Post während des Großen Kriegs
Ende Juli werden 100 Jahre seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs vergangen sein. Aus diesem Anlass hat das Prager Postmuseum eine Ausstellung eröffnet, die das Phänomen der Feldpost dokumentiert. Gezeigt werden Feldpostkorrespondenzkarten, Stempel, Briefmarken sowie Dokumente aus dem Postbetrieb.
„Post bedeutete schon immer Kommunikation. Dessen war sich auch der Staat bewusst und bemühte sich, die Kommunikation während des Krieges zu regeln. Mit dem Kriegsausbruch aktivierte der Staat eine Reihe von Vorschriften, die zuvor ausgearbeitet worden waren, und schränkte den Brief-, den Telegrafen- sowie den Telefonverkehr durch die Zensur ein.“
Am wichtigsten war während des Kriegs der Briefverkehr. Für die Soldaten an der Front war dies die einzige Möglichkeit, um mit Verwandten, Freunden oder Arbeitskollegen in Kontakt zu bleiben. Denn in der Armee war verboten, zu telegrafieren oder zu telefonieren. Dafür erhielten die Soldaten aber die Möglichkeit, viel zu schreiben.„Sie bekamen von der Armee kostenlose Feldpostkorrespondenzkarten. Dies hatte auch einen moralischen Aspekt. Denn die Armee verlangte von den Soldaten, dass sie gut kämpften, und musste ihnen wenigstens Trost und moralische Unterstützung spenden. Darum wurden diese Korrespondenzkarten gratis verteilt und konnten ohne Briefmarken verschickt werden. Allerdings war problematisch, was überhaupt auf diesen Karten geschrieben werden durfte. Dies war oft auf Mitteilungen beschränkt wie ´Es geht mir gut, ´´Ich bin gesund´, ´Wir sind gut versorgt´, ´Das Essen ist gut´. Wenn sich der Soldat nicht an die strengen Zensurvorschriften hielt, wurden die problematischen Passagen vom Zensor geschwärzt, oder der Brief wurde gar nicht zugestellt.“
Nicht nur dass die Soldaten nach Hause schrieben, sondern ihre Verwandten schickten auch Briefe an die Front. Selbst wenn die Truppe nicht an einem Ort blieb, bemühten sich die Postangestellten, die Briefe zuzustellen:„Die Feldpostämter wurden nicht nach der geographischen Lage bezeichnet, sondern jedes Amt hatte eine Nummer. Dies war praktisch, und zudem sollte der Feind nicht erkennen, wo sich welche Truppe befindet.“
Die Feldpost ist eine sehr alte Armeeinstitution. In der k. u. k. Monarchie entstand sie bereits im 16. Jahrhundert. In den Friedenszeiten wurde sie dann deaktiviert, erzählt Jan Kramář:
„Die Mitarbeiter der Feldpost wussten, wo sie sich im Fall der Mobilmachung dann wieder melden sollten. In Friedenszeiten gingen sie normal zur Arbeit. Sobald der Kriegsstand ausgerufen wurde, rückten sie zu ihrer Einheit ein, zu der sie zuvor zugeteilt worden waren. Nach der Kriegserklärung gegen Serbien Ende Juli 1914 wurde Anfang August die Feldpost aktiviert. Aktiviert wurde sie nach den Plänen, die der ehemalige Generaldirektor der k. u. k. Feldpost, Josef von Posch, ausgearbeitet hatte. Er war Ministerialrat im Handelsministerium. Es war sein Verdienst, dass die Feldpost während des ganzen Ersten Weltkrieges funktionierte. Posch wurde auf seinem Posten aber schon kurz vor dem Krieg durch Jan Baptista Vaclík abgelöst. Der aus Budweis stammende Tscheche leitete die k. u. k. Feldpost dann in den Jahren 1914 bis 1916.“Der Feldpostdienst bestand aus den k. u. k. Hauptpostfeldämtern, den Feldpostämtern und den Etappenpostämtern. Die Feldpostbeamten arbeiteten nicht direkt an der Front, sondern eher im Hinterland. Daher gerieten sie auch selten in Kämpfe, sagt der Experte:
„Dazu kam es nur entweder aus Versehen oder bei einem unerwarteten Überfall. Die Angehörigen der Feldpost gehörten zu keiner Kampfeinheit, sondern zu den Hilfstruppen. Heute würden wir sie logistische Truppen bezeichnen. Diese Einheiten unterstützten die Kampftruppen und hatten dieselbe Stellung wie beispielsweise der Gesundheitsdienst in der Armee.“
