Prager Buchmesse: Qual der Wahl, und doch fabelhaft

Prager Buchmesse 2007 (Foto: www.ifp.cz)

Am Donnerstag hat die Internationale Buchmesse Prag zum 13. Mal ihre Tore geöffnet. Ein imposantes Treffen von Buchverlagen aus 35 Ländern im Industriepalast des Prager Messegeländes. bei dem sie traditionell nur Kostproben aus ihrer Produktion vorstellen können. Jitka Mladkova hat sich bei der feierlichen Eröffnung der größten Buchmesse Tschechiens umgehört:

"Die Buchmesse ist für mich vor allem eine große Frustration. In den großen Ausstellungsräumen wird man sich bewusst, dass man so viele Bücher weder kaufen noch lesen kann."

Mit diesen Worten leitete der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg seine kurze Ansprache ein, fügte allerdings gleich hinzu:

"Und doch ist es etwas Fabelhaftes, weil man sich durch die Literatur gegenseitig kennen lernen kann."

Karel Schwarzenberg muss man Recht geben. Er erinnerte aber auch daran, was nicht jedem Besucher beim Wandeln durch die Knizni svet, die Buchwelt - so der offizielle Titel der Buchmesse - unbedingt in den Sinn kommt:

"Da ich in einer Periode meines Lebens auch mit Bücherschmuggel beschäftigt war, weiß ich, was es bedeutet, wenn Bücher unerreichbar und verboten sind. Wir alle hier, die die Freiheit genießen können, sollten auch an die Menschen denken, die die gewünschten Bücher nicht bekommen, und wenn, dann nur zensiert."

Der Schwerpunkt der Prager Buchmesse ist zum ersten Mal in den dreizehn Jahren ihres Bestehens die Literatur des deutschen Sprachraums. Auf einem Gemeinschaftsstand präsentieren Buchverlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einen Querschnitt ihrer Produktion. Zur Messe-Eröffnung sind daher auch die Botschafter Deutschlands und Österreichs und die Charge d´affaires der Schweizer Botschaft erschienen. Von der tschechischen Seite waren zugegen Schulministerin Dana Kuchtova und Kulturminister Vaclav Jehlicka. Angereist ist auch EU-Kommissar für Vielsprachigkeit, Leonard Orban. Die österreichische Botschafterin Margot Klestil-Löffler unterstrich in ihrer Rede nicht nur die Aufgabe des Prager "literarischen Festivals", "Hunger auf die Literatur zu wecken". Sie verwies auch auf seinen breiteren Rahmen:

"In einem Europa der Kulturen ist gerade die sprachliche Vielfalt wesentlich. Oft entsteht die erste Verbindung zur Kultur eines anderen Landes über seine Literatur, wobei Übersetzungen eine wichtige Rolle".

Im europäischen Rahmen sieht Svet knihy / die Buchwelt auch der deutsche Botschafter in Prag, Helmut Elfenkämper:

"Eine Buchmesse wie "Svet knihy" in Prag macht auf eine sehr anschauliche Weise deutlich, dass wir im Jahre der Erweiterung der Europäischen Union auf 27 Mitgliedsländer noch immer in einer sprachlich ungeheuer vielfältigen und daher literarisch und kulturell allgemein so fruchtbaren Umgebung in Europa leben. Es wird darauf ankommen, die Vielfalt zu erhalten, wenn wir die Bedeutung Europas insgesamt erhalten wollen."

Die Prager Buchmesse bleibt bis Sonntag für alle Buchfans geöffnet. Eine kleine Qual der Wahl, aber vor allem ein außerordentliches Erlebnis, wie bereits der tschechische Außenminister eingangs festgestellt hat.