Phosphate im Döner – Hinweis kam aus Tschechien

Ilustrationsfoto: Olgun Bökü / freeimages

Das hiesige Veterinäramt stand am Anfang der Diskussion um Zusätze im gefrorenen Fleisch für den Kebab.

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Ein Döner-Stand im Prager Stadtzentrum. Auch hier drehen sich die Fleischspieße, seit einigen Jahren boomen in ganz Tschechien die türkischen Schnellimbisse.

Das Fleisch komme aus Deutschland, es sei halal, sagt eine der Verkäuferinnen. So ist es bei den meisten Ständen. Einige tschechische Firmen haben sich mittlerweile aber darauf spezialisiert, die Spieße selbst zusammenzustecken. Die aufwendige Arbeit ist hier billiger als im Nachbarland.

Dass dem rohen Dönerfleisch auch Phosphate beigemengt werden, das ist für viele Kunden des Imbiss in der Prager Innenstadt eine Neuigkeit. Doch die tschechische Veterinärverwaltung war vor einiger Zeit darauf gestoßen. Zbyněk Semerád leitet die Behörde:

„Der Anlass dazu, dass über Phosphate im Kebab diskutiert wird, kam hier aus Tschechien. Meine Behörde hat 2015 begonnen, die Dönerstände zu kontrollieren. Dabei haben wir dieselben Maßstäbe angelegt wie für andere Fleischprodukte. Und der Kebab stand nicht auf der Liste der Produkte, die Polyphosphate enthalten dürfen.“

Der Grund ist eine Lücke in der europäischen Gesetzgebung. Zu Ende November wollte die Europäische Kommission diese Lücke schließen – indem die Verordnung über Lebensmittelzusatzstoffe geändert wird.

Doch der Umweltausschuss des Europaparlaments grätschte dazwischen. Am Dienstag soll deswegen auf Initiative der Grünen und der sozialdemokratischen Fraktion das gesamte Parlament über die Zulassung von beigefügten Phosphaten in verarbeitetem Tiefkühlfleisch abstimmen. Pavel Poc ist Europaparlamentarier aus Tschechien. Der Sozialdemokrat betont, dass man nicht den Döner an sich verbieten wolle:

Zbyněk Semerád  (Foto: Archiv der tschechischen Veterinärverwaltung)
„Wir wollen einzig, dass die Verbraucher ihren Döner Kebab in guter Qualität bekommen und keine illegalen Stoffe beigefügt sind. Wir wollen nicht, dass bestehende Normen durch Ausnahmen aufgeweicht werden.“

Denn derzeit prüft die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), welche wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Phosphat-Zusätzen bestehen. Die Ergebnisse sollen Ende kommenden Jahres vorliegen. Und die EU-Parlamentarier wollen dies abwarten, bevor sie über Änderungen in der Verordnung abstimmen.

Bis dahin ist es Sache der EU-Staaten, wie sie sich zu der Gesetzeslücke stellen. Die deutschen Behörden sagen, dass aus der Nichtnennung von tiefgefrorenem Dönerfleisch in der Verordnung kein Verbot folgt. Anders in Tschechien, dort gilt der Phosphatzusatz in den Spießen mittlerweile als verboten.

„Wir haben im Juli und August dieses Jahres eine außerplanmäßige Kontrollaktion durchgeführt. Dabei haben wir mehr als 60 Dönerstände überprüft. In 26 Prozent der Fälle haben wir Unzulänglichkeiten gefunden“, so Zbyněk Semerád.

Ob alle beanstandeten Fleischspieße verbotene Phosphatzusätze enthielten, das teilte Semerád jedoch nicht mit.