Pionier der tschechischen Swing-Musik: Neues Tribute-Album für Jiří Traxler
Der Pianist und Komponist Jiří Traxler (1912-2011) war in den1930er und 1940er Jahren ein Mitbegründer der tschechischen Swing-Musik. Seit 1951 lebte er in Kanada. Dieser Tage wird anlässlich des 110. Geburtstags des Musikers – dessen genaues Datum schon der 12. März war – ein Vinylalbum mit seinen bekanntesten Songs herausgegeben.
Jiří Traxler stammte aus dem südböhmischen Tábor. Schon als Schüler spielte er Klavier in dem Tanzorchester, das sein älterer Bruder Josef leitete. Traxler begann Jura zu studieren, brach dies jedoch ab und konzentrierte sich nur noch auf seine Musikerlaufbahn. In den Jahren 1935 bis 1937 spielte er im ersten tschechischen Jazzorchester, dem Orchester des Gramoklubs. Mit ihm nahm Traxler eine Reihe von Songs für das Label Ultraphon auf, darunter auch zwei eigene Kompositionen.
1937 wurde Traxler offiziell zum Komponisten, als er nämlich in den Verband zum Schutz der Urheberrechte (OSA) aufgenommen wurde. Ein Jahr später schrieb er vier Jazzkompositionen für die Swing-Band von Jaroslav Ježek. Dieser bot Traxler die weitere Zusammenarbeit an. Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil Ježek 1939 in die USA emigrierte. Traxler arbeitete Ende der 1930er und Anfang der 1940er Jahren mit den Ensembles Blue Music und Elit Club zusammen. Als Komponist moderner Tanzmusik war er beim ältesten Prager Verlag Mojmír Urbánek engagiert, zeitweise auch beim Verlagshaus des populären Sängers und Bandleaders Rudolf Antonín Dvorský. Nachdem die Kommunisten im Februar 1948 die Macht in der Tschechoslowakei ergriffen hatten, wurden alle privaten Verlagshäuser verstaatlicht. Traxler schrieb noch 1949 die Musik für die Komödie „Meine Frau Penelope“ im Theater Karlín. Gleich nach der Premiere wurde das Stück jedoch aus politischen Gründen verboten. Eine Woche später gelang es Traxler, aus der Tschechoslowakei in die Bundesrepublik Deutschland zu fliehen.
Über Deutschland nach Kanada
Jiří Traxler verbrachte zuerst ein halbes Jahr im Flüchtlingslager Valka bei Nürnberg. Er arbeitete kurz mit dem Hessischen Rundfunk zusammen, war bei der Internationalen Flüchtlingsorganisation (IRO) angestellt und bereitete sich auf die Auswanderung nach Kanada vor. Dort lebte er dann ab 1951 und arbeitete fast 25 Jahre als technischer Zeichner bei der Firma Canadair. Als Traxler nach der Wende von 1989 wieder Böhmen besuchte, stellte er erstaunt fest, dass seine Musik hierzulande weiterhin lebendig war. Seinen 95. Geburtstag feierte Jiří Traxler im Festsaal des Parlaments von Alberta im kanadischen Edmonton – mit einem Pianokonzert.
Jiří Traxler hat rund 200 Kompositionen geschrieben, darunter auch Bühnen- und Filmmusik. An der Entstehung des neuen Vinylalbums mit dem Titel „Traxler 110“ beteiligten sich mehrere renommierte Musiker*innen, darunter der Opernstar Adam Plachetka, die Sängerin Marta Jandová, der Regisseur, Sänger und Bandleader Ondřej Havelka mit seinem Orchester Melody Makers sowie der Jazzmusiker Emil Viklický. Einen von Traxlers Songs singt zudem der US-amerikanische Rockmusiker Jim Peterik. Das Projekt wurde vom tschechischen Botschafter in Kanada, Bořek Lizec, initiiert. Feierlich präsentiert wird die Platte am 26. September bei einem Galaabend der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft in Ottawa.