Prädikat ‚Tschechisches Bier’ - ein weltweit geschützter Begriff

Foto: Barbora Kmentová

Wahrscheinlich hat jedes Land ein typisches Nationalgetränk. So natürlich auch der östliche Nachbar Deutschlands, die Tschechische Republik. Seit 2008 ist der Ausdruck ‚Tschechisches Bier’ sogar ein weltweit geschützter Begriff.

Foto: Barbora Kmentová
So wie Nürnberger Lebkuchen und Lübecker Marzipan in Deutschland gibt es auch in Tschechien rechtlich geschützte Bezeichnungen. Sie heißen in der Fachsprache geschützte geografische Angaben. Diese müssen bestimmten Kriterien unterliegen und werden nach einem Bewerbungsverfahren von der Europäischen Kommission anerkannt und eingetragen. Tschechien ist vor allen für die Braukunst bekannt. Aber um die Auszeichnung ‚České pivo’ (Tschechisches Bier) zu erhalten, müssen die Brauerein eine Menge Kriterien einhalten. Karel Kosař ist Direktor der Forschungsanstalt für Brauerei und Mälzerei:

„Der rechtliche Schutz der Bezeichnung ‚Tschechisches Bier’ umfasst folgende Faktoren: den Begriff an sich, die geografische Beschränkung auf das Gebiet Tschechiens, die Verwendung lokaler Rohstoffe, den landestypischen Herstellungsprozess, die Herstellung des Bieres in der Tschechischen Republik sowie die Etikettierung der Flaschen.“

František Šámal,  Foto: Archiv des Tschechischen Brauerei- und Mälzereiverbandes
Darunter fallen beispielsweise das Gambrinus, das helle Lagerbier von Černá Hora und das naturtrübe von Radegast. Das Landwirtschaftsministerium sorgt durch regelmäßige Kontrollen der insgesamt 16 berechtigten Brauereien für die Einhaltung dieser Normen. Bei Verstößen drohen Strafen: Von Mahngebühren bis zum Rückruf der Produkte.

František Šámal ist der Vorsitzende des Tschechischen Brauerei- und Mälzereiverbandes. Er legt auf das Prädikat ‚Tschechisches Bier’ großen Wert:

„Die Bezeichnung ist erstmal eine Qualitätsgarantie für den Verbraucher. Zudem schützt sie die Brauereien vor unlauterem Wettbewerb durch Konkurrenten und sie dient als Gewährleistung für eine nachhaltige Rohstoffversorgung aus tschechischem Anbau. Dahinter steckt meiner Meinung nach auch Potenzial für eine Zunahme von Exporten. Und in diesem Zusammenhang fördert sie auch den Tourismus.“

Karel Kosař  (Foto: Archiv Radio Prag)
Der Schutz der Erzeugnisse steht im Mittelpunkt der europäischen Gesetzgebung. Dazu nochmals der Direktor der Forschungsanstalt für Brauerei und Mälzerei, Karel Kosař:

„Ziele dieses Systems, das 1992 in der Europäischen Union eingeführt wurde, sind, traditionelle landestypische Nahrungsmittel zu schützen und die Bezeichnung für ausschließlich solche Produkte zu garantieren. Die Produkte unterscheiden sich in ihren Eigenschaften und ihrem Ursprung von anderen Erzeugnissen.“

Tschechisches Bier gilt im weltweiten Vergleich als ein eher bitteres Bier. Das liegt an einem besonderen Verfahren mit genau festgelegten Temperaturen zur Gärung und Reifung. Zudem gibt es strikte Vorgaben, die den Hopfen- und Malzanteil bei der Herstellung betreffen. So muss beispielsweise Sommergerste zur Malzgewinnung verwendet werden. Der charakteristische Geschmack tschechischer Biere ist auf einen höheren pH-Wert und einen höheren Anteil an aromatischen Verbindungen zurückzuführen als es sie bei Bierproduzenten aus anderen Ländern gibt.