Präsidentschaftskandidaten: Jana Bobošíková – kein Diktat aus Brüssel

Jana Bobošíková (Foto: ČTK)

Ende November sah es noch so aus, als ob bei den ersten direkten Präsidentschaftswahlen in Tschechien acht Kandidaten ins Rennen gehen werden. Am 13. Dezember aber hat das Oberste Verwaltungsgericht dann entschieden: auch Jana Bobošíková hat das Recht, sich um das Präsidentenamt zu bewerben. Von den nun endgültig neun Kandidaten wurde Jana Bobošíková die Wahlnummer drei zugelost.

Jana Bobošíková  (Foto: ČTK)
Die 48-jährige Pragerin Jana Bobošíková gilt als Kämpferin. Mit der Akribie und Besessenheit, die ihr eigen ist, hat sie ihre Kandidatur vorbereitet und dafür auch die geforderten 50.000 Unterstützer-Unterschriften gesammelt. Es standen sogar über 56.000 Unterschriften in den Listen, die sie beim Innenministerium einreichte. Nach zwei Stichproben aber beanstandete das Ministerium zu viele Fehler in den Daten der Unterzeichner und annullierte so einen Großteil der Unterschriften. Die Konsequenz war, dass die ehemalige TV-Journalistin und Europa-Abgeordnete aus der Kandidatenliste gestrichen wurde. Das Oberste Verwaltungsgericht aber kritisierte die Prüfmethode des Ministeriums und revidierte dessen Entscheidung. Jana Bobošíková quittierte das Urteil mit Genugtuung:

Jan Kubice  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich bin sehr froh, dass mich das Gericht vor der ungesetzlichen Entscheidung des Innenministeriums beschützt hat. Und ich hoffe, dass Premier Nečas und Innenminister Kubice aus dieser Sache die entsprechenden Konsequenzen ziehen.“

Jana Bobošíková ist also wieder im Spiel und will verlorenen gegangenen Boden möglichst schnell wieder gutmachen:

„Selbstverständlich hat mir der zeitweilige Ausschluss geschadet. Ich bin aus den verschiedensten Umfragen herausgefallen, und die Leute haben mich in ihren Gedanken nur noch zur Hälfte als Präsidentschaftskandidatin wahrgenommen. Das hat mir zweifellos geschadet, aber ich werde nicht jammern, sondern weiterkämpfen.“

Foto: Kristýna Maková
Seitdem nutzt die heutige Marketing-Managerin und Vorsitzende der nicht im Parlament vertretenen Partei Suverenita jede sich bietende Gelegenheit, um zu punkten. Und Jana Bobošíková sagt auch unverblümt, warum sie Präsidentin werden will:

„Ich habe auch nach Jahren eine klare und konsistente Meinung und ich verfüge über eine gewisse internationale politische Erfahrung. Ich stehe hinter meiner Meinung und ich habe auch keine Angst davor, für meine Überzeugung zu kämpfen.“

TV-Krise 2000  (Foto: Stanislav Jelen,  Wikimedia Creative Commons 3.0)
Dass die attraktive wie auch ehrgeizige Bobošíková dabei nicht scheut, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen, hat sie schon mehrfach bewiesen. An die zwei auch landesweit bekanntesten Vorgänge dieser Art erinnert sie sich nur allzu gut:

„Das erste Mal war das in der so genannten TV-Krise der Fall. Hier habe ich mit meiner Meinung ganz eindeutig gegen die Demonstranten auf dem Prager Wenzelsplatz und die vorherrschende Auffassung in der Nachrichten-Abteilung des Tschechischen Fernsehens gestanden. Und das zweite Mal war das bei der Präsidentenwahl 2008, wo ich von vornherein wusste, dass die Bürger meine Kandidatur klar ablehnen würden. Eine ganze Reihe von ihnen versteht auch heute noch nicht, warum ich die Nominierung durch die Kommunisten angenommen habe. Mein Ziel war es jedoch, Václav Klaus damit zum Präsidentenamt zu verhelfen, und das ist gelungen.“

Europäisches Parlament in Brüssel  (Foto: Europäische Kommission)
Auch wegen dieser Vorgänge zählt Jana Bobošíková heute zu den schillerndsten Figuren in der hiesigen Politik, selbst wenn sie sich außer mit TV- und Wahlauftritten noch nicht besonders hervorgetan hat. Mit der von ihr gegründeten Partei Suverenita will sie sich dafür umso mehr von den anderen politischen Parteien abheben:

„Mein Programm unterscheidet sich völlig von den Inhalten aller anderen Kandidaten für das Präsidentenamt. Ich sage ganz eindeutig: Stopp dem Diktat aus Brüssel. Ebenso dauerhaft und konstant setze ich mich für die nationalen Interessen unseres Landes ein. Ich sehe jetzt, wie die anderen Kandidaten die nationalen tschechischen Interessen bedienen wollen, auf der anderen Seite aber dem Lissabon-Vertrag zustimmen. Ich sehe, wie sie auf großen Werbetafeln der Tschechischen Krone huldigen, in Wirklichkeit aber vom Euro und vom europäischen Föderalismus träumen. Deshalb bin ich für keinen der anderen Kandidaten.“

Jana Bobošíková schwimmt mit ihrer Kandidatur also ein weiteres Mal gegen den Strom, und sie macht auch klar:

„Der Kompromiss ist ein guter Schirm, aber ein entsetzlich schwaches Dach.“