Piraten im böhmischen Becken

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Das Übel der Welt, es kommt auch nach Tschechien. Meist mit Verspätung und in etwas provinzieller Form, aber dennoch.

Jüngstes Beispiel: Die Kinopiraten haben ihre totenkopfbeflaggten Clipper aus atlantischen Gefilden durch geheime Meerengen bis ins böhmische Kesselchen schiffen können. Da haben auch die noch bestehenden Schengen-Grenzen nichts genutzt: Auch im tschechischen Internet erscheint nun, dick und rund wie die Pilze im Frühherbst, mit einem leisen "Plopp" eine Kinoneuheit nach der anderen zum illegalen, aber wenigstens kostenlosen Herunterladen. Zuerst im August ein Mitschnitt des Simpson-Films, im Kinosaal per Videokamera angefertigt von einem offenbar sehr arglosen 19-Jährigen aus dem südböhmischen Kaplice, der nun hoffen kann, dass seine Naivität auf das Strafmaß angerechnet wird. Es folgten Jan Hrebejks neuer Film "Medvidek" und, jüngster Fall unter vielen anderen, aus noch ungeklärter Quelle die kaum angelaufene Gymnasial-Komödie "Gympl".

Die Filmindustrie schreit Gewalt und zählt fiktive oder tatsächliche Millionenverluste, und die böhmische Jugend schaut, auch wenn nicht alle Piraterien auf ihre Rechnung gehen, leicht verunsichert auf die neu erworbene Digitalkamera, die sich unversehens, aber sehr filmreif verwandelt hat in eine Strahlenkanone an den Schläfen der Studiobosse, in eine schwarzeneggerhaftes Endzeitinstrument, das, wie es scheint, Hollywood und Barrandov zusammen mit einem einzigen (Schnapp-)Schuss in rauchende Trümmer verwandeln kann. Vor diesem Hintergrund muss man sagen: Nur gut, dass dem vor fünfeinhalb Jahren gestarteten Programm "Internet an Schulen" gerade Geld und Puste ausgehen. Wer weiß, was sonst noch alles passieren könnte, im böhmischen Kesselchen.