Prager Fußballklub AFK Slavoj Praha Podoli setzt auf den Nachwuchs
Die Fußball-WM 2006 gehört bereits unwiderruflich der Vergangenheit an. Über die Weltbühne rollen mittlerweile Ereignisse anderer Art, die das Völker verbindende Fußballfest beinahe vergessen lassen. Der Fußball selber wird aber natürlich weiter gespielt, unabhängig davon, ob eine EM oder WM vorbei ist oder bevorsteht. Einen Beweis dafür hat für Sie Jitka Mladkova - in der nun folgenden Sendereihe Panorama CZ:
Die Abkürzung "AFK" in dem Namen des Sportvereins, den ich mitten in einer Grünanlage auf der Anhöhe der Prager Elsterberge in Prag-Podoli besucht habe, steht für Amatersky fotbalovy klub, auf Deutsch Amateurfußballklub. Wie es also in dem Fußballklub funktioniert, der auch in dem Namen seinen Amateurcharakter deklariert, erfuhr ich von Dipl.Ing. Jiri Brejcha, Cheftrainer der Gruppe "Jüngere Schüler", der als studierter Chemiker sein Brot verdient, sein Herz aber schlägt seit vielen Jahren schon für den Fußball. Ohne finanzielle Zuschüsse, versteht sich, könnte so ein Klub natürlich nicht existieren. Die Finanzierung der Sportaktivitäten von Kindern und Jugendlichen sei ein Kapitel für sich, sagt Brejcha und fügt hinzu:
"Im Prinzip ist es ein tagtäglicher Kampf auch um die geringsten Finanzmittel. Zum Teil werden Sportklubs wie der unsere durch kleinere Sponsorengaben unterstützt, aber es ist aber keineswegs leicht, Sponsoren dazu zu bewegen. Sowohl Firmen wie auch einzelne Personen wollen nicht immer einsehen, dass ihre Reklame nicht unbedingt das Wichtigste dabei ist. Wir bekommen auch Zuschüsse vom Tschechischen Fußballverband sowie vom Verband für Körpererziehung. Einen großen Teil der Kosten tragen schließlich die Eltern der Kinder selbst."
Das sind also die drei Hauptsäulen der Finanzierung des Sportklubs AFK Slavoj Podoli Praha. Auf meine Frage, ob der Klub also auch Manager braucht, die fleißig bei den potentiellen Sponsoren anklopfen, wehrte sich .Jiri Brejcha gleich gegen die Bezeichnung "Manager":
"Eigentlich arbeiten wir alle in unserem Klub ehrenamtlich, daher ist die Bezeichnung ´Manager´ etwas hoch gegriffen. Auf den Arbeitsinhalt und die Bedeutung bezogen kann man aber schon von Managern sprechen. Die Verteilung der Subventionen von Seiten der bereits genannten Verbände richtet sich nach ihren festen Haushaltsregeln. Der Großteil unserer Gelder hängt aber von den Aktivitäten der Klubmitglieder ab, seien es Mitglieder des Klubkomitees, die einzelnen Trainer, eventuell auch die Eltern der Spieler oder die Spieler selbst."
Wie erwähnt, müssen also auch die Eltern einen Teil der Kosten für ihre Sprößlinge tragen. Da bietet sich gleich die Frage an: Was ist ihre Motivation, den Sohn in einem Fußballklub spielen zu lassen? Die Motivation der Eltern sei unterschiedlich, so Brejcha. Im Prinzip aber teilt er die Eltern in zwei Gruppen auf:
"Die eine Gruppe sind Menschen, die dem Sport nahe stehen und daran interessiert sind, dass auch ihre Kinder Sport treiben. Nicht zuletzt sehen sie darin eine sinnvolle Freizeitgestaltung und zugleich auch die Möglichkeit für ihre Kinder, etwas Schönes im Team zu erleben. Die andere Gruppe hingegen bilden Eltern, die in dem Sportklub eine Art Abladeplatz für ihre Kinder sehen. In dem Moment aber, wenn sie selber etwas für ihr Kind tun müssten, es zum Beispiel zum Training oder zum Fußballspiel bringen oder das Kind irgendwo abholen sollen, dann sind nicht selten einige Eltern überrascht, dass etwas mehr von ihnen erwartet wird als nur das Kind unter die Aufsicht des Klubs zu bringen. Dass am Samstag oder Sonntag ein Fußballspiel ausgetragen wird, das bedeutet für viele Eltern, zum Beispiel auf die typisch tschechische Gewohnheit verzichten zu müssen, nämlich für das ganze Wochenende auf die Datscha zu fahren."