Die Feldpostbeamten mussten täglich Zehntausende von Sendungen zustellen. Die allergrößte Zahl an Briefen, Päckchen und Paketen wurde während der Weihnachtszeit versandt. Der Transport der Feldpost lief größtenteils über die Bahn ab. Dazu Martin Jahoda, ein weiterer Kurator der Ausstellung:„Für diesen Zweck wurde die so genannte Bahnpost genutzt. Das bedeutete, dass die Post während der Fahrt direkt in den Waggons sortiert wurde. Dies beschleunigte die Zustellung enorm. In den Postwagen gab es ein Büro und einen Lagerraum, in dem größere Pakete und Sendungen aufbewahrt wurden. Die Bahnpost nutzte oft ältere Waggons aus dem 19. Jahrhundert. Solche Waggons waren meist nur mit einem kleinen Ofen beheizt. Das heißt, die Beamten, die direkt am Ofen saßen, schwitzten, und den anderen war kalt. Mehr Komfort hatten die Postbeamten in den neueren Waggons, in denen sich die Heizung unter dem Boden befand.“
Mit der Bahn konnte die Feldpost aber nur bis zu jenem Ort transportiert werden, wohin noch die Gleise führten. Weiter wurde sie dann mit Pferdekutschen an den Bestimmungsort gebracht. Nach und nach wurden aber auch modernere Verkehrsmittel eingesetzt. Martin Jahoda:„Österreich-Ungarn führte im Unterschied zu Großbritannien oder Deutschland erst im Verlauf des Ersten Weltkriegs auch die Luftpost ein. Dazu kam es bei der Belagerung der galizischen Festung Przemysl durch die russischen Truppen. Um den Kontakt zu den anderen Armeeteilen aufrechtzuerhalten, wurde die Post von dort mit Flugzeugen befördert. Dies war aber nicht einfach, öfter kam es zu Unfällen, und nicht alle Sendungen wurden zugestellt. Aus Przemysl wurde sogar versucht, die Post mit Heißluftballons zu transportieren. Dies war indes eine sehr unzuverlässige Variante, da die Ballons ohne Besatzung flogen. Bei der Landung befand sich dann häufig keine Post mehr im Korb des Ballons.“
Nicht zuletzt wurde die Feldpost auch auf Schiffen transportiert. Die k. u. k. Kriegsmarine verfügte zwar über keine speziellen Feldpostschiffe, aber alle größeren Schiffe hatten ihren eigenen Bordpoststempel. Die Schiffe brachten die Post unter anderem in die Adria-Stadt Pula, wo 1915 ein Marine-Feldpostamt eingerichtet wurde.Im Postmuseum sind viele Beispiele von Feldpostkorrespondenzkarten sowie von Ansichtskarten mit Kriegsmotiven zu sehen. Gerade Ansichtskarten mit Kriegsbildern waren sehr verbreitet, sagt der Kurator:
„Diese Bilder von Schlachtfeldern waren auch Bestandteil der Propaganda. Denn sie sollten die Erfolge der k. u. k. Armee dokumentieren.“Mit der Feldpost wurden nicht nur Briefe, sondern auch Päckchen an die Soldaten geschickt. Ihre Familien ahnten, dass es den Männern an der Front nicht besonders gut gehen konnte - und schickten vor allem Lebensmittel. Die Zahl der Päckchen war indes bedeutend geringer als die Zahl der Briefe.
Das Recht, ihre Familie per Brief zu informieren, hatten im Übrigen nicht nur die Soldaten der k. u. k. Armee, sondern auch Kriegsgefangene. Kurator Jan Kramář:
„Die Post von den Gefangenen wurde durch die Vermittlung des Roten Kreuzes abgeschickt, das auch eigene Korrespondenzkarten herausgab. Die Verletzten und Gefangen konnten die Post kostenlos an ihre Familien schicken. Genauso durften sie Post von zu Hause bekommen.“
Nicht nur eigene Ansichtskarten mit Kampfmotiven erschienen während des Ersten Weltkriegs. Auch spezielle Briefmarken wurden natürlich herausgegeben. Jan Kramář:„Damals erschienen neue Briefmarkenreihen. Auf ihnen waren Persönlichkeiten abgebildet, die mit dem Kriegsausbruch im Zusammenhang standen. Wir haben bei uns zum Beispiel Briefmarken mit den Porträts von Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie ausgestellt, aber auch von Kaiser Franz Josef und dessen Nachfolger auf dem Thron, Karl I., und seiner Frau Zita von Bourbon.“
Die Ausstellung mit dem Titel „Die Post während des Großen Kriegs“ ist im Prager Postmuseum noch bis 14. September zu sehen.