Ostern steht ins Haus
Ostern steht ins Haus - diesen Fakt hat die Autorin zum Anlass des heutigen Feuilletons genommen. Am Mikrophon ist Jitka Mladkova:
Hasen in jeder erdenklichen Ausführung, Osterlämmchen mit und ohne Zucker- bzw. Schokoladenguss, mit bunten Papierbändern geschmückte Osterruten und andere "Möchtegern-Frühlingsartikel" in Schaufenstern und Verkaufsständen prägen derzeit landesweit das Bild der Städte und Dörfer. Und dies schon seit mehr als drei Wochen! Kaum hat man die Bilanz der Weihnachtseinkäufe in die Buchhaltungsbücher eingetragen, wurde das Blatt im Kalender gewendet, und siehe da - das Osterfest steht vor der Tür! So kündigten einige Hypermarkt -Ketten bereits Ende Januar und im Februar, als noch Frost und heftige Schneefälle an nichts anderes als einen tiefen Winter erinnerten, das Kommen der neuen Jahreszeit durch das österliche Warenangebot an. Schon wieder etwas früher als im vergangenen Jahr, um den erwarteten Umsatz zu erzielen - einen höheren im Vergleich zum Vorjahr, versteht sich! Und so wurden auch potentielle Kunden "rechtzeitig", sprich mit entsprechendem Zeitvorsprung, hauptsächlich durch Medien und Werbung auf dem Laufenden gehalten, wo, was, in welchem Umfang und in welcher wunderbaren Vielfältigkeit dies und jenes unter dem Stichwort "Ostern" zu haben ist. Im Zuge der Informationen konnten z.B. die Prager und Prag-Besucher schon im Vorhinein nicht nur die genaue Zahl der vor einer Woche in der Stadt installierten Verkaufstände im nachgeahmten Stil von kleinbürgerlichen Häuschen erfahren! Vom Sinn fürs Detail zeugen diesbezüglich auch besonders in Printmedien veröffentlichte Angaben über den Farbenwandel der Häuschen, nämlich von der vorjährigen, schrillen Orange-Blau-Kombination, mit der viele Kunden angeblich sehr unzufrieden waren, hin zur diesjährigen hellen Rohholzfarbe. Vorsorglich wurde auch das zu erwartende traditionelle Sortiment ausführlich aufgezählt. Für den Fall wohl, das vergessliche Kunden vergessen haben, was man so auf diesen Ostermärkten im Vorjahr, Vorvorjahr und überhaupt in den zurückliegenden Jahren anzubieten pflegte. Das Gros des Angebots ändert sich nicht. Eine Neuigkeit gibt es aber doch: Die für die Marktorganisation zuständige Firma will nicht zulassen, dass auf dem Altstädter Ring und dem Wenzelsplatz die bei den Touristen so beliebten russischen Matrjoschka-Puppen und Soldatenmützen der Ex-Sowjetarmee verkauft werden. Da muss man sich aber fragen, ob das dem ansonsten eher internationalen Charakter der kunterbunten tschechischen Osterfestmärkte, vor allem aber den Umsatzbilanzen der Händler nicht schadet. Schließlich gilt Ostern in Tschechien - wohl noch mehr als Weihnachten - als Fest der Geldtaschen. Das Wissen darüber, was das Osterfest mit dem Christentum zu tun hat, ist jedoch in diesem Atheistenland im Schwinden.