aber noch nicht ins Auge gefasst und auch keine passende Anlegestelle für das Obdachlosenschiff. Denkt man vielleicht auch bei diesem Projekt daran, nicht die Stadtbevölkerung zu stören? Dies seien nicht die richtigen Worte, meint Wolf:

"Die Stadtbewohner nehmen ganz bestimmt die Situation der Obdachlosen wahr, weil sie die Frage ihrer Unterkunft als ein wahres Problem ansehen. Insbesondere dort, wo es zu einer höheren Konzentration dieser Personen kommt, wie etwa in der Umgebung des Hauptbahnhofs oder der großen Supermärkte. Das, was wir suchen, sind Räumlichkeiten, wo sie übernachten können, aber auch, und das muss man betonen, medizinische Hilfe und Medikamente bekommen, und nicht zuletzt auch die Bekleidung. Dies alles kann dazu beitragen, dass sich die negative Einstellung der Bevölkerung zu diesen Menschen ändern kann."

Wolf zufolge soll die tschechische Hauptstadt künftig insgesamt über 1400 bis 1500 Betten für Obdachlose verfügen. Derzeit sind es nur 600 und würde das jetzige Projekt für Obdachlose umgesetzt ist, dürften 250 weitere Betten hinzukommen. Doch auch dann wird die Bettenkapazität bei weitem nicht ausreichend sein.