Nun, was macht der Sportklub, wenn eine solche Situation entsteht, frage ich weiter und erfahre: Es komme an die Kommunikation in der konkreten Mannschaft an, zwischen dem Trainer bzw. Teamleiter auf der einen und den Eltern auf der anderen Seite. Es passiert auch, dass manche Eltern durch ihre laxe Einstellung ihren Kindern einfach die Chance nehmen, sich sportlich zu betätigen. Das sei natürlich umso bedauerlicher, sagt der Cheftrainer des AFK Slavoj Podoli Praha, wenn es sich um talentierte Jungs handelt. Wie ist es eigentlich um den Fußballspielernachwuchs in Tschechien bestellt?
"Die Fußballbasis ist in Tschechien recht breit. Der Fußball gilt für viele Jungs als Sportdisziplin Nummer Eins, was natürlich ein Vorteil ist. Die Fundamente der Fußballbasis sind fest, weil das ganze System Jahrzehnte lang gebaut wurde. Zum Glück finden sich immer noch Menschen, die bereit sind, sich freiwilig den kleinen Knirpsen in diesem Bereich zu widmen. Die Perspektiven sind deshalb auch für die Zukunft gut."
Und nicht zuletzt auch dadurch, dass derzeit ein zahlenmäßig starker Nachwuchs der Kinderjahrgänge für die A-Gruppe der Senioren heranwachsen, der bis dato der Jugendauswahl angehörte. Davon können schon jetzt zunehmend die Mannschaften der Fußballsenioren profitieren. Anders als früher haben jedoch die Jungs schon jetzt die Chance, ins Ausland zu kommen, zumindest die von Jiri Brejcha. Schließlich beruht alles vor allem auf persönlichen Kontakten:
"Die Jungs in unserer Mannschaft, Jahrgang 1993, hatten relativ großes Glück. In ihrem Alter von 13 Jahren haben sie schon sieben bis acht Auslandsturniere absolviert, und das ist bei weitem nicht die Regel, nicht einmal in unserem Fußballklub."
Zweimal in Frankreich, dreimal in Deutschland, zweimal in der Schweiz und einmal in Belgien. Vieles, was die jungen Fußballer im Ausland kennen lernen, ist für sie natürlich neu. Vom Stil des Spiels angefangen bis zum mehr oder weniger unterschiedlichen Verhalten ihrer ausländischen Spielgegner. Die Erziehung im Westen sei mehr individualistisch orientiert, was sich auch in dem Verhalten der kleinen Spieler offenbart, sagt Brejcha. Das sei zumindest seine Erfahrung.
Zuletzt reiste seine Mannschaft zu einem Turnier nach Cambry in Frankreich. Mit von der Partie war auch der dreizehnjährige Fußballer Martin Petrasek. Zum Abschluss meines Besuches beim Fußballklub AFK Slavoj Podoli Praha fragte ich auch ihn nach seinen Eindrücken von den Wettkämpfen mit den ausländischen Altersgenossen. Über Unterschiede konnte er eigentlich nichts sagen, außer dass das Publikum das einheimische Publikum ungewöhnlich enthusiastisch unterstützte, aber ansonsten:
"Ich denke, die waren nicht viel anders als wir", konstatiert Martin gelassen.