Präsident Putin: Russland trägt moralische Verantwortung für 1968

Präsident Vladimir Putin und Präsident Vaclav Klaus (Foto: CTK)

Das politische Prag steht derzeit ganz im Zeichen des zweitägigen Staatsbesuches von Vladimir Putin. Nach 13 Jahren traf am Mittwoch erstmals wieder ein russisches Staatsoberhaupt an der Moldau ein. Vor allem um wirtschaftliche Themen sollten sich die Gespräche drehen. Die Schlagzeilen der tschechischen Presse bestimmt aber eine andere Äußerung Putins. Welche, das verrät Ihnen Thomas Kirschner.

Präsident Vladimir Putin und Präsident Vaclav Klaus  (Foto: CTK)
"Putin entschuldigt sich für die Okkupation" titelt die Tageszeitung Lidove Noviny, "Das Jahr 68 war eine Tragödie" zitiert die Mlada fronta den Kreml-Führer auf der Titelseite. Vladimir Putin wich am Mittwoch in Prag der belasteten Vergangenheit der tschechisch-russischen Beziehungen nicht aus: Die Invasion der Warschauer-Pakt-Truppen in die damalige Tschechoslowakei und die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 bedeute für Russland zwar keine rechtliche, wohl aber eine moralische Verantwortung, so Putin. Zugleich warb er darum, die Meinungshoheit hierbei nicht radikalen Strömungen zu überlassen:

"Wenn wir heute auf die tragischen Ereignisse der Vergangenheit blicken, dann ist unsere einzige Befürchtung, dass bestimmte politische Kräfte die Geschehnisse missbrauchen könnten, um eine anti-russische Stimmung zu schaffen. Dass Russland aber eine moralische Verantwortung trägt, das ist keine Frage."

Präsident Vaclav Klaus und Präsident Vladimir Putin  (Foto: CTK)
Eine freundschaftliche Geste kam auch vom tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus, der gegen jede protokollarische Gewohnheit die Gespräche mit Putin auf Russisch führte. Klaus betonte, dass die problematische Geschichte der beiden Staaten nicht im Mittelpunkt der Beziehungen stehen dürfe:

"Die gegenseitigen Beziehungen sehen wir sehr pragmatisch, positiv und konstruktiv. Präsident Putin und ich sind uns der Vergangenheit sehr deutlich bewusst - wir werden sie nicht vergessen, aber wir wissen auch, dass die Vergangenheit keine Belastung für die Zukunft sein darf."

Die Zukunft der tschechisch-russischen Beziehungen, da waren sich beide Seiten einig, liegt derzeit vor allem im wirtschaftlichen Austausch. Putin kündigte nach seinem Gespräch mit Klaus einen weiteren Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen an:

"Die russischen Investitionen in der Tschechischen Republik belaufen sich auf eine halbe Milliarde US-Dollar, die tschechischen Investitionen in Russland auf rund 70 Millionen Dollar. Das ist in beiden Richtungen nicht ausreichend. Wir wollen die Beziehungen daher ausweiten und vertiefen. Zunächst haben wir über 15 Projekte mit einem Gesamtvolumen von etwa zwei Milliarden US-Dollar gesprochen, vor allem aus dem Bereich Maschinenbau."

Dabei handelt es sich laut Putin unter anderem um die Modernisierung der U-Bahn in Sankt Petersburg, um die gemeinsame Fertigung von Trolleybussen und die Erneuerung der russischen Straßenbahn-Flotte. Ein wichtiges Thema nach der Gaskrise mit der Ukraine war aber auch die Energiefrage. Tschechien bezieht 70 Prozent seines Erdöl- und Erdgasbedarfs aus Russland. Putin betonte, dass Russland seine Lieferverpflichtungen mit maximaler Verantwortlichkeit wahrnehmen werde.